Der Krankheitsverlauf der Corona-Variante Omikron mag zwar in vielen Fällen leicht sein, dennoch wächst der Druck auf die Krankenhäuser auf Mallorca. Und die Verteilung der Patienten scheint zumindest zeitweise chaotisch.

Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, musste am Sonntag (16.1.) ein Patient mit schweren Atemproblemen vom Krankenwagen zu Hause abgeholt werden. Da laut der Leitstelle keine Betten auf den Intensivstationen für Corona-Patienten frei waren, wurde er schließlich in einem Operationssaal im Krankenhaus Son Llàtzer untergebracht.

Gemma Rialp, die Leiterin der Intensivstation des Krankenhauses, erklärt, man habe improvisieren müssen. "Unsere 20 Betten auf der Intensivstation sind zu einhundert Prozent mit Corona-Patienten belegt. Außerdem haben wir sechs weitere Betten im Aufwachraum und zwei, die wir heute Morgen in dem Operationssaal für Nicht-Corona-Patienten aufgestellt haben. Diese acht Betten sind derzeit ebenfalls belegt", sagte sie am Montag.

Offiziell 55 freie Betten

Doch war die Situation wirklich so dramatisch? Laut Gesundheitsbehörde IB-Salut sind am Montag um acht Uhr auf den Balearen insgesamt 55 Betten auf den Intensivstationen für Corona-Patienten frei gewesen. Im Landeskrankenhaus Son Espases waren sechs Betten frei, in Son Llàtzer eins, auf Menorca eins, auf Ibiza sechs. In Inca und Manacor waren zu diesem Zeitpunkt alle Betten belegt. Zudem seien in privaten Krankenhäusern 41 Plätze auf den Intensivstationen frei gewesen.

Angesichts dieser Zahlen ist es mehr als merkwürdig, dass der Patient nicht in ein Krankenhaus mit freien Betten auf der Intensivstation gebracht wurde, sondern in das ihm wegen seines Wohnorts zugeordnete Krankenhaus Son Llátzer, Der Versuch einer Erklärung seitens der Behörden: Am Sonntag sei die Lage so angespannt gewesen, weil gleich vier Personen mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus mussten.

15 Prozent mehr schwer kranke Patienten

Insgesamt lagen am Montag 452 Personen auf Mallorca und den Nachbarinseln mit Corona im Krankenhaus, wobei 360 Patienten stationär behandelt werden. Das sind rund 17 Prozent mehr als vor sieben Tagen. 92 Personen liegen derzeit mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation, was einer Steigerung von 15 Prozent entspricht. Laut Informationen des regionalen Gesundheitsministeriums liegt die Belegung der Intensivstationen bei 27 Prozent. Insgesamt hätten die Balearen 341 Plätze auf der Intensivstation.

Am Dienstag (18.1.) hat die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez angesichts einer möglichen Überlastung der Intensivstationen versichert, dass "alle Krankenhäuser ihre eigenen Notfallpläne und Kapazitäten zur Erweiterung haben". Die Anzahl der Betten könne im Bedarfsfall erhöht werden. "Wann immer eine Erweiterung notwendig war, wurde diese durchgeführt", so die Ministerin bei einer Pressekonferenz. /pss