Klar, vulgär und zotig kann er auch sein, wie es sich für einen richtigen Rock ´n´ Roller - oder was man sich darunter gemeinhin vorstellt - gehört. Als Urgestein des Rock und Blues kann er sich das leisten, immerhin hat der Gitarrist und Sänger in den dreieinhalb Jahrzehnten seiner Laufbahn viele Kollegen kommen und gehen sehen. Aber jetzt kommt erst einmal er am 4. Juli nach Mallorca und eröffnet dort die Konzert-reihe ýGuitarras del Mundo". Im Centre Musical Assaig in Palmas Gewerbegebiet Son Castelló stellt er mit der Mink DeVille Band sein neues Album ýPistola" vor, eine Scheibe, auf der er so ziemlich alle Register zieht, die er beherrscht: von Rock über Songwriter und Country-Kitsch bis hin zu New-Orleans-Jazz und gutem, alten Südstaaten-Blues.

Willy DeVille heißt eigentlich William Ramsay, ist irischer, baskischer und indianischer Abstammung. Geboren wurde er 1950 in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut, ein Ort, an dem das Leben nicht gerade tobte und dessen Bewohner nicht gerade Gefallen darin fanden, über die Stränge zu schlagen. Kein Ort für Willy, der mit 14 die Schule schmiss und sich als Halbwüchsiger durch die Straßen von Manhattan trieb. Es war die Zeit der Hippies. Doch nicht die psychedelischen Klänge LSD-bedröhnter Zeitgenossen zogen den musikbegeisterten Jugendlichen an, sondern Bluesgitarristen wie Muddy Waters, John Lee Hooker und John Hammond und Musiker wie Bob Dylan und Jimi Hendrix.

Die eigentliche Karriere des Willy Ramsay begann Mitte der 70er Jahre in San Francisco. Dort machte er mit einer Band auf sich aufmerksam, die sich Billy DeSade and the Marquis nannte. Angeblich kam der Name deshalb zustande, weil die Gruppe vor allem in Sado-Maso-Clubs Auftritte erhielt. Aus dieser Formation ging dann jene Band hervor, die mit Songs wie ýSpanish Stroll" in den USA, vor allem aber in Europa bekannt wurde: Mink DeVille.

Die Musikzeitschrift ýRolling Stone" kürte die erste Platte der Gruppe, ýCabretta", 1977 zum besten Album des Jahres. Und der deutsche ýMusikexpress" schwärmte: ýWilly ist der Prototyp eines Rock ´n´ Roll-Menschen. Seine Stimme ist rau, trocken, aufregend und dreckig, und in ihr schwingt die sinnliche Anmache, die uns Hörer zittern lässt." Das ungewöhnliche Outfit des Bandleaders DeVille steuerte das Übrige zum Erfolg bei: Mit seinem Menjou-Bärtchen, der hochgeföhnten Tolle, eng anliegenden Anzügen, Goldzähnen und einem echten Diamanten im Schneidezahn wirkte er zwar wie eine Mischung aus Stenz und Zuhälter, schaffte sich aber ein unverwechselbares Image.

1984 konnte Willy DeVille nicht mehr. Ausgelaugt von den vielen Konzerten und Aufnahmen, voll bis an den Rand mit Heroin und abgemagert wie ein Skelett, klinkte sich der Musiker aus. Ein letztes Album unter dem Bandnamen Mink DeVille erschien 1985.

DeVille ist zwar nicht kleinzukriegen, doch sein Leben ist ein einziges Auf und Ab. 1987 wird er zum besten Sänger des Jahres gekürt und sein Song ýStorybook Love" als Soundtrack des Kinofilms ýThe Princess Bride" für den Oscar nominiert, dann wieder steht DeVille ohne Plattenvertrag da. ýPersönliche Schwierigkeiten und ein unsteter Lebenswandel verhindern den endgültigen Durchbruch", heißt es diskret in einer Biografie über DeVille.

Doch der Exzentriker zieht weiter seine Bahnen. Nach ýBackstreets of Desire" veröffentlicht er 1995 die CD ýLoup Garou" mit dem gleichnamigen Song, der ein Jahr später die Titelmusik des ZDF-Mehrteilers ýDer Schattenmann" wird. Im neuen Jahrtausend hat DeVille den Musikmarkt immerhin um drei CDs bereichert. Es scheint, er hat doch noch die Kurve gekriegt. ýWir sind eben alle reifer geworden", meinte er kürzlich in einem Interview. Und wenn doch nicht, das wissen wir ja bereits, dann können wir ihn alle mal.

Konzert mit Willy DeVille am 4. Juli um 22 Uhr im Centre Musical Assaig

in Palma. Eintritt: 38 Euro. Karten: ServiCaixa, Xocolat.