Spötter behaupten, dass man mit Verletzten rechnen müsse, wenn man zu viele starke Persönlichkeiten in einen Raum sperre. Bei Deep Purple ist dies nicht ganz von der Hand zu weisen. Seit 40 Jahren ist die Gruppe nun schon im Geschäft, doch immer nur wenige Jahre mit der gleichen Besetzung. Trotz der häufigen Personalwechsel zählt die Band zu den Gründern und bis heute auch zu den einflussreichsten Vertretern des Hard Rock. Weltweit hat sie mehr als 100 Millionen Alben verkauft.

Den Hard Rock beherrschen die Musiker von Deep Purple trotz fortgeschrittenen Alters immer noch. Wer ihr Konzert am 15. September in der Palma Arena besucht, darf allerdings nicht enttäuscht sein: Es handelt sich nicht um die Besetzung, mit der die Band ihre größten Erfolge wie ýSmoke On The Water", ýHighway Star" und ýChild in Time" hatte. Dabei handelte es sich bei diesem Line-up nicht einmal um die Originalbesetzung von 1968, mit dem Keyboarder Jon Lord, dem immer in Schwarz gekleideten Gitarristen Ritchie Blackmore, dem Schlagzeuger Ian Paice, dem Sänger Rod Evans und dem Bassisten Nick Samper.

War zunächst die Hammondorgel von Lord das beherrschende Instrument, setzte Blackmore nach dem ersten Personalwechsel - 1969 gingen Evans und Samper, der Bassist Roger Glover und der Sänger Ian Gillan kamen - durch, dass die E-Gitarre in den Vordergrund trat. Der typische Purple-Sound war geboren: knackige Gitarrenriffs, unverwechselbare Soli und Läufe, bei denen sich Blackmore und Lord wahre Duelle lieferten, dazu der markante Gesang von Gillan, der sich mit Falsettstimme in die Rockgeschichte schrie.

In dieser Besetzung hatte die Band ihre größten Erfolge. Doch Blackmore und Gillan, das war wie Feuer und Wasser, wie Lennon und McCartney, und 1973 nahmen Gillan und Glover den Hut. Ersetzt wurden sie durch David Coverdale und Glenn Hughes. Zwei Jahre später verlies Blackmore im Streit die Band, 1976 löste sich Deep Purple auf.

1984 gelang es dem Label PolyGram, die Erfolgsbesetzung mit den Streithähnen Blackmore und Gillan wieder zu vereinen. Es heißt, zwei Millionen Dollar pro Kopf hätten die Musiker überzeugt. Das Comeback gelang, die Band knüpfte mit bewährtem Konzept und modernisiertem Sound an alte Zeiten an. Aber auch an alte Differenzen. Das nächste Kapitel der Geschichte ist das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel von Gillan und Blackmore: Gillan ging, Blackmore blieb, Gillan wurde zurückgeholt, Blackmore ging. Bände spricht die Videoaufnahme eines der letzen gemeinsamen Konzerte, in denen Blackmore ein Gitarrensolo abbrach, um Gillan mit einem Becher Wasser zu bewerfen.

Überraschend einig war sich die Band 1993, durch wen Blackmore dauerhaft ersetzt werden sollte. Bei ihren Vorschlägen hatten alle Musiker Steve Morse auf ihren Listen stehen, ein Gitarrist aus den USA, der sich mit den Dixie Dregs und Kansas einen Namen gemacht hatte. Ein gewagtes Experiment, denn Morse vermied es konsequent, auch bei alten Songs den Stil seines Vorgängers zu imitieren. Doch das Experiment gelang, was möglicherweise einer der Gründe ist, warum Deep Purple auch die nächste und wohl schmerzhafteste Trennung überstand. Im Jahr 2002 verabschiedete sich Jon Lord von der Band - nicht im Streit, sondern mit zwei Seelen in der Brust, der des Rock- und des Klassikmusikers. Nach mehr als drei Jahrzehnten Deep Purple wollte er nun seine andere Seite ausleben. Seither greift nun Don Airey bei der Band in die Tasten, ein Musiker, der sich zuvor unter anderem bei Ozzy Osborne, Jethro Tull und Gary Moore verdient gemacht hat.

Mit Airey tritt Deep Purple in Palma in ihrer achten Besetzung - im Fachjargon auch Mark VIII. genannt - auf. Mit Gillan, Glover und Paice sorgen immerhin drei Musiker für die Kontinuität einer Band, die wie wenige andere Rockgeschichte geschrieben hat.

Das Konzert am 15. September beginnt um 22 Uhr. Der Eintritt kostet 39 und 95 Euro; Karten sind im Kaufhaus El Corte Inglés, beim Inselradio 95.8 und bei Xocolat erhältlich.