Laut der Zeitschrift „Forbes" war Bob Marley im vergangenen Jahr mit rund 20 Millionen Jahreseinkommen einer der am besten verdienenden toten Musiker - nach Michael Jackson und Elvis Presley. Wobei Marley, der dieses Jahr 70 geworden wäre, einer der wenigen toten Musiker ist,

dessen Einkommen auch noch tendenziell am Wachsen ist.

Das weckt Begehrlichkeiten. Als Marley 1981 starb, ging der Stress los. Hatte der charismatische Bandleader noch 50 Prozent seiner Songwriter-Tantiemen an seine Bandkollegen abgetreten, wollte seine Witwe Rita Marley nicht mehr so spendabel sein. Es folgten Rechtsstreitigkeiten, die die Botschaft von „One Love" doch eher zu „Cash Only" verkommen ließen.

Heute gibt es gleich mehrere Bands, die für sich beanspruchen, den Geist seiner Musik weiterzutragen. Einige davon tragen sogar den Namen von Marleys Band „The Wailers". So unter anderem „The Original Wailers", die am Samstag (4.7.) beim ersten One Love Reggae Mallorca Festival in Son Fusteret auftreten. Organisiert wird es vom der Trui-Gruppe, die das Veranstaltungs­gelände seit 2014 gepachtet haben.

Die Geschichte beginnt 1963, als sich die später als Wailers bekannte Gruppe unter dem Namen „The Teenagers" als A-cappella-Band gründet. Mit dabei sind Bunny Livingston, Peter Tosh, Bob Marley, Junior Braithwaite, Beverley Kelso und Cherry Smith. Letztere verlassen die Band 1966. Die Gruppe arbeitet als Studioband und hat erste Erfolge.

1974 scheiden Peter Tosh und Bunny Livingston aus. Sie hatten immer weniger Präsenz in der Musik der Band bekommen. Marley bleibt das einzige Originalmitglied und verpflichtet Aston „Family Man" Barrett am Bass und dessen Bruder Carlton Barrett am Schlagzeug. Beide hatten vorher in Lee „Scratch" Perrys Band The Upsetters gespielt.

Die Wailers werden zu einer Supergroup der besten Musiker Jamaicas. An der Leadgitarre spielt der junge US-Amerikaner Al Anderson, der damals als Studiomusiker auf der Karibikinsel arbeitet. 1977 wird er durch Junior Marvin ersetzt. Nach einem Jahr kommt Anderson wieder. Fortan teilen sich beide den Part an der Leadgitarre.

1975 veröffentlicht die Band den Song „No Woman No Cry", der Marley schlagartig berühmt macht. 1977 erscheint das Album „Exodus", das den Reggae endgültig zu einem globalen Phänomen werden lässt. Vier Jahre später stirbt der Frontmann mit 36 Jahren. Die Band macht trotzdem weiter. Anführer ist seither Aston „Family Man" Barrett. Die Band ist bis heute als „The Wailers Band" aktiv, tourt mit jungen Musikern und den alten Songs von Liebe und Hoffnung um die Welt.

2008 beschließen Al Anderson und Junior Marvin, sich von den übrigen Wailers zu trennen und ihre eigene Band zu gründen: „The Original Wailers". Diese spielen eine Mischung aus den alten Hits und eigenen Songs. Mit einigem Erfolg: 2012 erhalten sie immerhin eine Grammy-Nominierung für ihre EP „Miracle". Junior Marvin ist da schon nicht mehr dabei. Bereits 2011 verlässt er die Band und tourt seither unter verschiedenen Bandnamen. Für August 2015 etwa ist ein Konzert in Benicassim angekündigt. Dort tritt er als „Junior Marvin and his Wailers" auf.

„The Wailers" ist immer noch ein Name, der zieht. Eine gute Möglichkeit, Leute in Konzerte zu locken, teilweise sogar mehr, als wenn Originalmitglieder unter anderem Namen auftreten. Peter Tosh, der 1987 erschossen wurde, ist dabei eine der wenigen Ausnahmen: Er hat unter eigenem Namen erfolgreich Karriere gemacht hat. Der Reggae hat sich trotz talentiertem Nachwuchs in den letzten Jahrzehnten nie ganz von der Lichtgestalt Marley lösen können. Auch das wird ein Grund sein, warum man unter dem Bandnamen gut arbeiten kann.

One Love Reggae Mallorca Festival (Samstag 4.7., Son Fusteret. Karten: 18 Euro, u. a. www.sonfusteret.com

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