Die Inseln des Mittelmeers waren schon zur Zeit der Epen Homers Orte der Inspiration. Doch wenn es um zeitgenössische Kunst geht, denkt nicht unbedingt jeder als Erstes an Mallorca, Korsika und Sardinien. Die drei großen Museen dieser Inseln, das FRAC Corse, das Museo d'Arte Provincia di Nuoro und das Es Baluard Museu d'Art Modern i Contemporani de Palma, wollen daran etwas ändern.

„Impulse kommen nicht nur aus den Metropolen, sondern auch aus der Peripherie", betonte Nekane Aramburu, die Direktorin des Es Baluard, vergangene Woche bei der Eröffnung einer Ausstellung mit sechssprachigem Titel: „Archipiélago Oeste / Arxipèlag Oest / Archipel Ouest / Arcipelagu Punenti / Arcipelago ovest / Arcipèlagu Punente".

Das Projekt hat gleich mehrere Ziele: Es soll ein professionelles Netzwerk zwischen den drei Museen und Ländern aufbauen, ihren Sammlungen zu mehr weltweiter Präsenz verhelfen und die kreativen Kräfte bündeln, die in den drei Nachbarinseln des westlichen Mittelmeers schlummern.

„Es ist zwar eine logistische Herausforderung, aber wir wollen die Energie der jungen Künstler vereinen", so Nekane Aramburu. Im November 2017 begann das Projekt auf Korsika, wo die erste Ausstellung bis Januar im FRAC Corse zu sehen war. Sie brachte mit Arantxa Boyero, Roberto Casti, Mimì Enna, Guillem Portell, Pauline Rognoni und Alexandra Villani sechs junge Künstler zusammen, jeweils zwei von jeder Insel. Im Kontakt miteinander arbeiteten sie vor Ort zu den Themen Selbstporträt und der Erfahrung, auf einer Insel zu leben - ein Element, das alle von ihnen teilen und nachvollziehen können. Doch jeder fand für die Umsetzung seinen ganz persönlichen Ansatz.

Die Ergebnisse dieses Experiments zeigt das Es Baluard bis zum 26.8. im Observatorio. Die im Vorjahr entstandenen Werke werden in diesem Raum noch einmal neu reflektiert. So zeigte etwa der mallorquinische Künstler Guillem Portell (geb. 1990) im FRAC die Perfomance „How to be an artist: el peso de un apellido", eine Auseinandersetzung mit einem Problem vieler Jugendlicher auf seiner Heimatinsel: der Frage, ob man das Familienunternehmen weiterführen oder seinen eigenen Weg gehen soll. In der Revision in Palma ist ein Video der Performance zu sehen, in dem es um die Herstellung traditioneller Backwaren geht - eine Brücke zwischen Kunst und Geschäft.

Die aus Palma stammende Künstlerin Arantxa Boyero (geb. 1982) kreierte bei ihrer Arbeit „Seres marinos" zusammen mit Kindergruppen auf Mallorca und Korsika einen „Meeresboden" aus Fantasiewesen. Einige der rund 300 Illustrationen sind nun Teil der Ausstellung in Palma. Die Kommunikation mit den Kindern und den anderen Künstlern verlief oft intuitiv, erzählt sie bei der Eröffnung: „Die Erfahrung des Austauschs war für mich ein wichtiger Teil des Projekts." Doch auch die unterschiedlichen Früchte, die es getragen hat, sind sehenswert.

Es Baluard, Plaça Porta de Santa Catalina 10, Palma. Di.-Sa.

10 bis 20 Uhr, So. 10 bis 15 Uhr, bis 26.8.