Wer wissen will, wie es derzeit um die Kunst an deutschen Akademien steht, der sollte sich auf den Weg nach Son Servera auf Mallorca machen. In Sa Pleta Freda, zweifelsohne die schönste Galerie der Insel, zeigen acht Nachwuchstalente, allesamt Meisterschüler von renommierten Künstlern, ihre Arbeiten. Das Projekt hat die Kunstmanagerin Ruth Polleit-Riechert initiiert, die Schirmherrschaft - und auch den Kontakt zu Sa Pleta Freda - hat die mallorquinische Künstlerin Amparo Sard übernommen. Ab Mitte März hatten vier der hier gezeigten Künstler in Cala Millor eine Residenz absolviert.

Das Highlight der Ausstellung sind sicherlich die Arbeiten von Raphael Brunk. Der Meisterschüler von Andreas Gursky in Düsseldorf arbeitet mit Fotografien, die er am Computer mittels eines Algorithmus verfremdet. So setzt er „digitale Pinselstriche", bis sich eine neue Lesart ergibt. Bei seinen Arbeiten zeigt sich auch die Kraft, die die Galerie Sa Pleta Freda auf die Werke überträgt. Die weißen, ungleichmäßigen Wände stehen im Kontrast zu den Farben der Gemälde und unterstreichen so ihren Ausdruck.

Welchen Einfluss die dreiwöchige Residenz auf die Arbeitsweise der Künstler hatte, zeigt sich etwa bei Carolin Israel. Die Schülerin von Tomma Abts und Katharina Grosse untersucht Aspekte der Landschaft wie Licht und Bewegung und fügt diese in farbenreichen Malereien zusammen. Auf Mallorca sei ihr vor allem das Licht aufgefallen, sagte sie beim Pressebesuch im Frühjahr. Aber auch die Landschaft Mallorcas habe sich in ihren Arbeiten niedergeschlagen. Tatsächlich meint man, die Farben der Natur in ihren Arbeiten entdecken zu können, ebenso wie in dem intuitiven Spiel der Farben in Lack auf Aluminium von Wilhelm Beermann, einem Meisterschüler von Thomas Grünfeld. Eine weitere beeindruckende Arbeit stammt von Bernhard Adams, der bei Katharina Grosse studiert. Auf einem vier mal sieben Meter großen Vorhang hat er die Sternenthematik, die sich durch seine Arbeiten zieht, umgesetzt.

Die Ausstellung bietet dem Besucher die Möglichkeit, selbst auszusuchen, inwieweit er mehr über die Künstler und die Arbeiten erfahren möchte. Die Werke eines Künstlers hängen nicht notwendigerweise nebeneinander. Sie sind auch nicht beschriftet. Das hat den Vorteil, dass man auf Entdeckungstour gehen und selbst überlegen kann, welche Arbeiten zu welchem Künstler gehören. Daneben bietet die Galerie auch einen englischsprachigen Katalog. Hier finden sich die Titel der Werke und Interviews mit allen acht Künstlern.

Stilistisch bietet die Ausstellung eine große Vielfalt, wenngleich die meisten Arbeiten grob der Abstraktion zuzuordnen sind. Es hat der Schau gutgetan, die Malereien und Fotoprojekte der vier Residenzkünstler etwa um die Skulpturen von Peter Müller, Meisterschüler von Sir Tony Cragg, und Paul Schuseil, Meisterschüler von Thomas Grünfeld, zu ergänzen. Auch die zwischen Design und Malerei wandelnden Arbeiten von Anna Nero, die bei Heribert C. Ottersbach studiert, fügen sich hervorragend in das Gesamtbild der hier gezeigten Werke ein. Gleiches lässt sich über die Tempera-Malereien von Sophie Heinrich sagen, die Meisterschülerin bei Elizabeth Peyton war.

Ruth Polleit-Riechert will das Projekt fortan jährlich weiterführen. In einer Ausstellung in Königstein sollen jedes Jahr unter den teilnehmenden europäischen Künstlern Sieger ermittelt werden, die als Preis die Residenz auf Mallorca gewinnen. Daraus ergeben sich dann weitere Insel-Ausstellungen.