1. Schon der rastlose Erzherzog liebte Mallorcas Berge

Einen kompetenteren Fürsprecher gibt es nicht: Rastloses Reisen machte Erzherzog Ludwig Salvator zum größten Kenner des Mittelmeerraumes. Der einzige Ort, der ihn festzuhalten verstand, war die Tramuntana. In deren Bewahrung steckte er einen Großteil seines Vermögens – im 19. Jahrhundert.

2. Ein Treffpunkt für Naturfreunde aus allen Nationen

Wandern, Klettern oder mit dem Rad in der Serra de Tramuntana unterwegs sein – das macht Mallorquinern großen Spaß. Sie teilen sich die ehemaligen Schmuggler-, Transport- und Postwege mit aktiven Urlaubern aus dem Ausland. Pause machen die Bergfans auf den Gipfeln der Tausender oder auf einem Picknickplatz. Dort hört man dann viele Sprachen.

3. Hier sprudelt Inspiration

Tausende Künstler – vom Maler bis zum Musiker, vom Amateur bis zum Weltstar – fanden und finden Inspiration in der Tramuntana. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts pilgerten Kreative aus Katalonien und Paris an die Nordküste. In Pollença malte Anglada Camarassa, in Deià schrieb Robert Graves. Aktuell unterhalten prominente Kulturschaffende wie Annie Lennox, Andrew Lloyd Webber und Michael Douglas eine private Bleibe in Mallorcas großartigster Berglandschaft.

4. Der Titel nimmt Politiker in die Pflicht

Durch mächtige Wirtschafts- und Eigentümer-Interessen wird auf Politiker ein enormer Druck ausgeübt, der von Legislaturperioden geprägte Zeithorizont erschwert langfristig angelegtes Handeln. Um das Gleichgewicht zu erhalten, ist ein Gegendruck notwendig, den regionale Umweltschützer nur mit Mühe erzeugen können. Die Erklärung der Tramuntana zum Welterbe wäre zwar mit keinen präzisen Bedingungen und Einschränkungen verbunden, doch der Titel kann auch wieder aberkannt werden. Politiker wissen um die Macht des Symbolischen. Zumal auf einer Insel, die weitgehend von ihrer Schönheit lebt.

5. Was für ein Ausblick!

Schönere Ausblicke als im Tramuntana-Gebirge mit seinen ins Mittelmeer abfallenden Steilküsten sind schwer zu finden auf der Welt. Man denke nur an das berühmte Postkarten-Motiv von Sa Foradada auf halbem Weg von Valldemossa nach Deià. Oder der Blick auf Valldemossa, wie sich das Gebirgsdorf an die Berglandschaft schmiegt. Oder die sich ewig ins Meer schlängelnde Halbinsel Formentor …

6. Terrassen und Schneehäuser

Die Spuren jahrhundertelanger Bewirtschaftung des Tramuntana-Gebirges sind einzigartig: Bis heute sind Terrassenanlagen und Bewässerungssysteme aus der arabischen Zeit erhalten, Trockensteinmauern durchziehen die Landschaft, die kreisrunden Köhlerplätze wirken oft wie Orte für magische Rituale, es gibt alte Wachtürme, Schneehäuser aus Zeiten ohne Kühlschrank und Eistruhe, uralte Olivenhaine und mit der Natur harmonierende Herrenhäuser.

7. Nano-Kröte und Riesen-Geier

Die Gebirgs-Tierwelt soll bekannter werden! Wie zum Beispiel der Ferreret, die kleine Kröte, die es nur hier gibt. Etwa 3.000 der lediglich 4 Zentimeter kleinen Winzlinge bevölkern Tümpel in unzugänglichen Gebieten der Serra de Tramuntana. Und dann ist da noch der Mönchsgeier. Den gibt es zwar nicht ausschließlich in dem Gebirge, er ist dort aber heimisch. Der Riesenvogel wurde in den 80ern vor dem Aussterben bewahrt, jetzt leben dort 130 dieser majestätischen Tiere mit durchschnittlich 2,9 Meter Flügelspannweite. Als Kuriosum der Tramuntana-Fauna gilt ein zweiköpfiges Exemplar der ungefährlichen Kapuzennatter, das 2003 gefunden wurde.

8. Imagepflege: Tramuntana statt Ballermann

Der Unesco-Titel hilft, das Image von Mallorca aufzupolieren. Das Etikett „Welterbe" könnte endgültig klarstellen, dass die Insel mehr zu bieten hat als Ballermann & Co. Positiver Nebeneffekt: Die Naturfans können Mallorca das ganze Jahr über etwas abgewinnen – und nicht nur zur Hauptsaison, wenn an der Playa de Palma die Post abgeht. Und vielleicht haben auch ein paar Ballermänner Lust, statt der Partymeile das Gebirge zu erkunden.

9. Tore auf zur Erkundung des Welterbes

Was die Unesco zum Welterbe erklärt, darf der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden – mit diesem Argument haben Wanderfreunde bessere Karten gegen Grundstücksbesitzer, die beliebte Wege durch die Tramuntana absperren. Auch wenn die Unesco-Erklärung kein Freifahrtschein für Ausflügler ist, sorgt sie dafür, dass eine für alle annehmbare Lösung gefunden werden muss.

10. Schutz für das spirituelle Zentrum der Insel

Die Tramuntana ist nicht nur ein Naturraum, sondern auch die Gegend, die das spirituelle Zentrum der Insel beherbergt – Lluc. Der Wallfahrtsort in der Gemeinde Escorca mit der Basilika und der Schwarzen Madonna, dem berühmten Kinderchor und dem Botanischen Garten stiftet Identität – gerade in wirtschaftlich unruhigen und von Urlaubermassen dominierten Zeiten. Wer in Lluc Station macht und tief durchatmet, merkt sofort, dass er an einem besonderen Ort angekommen ist.