Manch einer muss erst durch die Hölle gehen, um später der Erleuchtung gewärtig zu werden. Alonso Rodríguez war so einer. Als der schon 40-jährige Jesuiten-Novize aus Kastilien am 10. August 1571 mit zwei Patern in der Montesión-Schule in Palma vorstellig wurde, hatte er ein trauriges Leben hinter sich. Im heimischen Segovia musste er bereits im Alter von 14 Jahren um den Tod seines Vaters, eines wohlhabenden Tuchhändlers, trauern. Als Erbe versuchte Alonso mehr schlecht als recht, das Geschäft am Laufen zu halten, ging aber mit 27 Jahren bankrott. Seine zehn Geschwister und die Mutter, die er ernähren musste, kamen in ernste Schwierigkeiten. Von seiner Mutter ermutigt, versuchte er durch eine Heirat wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Doch es nutzte nichts. Nach und nach verlor Alonso Rodríguez durch Krankheiten seine einzige Tochter, seine Ehefrau und seinen einzigen Sohn.

Vom Schicksal gebeutelt, schlug sich der spätere Schutzheilige von Mallorca ab 1564 durch ein entbehrungsreiches Leben, bis er 1569 mit Jesuitenpatern Bekanntschaft schloss. „Begeistert von Gott, begleitete er die Pater zunächst nach Valencia", sagt der Jesuit Miguel Garau, der sich am Colegio Nuestra Señora de Montesión intensiv mit Alonsos Leben und Wirken befasst und die Veranstaltungen und Messen auf der Insel mitorganisiert hat, die noch bis zu dessen 400. Todestag am 31. Oktober andauern. In Valencia angekommen, wurde Alonso feierlich in den Orden aufgenommen und nach Mallorca geschickt. Die Jesuiten-Oberen trugen dort ihrem Neuzugang auf, die Pforte der Montesión-Schule zu hüten. Er nahm die eigentlich undankbare Aufgabe an und gewann alsbald die Bewunderung und das Vertrauen der Mallorquiner, da er Rat und Weisung zu geben wusste. Doch seine vorbildliche Haltung allein war es natürlich nicht, die ihn dafür qualifizierte, am 15. Januar 1888 von Papst Leo XIII. heiliggesprochen zu werden.

Dazu trug entscheidend ein Ereignis bei, das dem seit frühester Jugend zutiefst mariengläubigen Mann in Palma widerfahren sein soll: „Einmal begleitete er einen Pater im heißen Juli hinauf zum Castell Bellver, wo eine Messe gelesen werden sollte", sagt Miguel Garau. „Alonso, der die mitlaufenden Kinder segnete, fühlte sich auf einmal schwach, wenig später merkte er, dass die Jungfrau Maria mit einem Tuch seine Stirn abwischte." Dass diesem einfachen Mann solch eine große Ehre zuteil wurde, fand so großen Anklang unter den Gläubigen, dass an dem Ort der wundersamen Begegnung 1885 eine Kapelle errichtet wurde, die jetzt von den Bäumen des Bellver-Parks umringt wird. Das Kirchlein heißt im Volksmund „Sa capelleta", das Kapellchen.

Die Marienerscheinung machte Alonso noch zu seinen Lebzeiten zu einem respektierten Mann. 15 Jahre nach seinem Tod am 31. Oktober 1617 wurde er von den Herrschenden auf Mallorca hochoffiziell zum Schutzpatron der Insel ausgerufen.

„Als der jetzige Papst Franziskus 1983 noch unter seinem bürgerlichen Namen Jorge Bergoglio unsere Schule besuchte, war er tief beeindruckt vom Leben Alonsos", sagt Miguel Garau. Was nachvollziehbar ist, denn der spätere Heilige lebte nach den familiären Schicksalsschlägen fromm und bescheiden und arbeitete beständig. „Wenn jemand die Glocke an der Pforte läutete (...), sagte ich: (...): 'Ich komme schon, Herr'", schrieb Alonso in seiner spirituellen Autobiografie.

Drei Veranstaltungen zu Ehren von Alonso stehen in Palma noch an: eine Messe in der Montesión-Kirche am 22. 10. ab 19 Uhr, ein Vortrag des Historikers Pedro de Montaner am 26. 10. ab 19 Uhr im CaixaForum und eine weitere Messe mit Bischof Sebastià Taltavull am 31. 10. - des Heiligen Todestag - in der Kathedrale.