In allerletzter Sekunde entkommt Indiana Jones seinem französischen Rivalen Dr. René Belloq. Verfolgt von einem Dutzend Ureinwohnern rennt Jones durch den Dschungel Perus, springt in einen Fluss und flieht vor den mit Speeren werfenden Angreifern in einem Wasserflugzeug. Regisseur Steven Spielberg hätte seinen Helden in dem Film „Jäger des verlorenen Schatzes" (1981) auch in einem Schlauchboot entkommen lassen können. Doch das wäre halt nicht so cool gewesen.

„Das Tolle an Wasserflugzeugen ist, dass man mit ihnen schnell Orte erreichen kann, an die man sonst nicht so leicht gelangt." Das habe schon etwas Abenteuerliches an sich, sagt Miquel Buades, Vorsitzender der Stiftung Fundación Aeronáutica Mallorquina (FAM).

Miquel Buades ist Organisator des Wasserflugzeug-Treffens „Splash-In" vom 1. bis zum 5. Mai in Port de Pollença im Norden von Mallorca. Nach drei Jahren Pause kommen wieder Piloten und Maschinen aus der Schweiz, Belgien, Italien, England und Frankreich. Auch ein in Deutschland registriertes Flugzeug ist dabei. An Bord ist aber ein Pilot aus Belgien, der die Maschine für einen Bekannten fliegt. Während ihres Aufenthalts werden die Flugzeuge auf der Militärbasis „Aeródromo Militar de Pollença" untergebracht, wo sie auch betankt werden. Am Donnerstag (2.5.) steht ab 16 Uhr ein Formationsflug auf dem Programm. Freitag fliegen die Piloten auf eigene Faust zwischen 10 bis 17 Uhr.

So schade es auch ist, Rundflüge werden bei dem von dem örtlichen Hotelierverband und Mar Hotels unterstützten Treffen nicht angeboten. „Aber ob sie am Freitag Gäste mitnehmen, ist den Piloten überlassen", sagt Miquel Buades. „Für Zuschauer ist Sonnabend der spannendste Tag", sagt er. Da stellen die Piloten ihre Flugzeuge zwischen 10 und 13 Uhr auf der Militärbasis aus. Auch eines der dort stationierten Wasserlöschflugzeuge von Canadair wird zu sehen sein, der Eintritt ist frei. Sonntag verlassen die Maschinen ab 10 Uhr Port de Pollença.

Kriegerische Vergangenheit

Der Hafen hat eine lange Geschichte der Wasserfliegerei. 1935, kurz vor Beginn des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939), entstand hier eine militärische Fliegerbasis. „Die Bucht ist sehr geschützt, es gibt wenig Wellengang, ideal für die Starts und Landungen von Wasserflugzeugen", sagt Miquel Buades. 1937 wurde die Basis ausgebaut und Stützpunkt der Staffel Grupo de Hidros G-62, zu der zehn Maschinen der in Italien gebauten Wasserflugzeuge CRDA Cant Z.501 gehörten, Seeaufklärer und Fernbomber.

Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) war Port de Pollença dann ein Stützpunkt der deutschen Legion Condor. Der Luftwaffen-Verband der deutschen Wehrmacht bombardierte im Spanischen Bürgerkieg Ziele auf dem spanischen Festland, darunter auch Barcelona. Die Operationen wurden verdeckt geflogen, also ohne deutsche Hoheitsabzeichen. Kommandant des Stützpunktes war Ramón Franco Bahamonde, der jüngere Bruder des späteren Diktators Francisco Franco. Er verunglückte 1938, nachdem er von Port de Pollença abhob, um Valencia zu bombardieren. „In einer Wolke hat sich wohl Eis auf den Tragflächen seiner Maschine gebildet, darum ist er abgestürzt", sagt Miquel Buades. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Militärbasis Stützpunkt der „Escuadrilla de Salvamento", die Such- und Rettungseinsätze für Seenotfälle flog. Ab 1958 wurden auch vier „Do 24"-Wasserflugzeuge des deutschen Herstellers Dornier eingesetzt. „1971 hat die letzte Dornier Port de Pollença in Richtung Friedrichshafen verlassen", sagt Miquel Buades.

Miquel Buades ist mit der Familie Dornier befreundet. Das Unternehmen ist immer noch akitv und baut zurzeit in China neue, wassertaugliche Dorniers. „Diese Maschinen sind sehr vielseitig", sagt Buades, „können 14 Passagiere transportieren, Fracht laden oder auch Überwachungsflüge durchführen." Das sei die Zukunft der Wasserfliegerei: „Die Flugzeuge können auf dem Mittelmeer die Migration überwachen, Umweltverschmutzung ausfindig machen oder Drogenkontrollen auf dem Meer durchführen." Bei dem für 2021 geplanten Splash-In soll die alte Dornier nach 50 Jahren nach Port de Pollença zurückkehren, zusammen mit dem neuen Modell. Das klingt doch nach einem friedlichen Abenteuer.