Ein Handicap der anderen Art kommt ab September auf den Golfsport zu. Weil der dann nicht mehr zu den touristischen Angeboten zählt, für die bislang der reduzierte Mehrwertsteuersatz galt, steigt die IVA auf einen Schlag von 8 auf 21 Prozent. Nicht wenige Golfplatzbetreiber auf der Insel fürchten nun, dass es ihnen gehen könnte wie den Kollegen in Portugal, wo die Mehrwertsteuer 2010 auf 23 Prozent angehoben wurde - und im folgenden Jahr ein Fünftel der Kunden ausblieb.

Federico Knuchel, Präsident des balearischen Golfplatzbetreiber­verbands, warnt vor den Folgen, die die Neuregelung für Mallorca als Golf-Destination haben könnte.Etwa wenn sich Golf-Touristen, die auf der Insel im Jahr durchschnittlich 600 Runden spielen und im Laufe einer Woche fünf Plätze ausprobieren, nach alternativen Zielen umsehen. Auf dem spanischen Festland oder in der Türkei, wo die Preise seit jeher viel niedriger sind. "Denn die Golfer kommen nicht wegen Sonne und Strand, sondern zum Spielen", sagt Knuchel. Nichtsdestotrotz müssen auch sie - wie gewöhnliche Urlauber - übernachten, essen, Taxi fahren. "Bleiben die Golfer aus, nehmen auch andere weniger ein", gibt der gebürtige Schweizer zu bedenken. "Sie belegen kein Hotelbett, mieten kein Auto, besuchen kein Restaurant, kaufen nicht ein." Nur etwa ein Drittel ihrer Ausgaben ließen sie tatsächlich auf dem Golfplatz.

Mallorcas Golfplätze leben von Ausländern, und nicht von Einheimischen. "Ausschlaggebend wird sein, wie die Verteuerung in Deutschland oder England in der Presse dargestellt wird", sagt Michael Hellwig, Direktor des Golf Park Puntiró. Denn den Großteil der Steuererhöhung werde man an die Kunden weitergeben müssen, da ist sich Hellwig sicher. "Bei einem Jahresumsatz von einer bis eineinhalb Millionen kann man nicht mal eben auf 100.000 Euro verzichten." Da Mallorca aber schon bisher nicht gerade für günstige Greenfees bekannt gewesen sei, müsse man abwarten, wie die Golftouristen reagieren. Zumindest bisher habe sich aber kein Tour-Operator und auch kein Kunde beschwert, sagt Hellwig, der die neu kalkulierten Preise vor rund eineinhalb Wochen bekanntgegeben hat. Das Greenfee in der Hauptsaison etwa steigt bei ihm von 89 auf 99 Euro.

Bernat Llobera, Direktor des Arabella Golf Resorts, will die Preise nur auf seinen Plätzen in Son Vida und Son Muntaner erhöhen. In der Hauptsaison beträgt die Gebühr in Son Vida künftig 110 statt 100 Euro. In Son Quint hingegen werde Golfen nicht teurer. "Das hat mit unserer Geschäftspolitik zu tun", erklärt Llobera. "Wir wollen in Zukunft drei Plätze in unterschiedlichen Preisklassen anbieten."

In den Augen von Federico Knuchel gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie Golfplatzbetreiber Einbußen verhindern können: durch Rationalisierung, also Sparmaßnahmen, oder verbesserte Qualität, die die höheren Preise rechtfertigt. Zusammen mit anderen Golfverbänden hat Knuchel ein Schreiben ans balearische Tourismusministerium und nach Madrid gesandt. "Für eine Steigerung von acht auf zehn Prozent, wie sie für Hotels vorgesehen ist, hätten wir angesichts der Krise Verständnis gehabt", sagt er. Nicht aber für 13 Prozentpunkte. Einen Rückzieher erwartet er dennoch nicht. "Vorerst werden wir damit leben müssen."

Allerdings hofft Knuchel, dass es sich nur um eine vorübergehende Maßnahme handelt - und die Regierung, sobald sich die wirtschaftliche Situation gebessert hat, einsieht, dass Golf für den Tourismus auf Mallorca von großer Bedeutung ist. Zumal die Golfsaison die mageren Wintermonate überbrückt. "Sonst könnte der Schaden am Ende größer sein als der Nutzen."

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