Die kommenden Wochen werden in Spanien primavera de otoño genannt. Zwar haben die Wildpflanzen ihre Samen- und Früchtebildung längst abgeschlossen. Doch in den Inselgärten gibt es noch standhafte Blüher. Meist sind es Kletterpflanzen und hohe Stauden, die ihre Wurzeln so tief in die Erde gegraben haben, dass sie die Zeit der Dürre schadlos überstehen konnten. Hier die wichtigsten Blühpflanzen des Inselherbsts:

Die Trichterwinde (Ipomoea indica bot., maravillas span., campanetes de jardí kat.) läuft jetzt gerade zur Hochform auf. Jeden Morgen öffnen sich die Blüten zunächst in Altrosa, danach verfärben sich die glockenförmigen Trichter in ein leuchtendes Blau. Dass die aus Südamerika stammenden Kletterpflanzen ohne Wasser gut zurechtkommen, beweisen ausgewilderte Exemplare an Bauzäunen und Bäumen. Die Trichterwinde kann sich sogar an Natursteinmauern hochhangeln.

Rosa Trompetenwein

Der Rosa Trompetenwein (Podranea ricasoliana bot., arbusto de Pandora span., bignònia de flor rosa kat.) entfaltet seine Blütenpracht erst im Spätsommer und blüht bis zum Winter. Der Kletterer gehört zur Familie der Trompetengewächse (Bignoniaceae), weshalb er auch Bignonie genannt wird. Wild wächst die Kletterpflanze in Südafrika, das Gewächs mit den riesigen duftenden Blüten in Glockenform zählt zu den Klassikern im Inselgarten. Seine schlanken Lianen müssen nach der Blütezeit mit einem kräftigen Schnitt in Schach gehalten werden. Gern vermischen sich die langen Triebe der Pflanze mit anderen Kletterern, mit denen sie dann gemeinsam bunte Teppiche bilden.

Die duftenden Rispen des Rosa Trompetenweins. Barbara Pohle/Nele Bendgens

Passionsblume

Die Passionsblume (Passiflora incarnata bot., passiflora span. und kat.) bildet riesige, spektakuläre Blüten. Dabei ahmt die Kletterpflanze im Inselgarten ihre Vorfahren im Regenwald nach. Denn ihre Verwandtschaft kommt mit über 500 Arten vor allem in subtropischen und tropischen Zonen der südlichen Hemisphäre vor. Die meisten von ihnen starten ihre Vegetation im dunklen Erdgeschoss des Regenwaldes, um dann auf dem Dach der Urwaldriesen Bestäuber anzulocken. Die Wurzeln im Schatten schützen vor allzu großer Hitze, das gilt auch für den Inselgarten. Vom Boden aus suchen sich hier die Triebe einen Weg nach oben und halten sich dabei an Bäumen, Sträuchern oder Mauern fest.

Spektakulär: die kletternde Passionsblume Barbara Pohle/Nele Bendgens

Bleiwurz

Der Bleiwurz (Plumbago auriculata bot., celestina span., jaramí blau kat.) dagegen zählt nicht zu den in den Tropen beheimateten Gewächsen, er stammt aus Südafrika, einem Klima, das dem mediterranen sehr ähnlich ist. Seine Blütezeit beginnt im Mai und endet im Spätherbst. Der Bleiwurz ist ein beliebter Kletterer, der jedoch auch im Pflanzgefäß bestens zurechtkommt. Das Gewächs verfügt über klebrige Pflanzenteile, an denen schon mal Mücken hängen bleiben.

Der Bleiwurz fängt mit klebrigen Blättern Mücken. Barbara Pohle/Nele Bendgens

Amerikanische Klettertrompete

Auch die Amerikanische Klettertrompete (Campsis radicans bot., bignonia roja span., bignònia de flor vermella) zählt zu den Trompetengewächsen (Bignoniaceae). Die wilden Vorfahren der Zierpflanze stammen aus dem Osten der USA. Ihre Luftwurzeln heften sich wie Efeu an Zäunen, Felsen oder Baumstämmen fest. Der Kletterer mit den duftlosen Blütenrispen in Orange und Rot wurzelt häufig in Patios, um seine Lianen auf der anderen Seite der Mauer in Richtung Sonne zu werfen.

Die Amerikanische Klettertrompete kann eine Höhe von zehn Metern und mehr erreichen. | Barbara Pohle/Nele Bendgens

Hibiskus

Die Herkunft des Hibiskus (Hibiscus rosa-sinensis bot., rosa de China span., hibisc de la Xina kat.) wird in China oder im tropischen Asien vermutet. Es ist eine der Arten, die in den Gärten der Insel zu hohen Sträuchern herangewachsen sind. Als das Pflanzenangebot auf Mallorca noch spärlich war, pflanzte man vielerorts Hibisken in Privat- und Hotelgärten. Dort leben sie noch heute. Im Winter legen die Pflanzen eine Wachstumspause ein. Nach einem Rückschnitt im März beginnt das Gewächs erst spät mit der Bildung von Blattwerk und Blüten, die sich noch bis in den Herbst hinein halten.

Der Hibiskus bildet seine Blüten auf der Insel spät. Barbara Pohle/Nele Bendgens