95 Denksportler kämpften mitten in der britischen Partyhochburg Magaluf um den Sieg bei den offenen Schachmeisterschaften Calvià International Open in der Sala Palmanova. Am letzten Turniertag (18.10.) stand fest: Der Sieger heißt Mads Andersen, kommt aus Dänemark und ist erst 13 Jahre alt. Er gewann 1.500 Euro Siegerprämie.

Nach dem vierten Wettkampftag lag noch der Deutsche Helmut Scherer in Führung, der letztlich aber nur Achter wurde. Der 39-Jährige spielt normalerweise für Freiburg in der Oberliga. Für ihn war das Turnier in Calvià etwas Besonderes, denn die Teilnehmer dürfen höchstens 2.299 Elo-Punkte haben. Die Elo-Zahl ist ein Gradmesser für die Spielstärke von Turnierspielern. Mit seinen 2.299 Punkten gehörte Scherer zu den topgesetzten Spielern. ýSolche Punktelimits kannte ich bislang nicht. Bei normalen offenen Turnieren gewann ich gegen Schwächere und verlor gegen Großmeister", sagte er. Das hohe Preisgeld sei für ihn auch ein Reiz gewesen.

Ermöglicht hatte die fünfte Auflage des Turniers die Gemeinde Calvià, die auch als Hauptsponsor auftrat. Turnierdirektor Sergio Estremera sorgte dafür, dass es in der Sala Palmanova an nichts fehlte, sogar eine Großbildleinwand gab es, auf der die vier Spitzenpartien ausgestrahlt wurden. Estremera hat Erfahrung mit Turnierorganisationen. ýVor fünf Jahren haben wir hier in Calvià die Schach-Olympiade veranstaltet, auch Viswanathan Anand war für die indische Mannschaft dabei", erzählt er. In diesem Jahr kämpfte der indische Schachweltmeister Anand zeitgleich mit den Amateuren in Calvià im 2.000 Kilometer entfernen Bonn gegen den Russen Wladimir Kramnik um die Weltmeisterschaftskrone. Das ließen sich die Hobby-Schachspieler im Aufenthaltsraum nicht entgehen, verfolgten die Partien im Fernsehen und im Internet. ýDas Internet hat dem Schach einen riesigen Popularitätsschub gegeben, man kann viel mehr Partien sehen", sagt Estremera, der selbst internationaler Meister ist, also mehr als 2.400 Punkte auf dem Konto hat. Der Schachprofi arbeitet auf Mallorca häufig mit Jugendlichen. ýDie Schulen haben erkannt, dass Schach ein gutes Instrument zur Verbesserung der Konzentration und Lernfähigkeit ist." Deswegen gebe es heute mehr junge Schachspieler als früher.

So ist es auch für erfahrene Schachspieler wie Helmut Scherer nicht ungewöhnlich, wenn so ein Turnier auch mal ein 13-Jähriger wie Mads Andersen gewinnt. Scherer traute sich keine Prognose zur Zukunft des Schachtalents zu. ýVielleicht ist er in zwei Jahren Großmeister, vielleicht kommt aber auch ein Einbruch." Bei ihm persönlich sei es schon zu spät, zu den ganz Großen aufzusteigen. Dennoch komme er vom Schachspielen nicht los: ýMich fasziniert, dass es bei diesem Spiel immer wieder Neues gibt. Kombinationen und Verknüpfungen, die man noch nie gesehen hat."