Mallorca ist eine Basketballinsel. Es genügt ein Blick in die Männer-Nationalmannschaft - da tummeln sich mit Rudy Fernández und Alex Abrines aus Palma gleich zwei Mallorquiner. Hinzu kommt mit Sergio Llull von der Nachbar­insel Menorca ein weiterer Leistungsträger. Und bei den Frauen gibt Alba Torrens aus Binissalem seit Jahren im europäischen Frauenbasketball den Ton an. Diese vier Stars sind zwar nicht durch das Leistungszentrum in Palma gegangen, aber ausgebildet wurden hier unter anderem Nogaye Lo, die vor Kurzem in der Damen-Nationalmannschaft ihr Debüt gefeiert hat, oder Joan Sastre und Alex Suárez, die in der Eliteliga ACB bei CAI Zaragoza und Bilbao Basket spielen. Das Leistungszentrum, das im Sportkomplex Príncipes de España im Polígono Son Castelló untergebracht ist, besuchen zurzeit

38 Nachwuchstalente zwischen 14 und 18 Jahren. 24 davon sind weiblich. „Das Zentrum wurde vor 13 Jahren als Einrichtung für Mädchen gegründet, um den Frauenbasketball auf der Insel zu fördern", erzählt der Leiter des Zentrums, José Luis Alberola. Die Jugendlichen können dort Schule und Training vereinbaren, haben zwei Unterrichtsblöcke und zwei Trainingseinheiten am Tag. Alberola steht im ständigen Austausch mit den Clubs auf der Insel, um die größten Talente in seinem Zentrum zu versammeln.

Die Aktiven

Potenzial gibt es auf der Insel genügend. Im vergangenen Jahr waren 6.321 Spieler beim Verband gemeldet, die sich auf 449 Mannschaften auf Mallorca aufteilten. In der laufenden Saison nehmen zwischen 45 und 50 Clubs am Spielbetrieb teil. Die größten Clubs befinden sich allesamt in der Inselhauptstadt. CB La Salle, Sant Josep Obrer und CB Bahía San Agustín sind die Zugpferde. Letzterer Club stellt mit der Profi­mannschaft Palma Air Europa den derzeitigen Tabellendritten der Zweiten Liga Adecco Oro. Aber auch Basquet Manacor, Ciutat de Inca oder der Club Baloncesto Calvià gehören zu den Aushängeschildern der Insel.

Der Nachwuchs

Kinder können auf Mallorca schon früh mit Basketball beginnen. Bereits ab vier Jahren können Eltern ihre Kleinen in einem der Vereine anmelden, wie der sportliche Leiter von CB La Salle in Palma, Jaime Artigues, erzählt. „Mit den Vier- bis Sechsjährigen üben wir hauptsächlich die Bewegungsabläufe und spielen auf einen Korb." Zweimal die Woche eine Stunde wird etwa bei dem Club in Son Rapinya trainiert. Wettbewerbe gibt es in diesem Alter noch nicht. Die ersten Jugendmannschaften beginnen mit sechs oder sieben Jahren, die sogenannten pre-minis. Diese spielen bereits in einer Liga, der Spielstand wird aber noch nicht mitgezählt. Mit etwa zehn Jahren beginnt dann die Kategorie mini, in der Ligen, Turniere und andere Wettbewerbe veranstaltet werden. „Bis dahin sollte eigentlich jeder angefangen haben. Später wird es sehr schwierig, den Vorsprung aufzuholen, den sich viele Kinder erworben haben, die schon vier, fünf Jahre im Verein spielen", sagt Artigues.

Im Alter von zehn Jahren wird zumindest bei La Salle schon nach Niveau unterschieden. Es gibt drei verschiedene Leistungsstufen in jeder Altersgruppe. Die Besten trainieren bereits sechsmal in der Woche. „Unser Problem ist aber, dass wir ein reiner Ausbildungsclub sind. Die jungen Leute gehen fast alle zum Studium aufs Festland, deshalb haben wir nur eine Erwachsenenmannschaft", sagt Artigues. Die spielt in der Primera Liga Nacional, der drittniedrigsten, die nur Begegnungen auf den Balearen absolviert.

Basketballcamps

Für Kinder und Jugendliche, die nicht das ganze Jahr über in einem Verein spielen wollen, werden auf Mallorca vor allem im Sommer unterschiedliche Camps angeboten. Das bekannteste ist der Campus Rudy Fernández in Pollença. Das Besondere: Der Flügelspieler von Real Madrid ist auch wirklich die gesamte Woche vor Ort, trainiert und spielt mit den Kindern. Häufig lädt er Nationalmannschaftskollegen für einen Tag ein. Maximal 200 Basketballbegeisterte zwischen 7 und 17 Jahren können einen Platz in dem zugegebenermaßen nicht ganz billigen Camp reservieren. Im kommenden Jahr findet es vom 10. bis 17. Juli statt und kostet für alle, die lediglich den Tag dort verbringen wollen, 315 Euro. Alle, die Vollpension und die Übernachtung in der Schulturnhalle mitbuchen, zahlen 510 Euro.

Die Veteranen

Wer auch im höheren Alter noch Lust hat, Korbleger und Dreier zu werfen, der findet zwar auf Mallorca keine Veteranen-Liga, aber es gibt einen Unternehmens-Wettbewerb, die sogenannte liga de empresas. Die Spieler gehören nicht dem Verband an und treffen sich nur zu Spielen. Die liga de empresas gibt es auch in anderen Sportarten und wird von der Organisation AIDEB organisiert.

Rollstuhlbasketball

Ganz neu ist ein Projekt für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung, die Spaß am Basketball haben. Guillem Morey, der bei der Stiftung Amadip verschiedene Basketballkurse anbietet, hat ein Training für Rollstuhl­basketballer ins Leben gerufen. Die Interessierten treffen sich dienstags und donnerstags um 20 Uhr in der Palma Arena. „Wir haben jetzt schon 14 regelmäßige Teilnehmer, aber nur 15 umgebaute Rollstühle", sagt Morey. Das Angebot ist gratis und richtet sich an alle Altersgruppen.

Die Kosten

Im einem Verein Basketball zu spielen, kostet auf Mallorca zwischen 300 und 550 Euro, je nach Größe des Clubs. Kleinere Clubs sind dabei meist günstiger.