Mallorca Zeitung

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Champions-League-Finale: So rocken die Frauen von Barça (mit drei Mallorquinerinnen)

Samstagabend geht es in Turin gegen Olympique Lyon. Das Rekord-Team gibt dem Frauenfußball wie sonst nirgends auf der Welt eine Bühne

Die Stimmung war fantastisch beim Spiel der Frauen des FC Barcelona gegen den VfL Wolfsburg im Camp Nou. Alejandro Garcia

Sie meinen, die Bundesliga wäre langweilig, weil die Bayern ständig souverän Meister werden? Was sollen dann die Frauenfußballfans in Spanien sagen? 30 Spiele, 30 Siege – so lautet die Bilanz von Barça in dieser Spielzeit. Eine Ausnahme? Mitnichten! Im Vorjahr ist den Katalaninnen beinahe schon einmal die perfekte Saison gelungen, als es 33 Siege in 34 Spielen gab. Der Triumphzug des Meisters, bei dem mit Cata Coll, Mariona Caldentey und Patricia Guijarro drei Mallorquinerinnen spielen, soll nun in der Champions League weitergehen. Im Finale trifft der FC Barcelona – auch in Europa amtierender Titelträger – am Samstag (21.5., 19 Uhr) auf den französischen Spitzenclub Olympique Lyon. Das Spiel in Turin wird kostenlos auf dem Youtube-Kanal der Streamingplattform Dazn übertragen.

„Man spürt, dass Barça vor vielen Jahren schon auf den Frauenfußball gesetzt hat. Jetzt erntet der Verein den Erfolg dieser Arbeit“, sagt Carla Puig, die für die MZ-Schwesterzeitung „Sport“ tagtäglich über das Team berichtet. „Natürlich ist im Vergleich zu den anderen Vereinen mehr Geld da, um beispielsweise Schlüsselspielerinnen wie Fridolina Rolfö oder Irene Paredes zu kaufen.“ Oder auch Weltfußballerin Alexia Putellas zu halten, die wohl bekannteste Fußballerin Spaniens. Den Frauen kommt zugute, dass sie finanziell unabhängig von den Männern spielen, die bekanntermaßen pleite sind. „Die Frauenmannschaft hat ihre eigenen Sponsoren. Selbst auf dem Trikot wirbt eine andere Firma. Jeder Cent der reinkommt, fließt in das Team“, sagt Puig. In der neuen Saison soll es Einheitstrikots für Männer und Frauen geben, was für die Damen einen weiteren finanziellen Schub bedeutet.

Bei der Finanzkraft kann kaum ein anderer Verein mithalten. „Levante hat 2001 mal eine perfekte Saison geschafft, hatte damals aber weniger Spiele“, erzählt Puig. Oft feierte der FC Barcelona Kantersiege, nur Real Madrid spielte hin und wieder auf Augenhöhe mit. Im Halbfinale des spanischen Pokals kommt es am Mittwoch (25.5.) noch zum Clásico zwischen Barça und den Madrileninnen. „Es waren bislang immer enge Spiele, und es ist gut, dass Real Madrid für Konkurrenz sorgt.“

Mehr Zuschauer als die Männer

Nicht nur sportlich geht es beim amtierenden Champions-League-Sieger voran. Der Frauenfußball wird immer populärer. In den vergangenen Wochen hat Barça gleich zwei Mal den weltweiten Zuschauerrekord gebrochen, der seit dem WM-Finale 1999 (90.195 Zuschauer) bestand. Zum Champions-League-Halbfinale gegen Wolfsburg kamen nun 91.648 Besucher ins Camp Nou, mehr als zu allen Spielen der Männer in dieser Saison. „Allein ins Camp Nou zu gehen ist für viele Fans ein Highlight. Durch den Versuch des Weltrekords sahen sich die Vereinsmitglieder bei der Ehre gepackt und wollten helfen“, sagt Puig. „Im Gegensatz zu den Männer-Fußballspielen war es ein anderes Ambiente. Es kamen viele Familien, ganze Mädchenmannschaften, die ihre Idole spielen sehen wollten. Ich habe noch nie ein Spiel so sehr genossen.

Barças Frauen füllen das Camp Nou mehr als die Männer. ALBERT GEA

Natürlich hatte die Partie Eventcharakter. Normalerweise spielen die Barça-Frauen im kleinen Stadion Johan Cruyff vor 4.000 bis 5.000 Zuschauern. „Vereinsmitglieder dürfen kostenlos zu den Spielen der Damenmannschaft. Alle anderen zahlen aber bis zu 30 Euro für ein Ticket. Der Eintritt ist kein Faktor. Die Frauen haben es sich verdient, vor so einer Kulisse zu spielen“, sagt Puig.

Endlich Profisport

Zum Finale soll in Barcelona ein Public Viewing in der Innenstadt aufgebaut werden. Bürgermeisterin Ada Colau bestätigte zudem, dass die Fußballerinnen im Erfolgsfall feiernd durch die Straßen ziehen dürfen. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist noch nicht lange her, da wurde Frauenfußball müde belächelt. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagt Puig. Die Spielerinnen müssen heute nicht mehr neben der Karriere arbeiten, um über die Runde zu kommen. Ab nächstem Jahr gilt die erste Spielklasse in Spanien immerhin offiziell als Profiliga. „Das sorgt für Mindeststandards, wie ein vernünftiges Gehalt oder die Tatsache, dass die Teams auf Naturrasen spielen können. Manche Teams wie Rayo Vallecano haben diese Saison noch nicht mal einen Mannschaftsarzt. Wenn beim Spiel etwas passiert, muss der Gegner aushelfen.“

Umdenken nach Klatsche

Das Spiel gegen Lyon ist für Barça eine Revanche. Schon vor drei Jahren trafen beide Mannschaften im Finale aufeinander. „Sie haben uns damals niedergewalzt“, sagt Mittelfeldspielerin Patricia Guijarro, die aus Palma stammt. Mit 4:1 setzten sich die Französinnen durch und ließen die Spanierinnen ratlos zurück. „Noch bei der Rückreise auf dem Flughafen haben wir bei einer Teamsitzung beschlossen, dass sich etwas ändern musste. Die Hingabe und Leidenschaft für den Fußball hatten wir. Aber körperlich waren wir in allen Belangen unterlegen. In den vergangenen drei Jahren haben wir hart an unserer Physis gearbeitet und können nun mithalten“, so Guijarro.

Frauenfußball ist in Spanien populär geworden. Eine der besten Kickerinnen ist die Mallorquinerin Patricia Guijarro (am Ball). | FOTO: EFE Ralf Petzold

„Es sind die beiden besten Mannschaften der Welt, die aufeinandertreffen“, sagt Puig. „Wer gewinnt? Da habe ich keine Ahnung. Ich bin keine Wahrsagerin.“ Auch den Spielerinnen fällt es schwer, einen Favoriten zu benennen. „Als amtierender Champion wird uns die Favoritenrolle zugeschoben. Lyon hat aber schon sieben Champions-League-Titel vorzuweisen. Es wird letztlich eine enge Kiste“, sagt Mariona Caldentey aus Felanitx.

Wer spielt im Finale?

Von den drei Mallorquinerinnen werden wohl zwei zum Einsatz kommen. „Cata Coll hat sich vor zwei Monaten das Kreuzband gerissen und wurde operiert. Zuvor war sie die zweite Torhüterin und hat ein paar Einsätze bekommen“, sagt Puig. Angreiferin Mariona Caldentey hatte viel Verletzungspech in dieser Saison. „Im November brach sie sich bei der Nationalmannschaft den Fuß. Danach zwickte immer wieder der Oberschenkel. An die fünf Monate hat sie verletzt gefehlt. Nun ist sie seit drei Wochen wieder fit.“ Ob sie aufläuft, hängt auch von der Konkurrentin Lieke Martens ab, die sich ebenfalls gerade von einer Verletzung erholt. „Waren beide gesund, war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nun ist wohl Mariona im Vorteil, da Lieke einen Rückschlag bei der Verletzung erlitten hatte“, sagt Puig.

Patricia Guijarro ist unangefochtene Stammspielerin. Die 24-Jährige war früher eher offensiv orientiert. Mittlerweile spielt sie im defensiven Mittelfeld, der sogenannten Sechser-Position. „Dort ist sie eine der besten der Welt. Ihr Spiel spricht für sich. Sie räumt alles ab und hat ein super Verständnis für die Spielsituationen. Da Barça auch sehr offensiv spielt, schaltet sie sich immer wieder in den Angriff ein“, sagt Puig.

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