Mallorca ist für viele Sportarten ein Paradies: Triathlon, Radfahren oder Klettern. Doch während man relativ problemlos im Meer schwimmen oder sich ein Fahrrad ausleihen kann, ist der Sport in den Bergen kniffliger. „Klettern ist an sich nicht wirklich gefährlich, aber ein Restrisiko besteht bei den steilen Felswänden immer. Anfänger sollten unbedingt einen Kurs bei einem Bergführer buchen“, rät Eneko Pou. Der Baske gehört gemeinsam mit seinem Bruder Iker zu den weltbesten Kletterern und hat sich aufgrund der vielen Kletterspots auf der Insel hier niedergelassen.

Schnupperkurs in der Halle

Früher seien die Kletterhallen eine gute Ergänzung zum Klettern an den Felswänden gewesen, meint Tomeu Verger, Betreiber von Es Cau. „Heute sehen uns 80 Prozent unserer Kunden als alternatives Fitnessstudio. Durch das Klettern werden fast alle Muskeln beansprucht. Es ist wesentlich unterhaltsamer als das Hochheben von Hanteln. Nur die Ausdauer fehlt ein bisschen.“ Wobei natürlich in der Halle die Natur nicht simuliert werden kann. Das Gefühl, eine Felswand hochgeklettert zu sein und die Aussicht zu genießen, geben die weißen Betonwände nicht. „Draußen ist das Klettern völlig anders. In der Halle fehlt die psychologische Komponente. Dafür haben die Kletterhallen den Vorteil, dass das Klettern dort wesentlich sicherer und einfacher ist. Für Anfänger ist das eine gute Idee“, sagt Pou.

Kletterhallen auf Mallorca

Auf der Insel gibt es vier große Kletterhallen. Es Cau hat eine Filiale im Carrer Blanquerna und in der Nähe der Stierkampfarena (rocodromescau.com). Erst vor wenigen Wochen hat die Indoorwall im Industrieviertel Son Castelló aufgemacht (indoorwall.com). Außerhalb Palmas kann im Es Rocodrom in Inca geklettert werden (esrocodrom.com).

Kletterhallen lägen derzeit in Spanien im Trend, sagen Pou und Verger unisono. Eine Rolle spielt dabei Alberto Ginés aus Cáceres, der in der neu eingeführten Disziplin bei den Olympischen Spielen in Tokio Gold holte. „Täglich fangen komplette Anfänger bei uns an“, sagt Verger, der die soziale Ader seiner Sportart lobt. „Die Kletterhalle ist ein guter Ort, um neue Leute kennenzulernen.“

Das brauchen Anfänger zum Klettern auf Mallorca

Außer den Katzenfüßen, wie die Kletterschuhe genannt werden, ist kein weiteres Material nötig. Die Treter können für drei Euro im Es Cau geliehen werden. An den Wänden wird ohne Sicherungsleine gekraxelt. Der Boden besteht aus dicken Schaumstoffmatten.

Die Schwierigkeit einer Kletterroute wird allgemein mit der französischen Skala gemessen. Hier schlagen die Kletterer untereinander einen Wert zwischen 1 und 9c vor, der dann von der Gemeinschaft bestätigt wird. „Wir nutzen in der Kletterhalle ein System mit farbigen Stickern zur Unterscheidung. Die Routen reichen von 3 bis 7a+“, sagt Verger. Damit sich die Kletterer in der kleinen Halle nicht langweilen, werden jede Woche die Griffe an den Wänden durch andere ausgetauscht.

Die Tageskarte im Es Cau kostet 8 Euro, die Monatsflatrate 45 Euro. Ein Kurs mit Trainer und zwei Einheiten pro Woche in der Gruppe kostet 50 Euro im Monat. In Inca sind die Preise in der Kletterhalle ähnlich, in der Indoorwall etwas teurer.

Probestunden in der Natur

Die Kletterhalle Es Cau bietet an den Wochenenden Kurse für Anfänger in der Natur an. „Das geht in der Regel mit einem zweistündigen Theoriekurs am Freitag los“, sagt Verger. Samstag und Sonntag geht es schon an den Berg. Geklettert wird inselweit. 145 Euro kostet der Kurs inklusive Material. „In der Branche sind viele schwarze Schafe unterwegs. Man sollte darauf achten, dass der Bergführer eine Lizenz hat“, warnt Verger.

Der Verband der Kletterguides

Ein sicherer Weg ist es, einen Bergführer zu engagieren, der im offiziellen Verband Agmib eingetragen ist. In der Liste im Internet (bit.ly/Bergfuehrer) sind auch deutsche Guides aufgeführt. Einer von ihnen ist Hans Dieter Möhring. „Die meisten Interessenten haben Erfahrungen in Kletterhallen gesammelt und wollen sich nun in der Natur ausprobieren“, sagt der Deutsche, der ebenfalls mit einem Theorieteil startet. „Das dauert eine Stunde und umfasst wichtige Dinge wie Knotenkunde oder den Umgang mit dem Sicherheitsseil.“ Er bietet einen dreistündigen oder fünfstündigen Kurs an. „Eine Stunde am Berg ist meistens schon sehr intensiv und den Leuten tun danach Hände und Unterarme weh“, sagt der Guide. Entsprechend entscheiden sich wenige für die lange Variante.

Möhring achtet darauf, dass sich seine Kunden nicht überschätzen. „Den Vorstieg mache ich immer zuerst und danach folgen mir die Leute. Ich fange mit leichten Routen der Grade 4 oder 5 an.“ Wobei der Bergführer auch offen zugibt, kein Profikletterer zu sein. „Mehr als eine 6a oder 6b würde ich nicht klettern. Wenn Kunden schwierigere Routen versuchen wollen, vermittle ich einen Kollegen. Wir Guides sind untereinander vernetzt.“

Der Deutsche ist nur mit Einzelpersonen oder Paaren unterwegs. „Ab drei oder vier Personen würde ich einen zweiten Guide dazunehmen.“ Pro Bergführer kostet der Klettertag zwischen 100 und 150 Euro. „Die meisten Leute bringen ihr eigenes Material mit. Zur Not habe ich Katzenfüße zur Verfügung.“

Je nach Wohnort der Anfänger sucht der Bergführer eine Kletterstelle in der Nähe aus. Ideale Jahreszeiten für das klassische Klettern mit Sicherungsleine seien Frühjahr oder Herbst, da es dann nicht zu heiß und die Regenwahrscheinlichkeit nicht zu hoch ist. „Klettern macht einfach Spaß. Man denkt am Fels an nichts anderes mehr“, so Möhring.

Sprung ins Meer inklusive

Wer nicht mit der Sicherungsleine klettern möchte, kann sich im Psicobloc probieren. Hier fungiert das Meer sozusagen als Sicherungsnetz. „Es sollte aber unbedingt eine zweite Person dabei sein, die bei einem Unfall Alarm schlagen kann“, sagt der Kletterprofi Eneko Pou. Denn auch auf dem Wasser kann man blöd aufkommen oder auf Felsen prallen. Psicobloc-Kletterstellen für Anfänger finden sich vor allem am Dic de l’Oest in Palma oder an den Klippen rund um das steinerne Kreuz in Santa Ponça. „Die meisten Routen dort haben wir entdeckt“, sagt Eneko Pou.