Am Buffet den Magen verdorben, beim Tauchen Wasser in die Ohren bekommen oder einfach ein schlimmer Sonnenbrand. Bei medizinischen Notfällen im Urlaub können sich deutsche Touristen auf ­Mallorca, die bei der Techniker Krankenkasse (TK) oder bei der AOK versichert sind, ab sofort auch ohne Zusatzkosten oder Verwaltungsaufwand in privaten Kliniken behandeln lassen. Beide Kassen haben in den vergangenen Wochen entsprechende Vereinbarungen getroffen, die TK mit der Policlínica Miramar und die AOK mit der Clínica Juaneda.

Beide Kliniken arbeiten zudem mit privaten Arztpraxen in den Touristenorten der Insel zusammen, für die die Vereinbarung ebenfalls gilt. Bei einem kleineren gesundheitlichen ­Problem können TK- und AOK-Kunden so auch vor Ort einen Privatarzt aufsuchen. Der große Vorteil für die Patienten: Sie können eventuelle Wartezeiten im staatlichen System ungehen, mit der Vorlage ihrer deutschen Versichertenkarte werden die Kosten vollständig von ihrer Kasse übernommen, und sie können sich in ihrer Muttersprache auf Deutsch verständigen. „Das halte ich im Notfall für ein kostbares Gut", sagte Günter Wältermann von der AOK Rheinland/Hamburg bei der Vorstellung der Kooperation mit der Juaneda-Klinik am Donnerstag (21.7.) im Arabella Golf Hotel in Palma. Sowohl für Juaneda als auch für Miramar arbeiten viele deutschsprachige Ärzte, im Zweifelsfall übersetzen andere Mitarbeiter.

Daneben freut wohl viele Versicherte der AOK und TK, dass es nun preiswerter als zuvor ist, sich bei einem Notfall auf Mallorca in die Hand von Privatärzten zu begeben. „Wenn sich sonst ein AOK-Patient im Ausland privat behandeln lässt, zahlt er im Schnitt 180 Euro und bekommt danach, wenn er uns die Rechnung vorlegt, in der Regel nur 33 Prozent zurückerstattet, der Anteil, zu dem wir gesetzlich verpflichtet sind", erklärt Wältermann. Beide Kassen betonen zudem den Service für ihre Versicherten. „Wenn Sie die Versichertenkarte vorlegen, wird direkt abgerechnet. So wie in Deutschland auch, wenn Sie zum Arzt gehen. Das macht es den Patienten viel einfacher", sagt Michael Schmitz von der Techniker Krankenkasse.

Sowohl TK als auch AOK haben außerdem vor Vertragsunterzeichnung die Qualität ihrer Partner-Kliniken auf Mallorca überprüft. Obwohl sich das Versorgungsangebot für die Versicherten durch die Übereinkünfte mit den Privatkliniken verbessert, rechnen AOK und TK deswegen nicht mit höheren Ausgaben. Auch die Befürchtung, dass die unkomplizierte Versorgung mit Deutsch sprechenden Fachärzten auf Mallorca für nicht unmittelbar notwendige Konsultationen genutzt wird, teilt die Kasse nicht. „Im Urlaub geht man doch nicht zum Arzt, wenn es nicht sein muss", meint Wältermann.

Von den Abkommen profitieren die knapp acht Millionen deutschen Versicherten der Techniker Krankenkasse und derzeit neun Millionen AOK-Versicherte in Deutschland sowie weitere drei Millionen Niederländer der dortigen Kassen CZ, OHRA und Delta Lloyd.

Insgesamt hat die AOK in Deutschland rund 25 Millionen Versicherte, aber bislang haben sich noch nicht alle Ortskassen der Vereinbarung angeschlossen. Derzeit gilt sie für Rheinland/Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Westfalen-Lippe, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. „Im August wollen wir uns aber mit den restlichen Kassen zusammensetzen, so dass in der nächsten Saison alle dabei sind", erklärt Wältermann, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, die das Projekt initiiert hat.

Für die AOK ist das Kooperationsabkommen auf Mallorca und Menorca mit dem Versorgungsnetz der Juaneda das erste dieser Art in Spanien. In anderen Ländern wie Österreich, Belgien, den Niederlanden oder Polen hat die Krankenkasse bereits in der Vergangenheit ähnliche Vereinbarungen mit Privatkliniken geschlossen. „Wir wollen nun Erfahrungen in Spanien machen und später eventuell auch Kooperationen in weiteren Urlaubsregionen eingehen", erklärt Wältermann.

Die Techniker Krankenkasse, die ebenfalls schon mit Privatanbietern in anderen Ländern zusammenarbeitet, kooperiert bereits in weiteren spanischen Ferienregionen wie Gran Canaria, Costa Brava und Barcelona mit Privatkliniken.

Während das Mallorca-Angebot der TK sowohl die ambulante als auch die stationäre Versorgung umfasst, beinhaltet die AOK-Übereinkunft zunächst nur die ambulante Versorgung mit Haus- und Fachärzten. Weiterhin wird Urlaubern empfohlen, eine spezielle Auslandsversicherung abzuschließen, die gegebenenfalls einen teuren Krankenrücktransport übernimmt.

Mit den Übereinkünften ergänzen AOK und TK für ihre Versicherten die gesetzlich garantierte Versorgung im staatlichen System auf Mallorca. Die unbürokratische Notfallbehandlung ist in EU-Staaten mit der Vorlage der europäischen Gesundheitskarte garantiert (siehe Kasten links). Dennoch suchen laut den deutschen Kassen viele ihrer Versicherten im Ausland Privatärzte auf, die zudem oft teurer abrechnen als Mediziner in Deutschland.

Über den Mallorca-Service können sich AOK-Versicherte unter Tel.: 0800-0326 326 in Deutschland kostenfrei informieren. Auf der Insel gibt auch die AOK-Geschäftsstelle in Palma unter Tel.: 971-71 41 72/ 04 36 Auskunft.Die Techniker Krankenkasse informiert in Deutschland gebührenfrei unter der Nummer 0800-285 85 85. Die zentrale Notrufnummer der Klinik Miramar ist die 971-76 70 00.