Das Handy von Felip Jerez klingelt nicht im Fünf-Minuten-, sondern im Drei-Minuten-Takt. Eigentlich hat der Stadtrat für Tourismus und Feste in Inca an diesem Dienstag frei. Doch knapp eine Woche vor dem großen Dijous Bo am 19. November, der Mutter aller Messen auf Mallorca, ist der 35-Jährige im Dauereinsatz. „Wenn etwas schiefläuft, werde ich den Kopf hinhalten müssen", sagt Jerez.

Es ist der Endspurt nach fünf Monaten Vorbereitung, 15 Personen bilden das Organisationsteam. „Wir erwarten schließlich 200.000 Besucher", sagt Jerez. Sie alle kommen zum Dijous Bo, einer Mischung aus Landwirtschaftsmesse, Tiershow, Sportturnier, Vernissage und Volksfest. Einstimmen konnten sich die Besucher seit Ende Oktober mit drei firas, die bereits zehntausende Besucher anzogen.

Die meiste Arbeit bereitet die Organisation der Stellflächen für die Stände, die aneinander­gereiht zehn Kilometern ergeben sollen. Immer wieder gibt es Änderungen, die Stände dürfen zudem nicht die extra für den gro­ßen Tag dekorierten Schaufenster der Geschäfte versperren.

Neu ist in diesem Jahr ein historischer Bauernmarkt mit allein 200 Ständen. Geeignete Aussteller hat Jerez in den vergangenen Monaten auf Mallorcas Märkten rekrutiert. Für die Ständebetreiber ist historische Kleidung Pflicht, der Stadtrat hofft, dass aber auch einige Besucher ihre Jeans gegen die mallorquinische Tracht tauschen.

Nicht nur Tradition wird großgeschrieben, der Dijous Bo soll auch im Internet in den Social Networks und in Youtube Furore machen. „Wir haben schon 2.405 Fans in Facebook", sagt Jerez, „und das eine Woche vor dem großen Tag." Auch Internet-Nutzer aus Deutschland, Mexiko und von den Philippinen hätten sich als Anhänger des Dijous Bo geoutet.

Die Internet-Strategie habe man auch deswegen gewählt, weil sie besonders günstig sei. Im Zuge der Wirtschaftskrise wurde das Budget für Mallorcas größte Messe nämlich auf 120.000 Euro halbiert. Den Sparzwängen ist etwa der Feuerlauf (correfoc) zum Opfer gefallen. Wo die öffentlichen Gelder fehlen, müssten nun die Bewohner von Inca Kreativität unter Beweis stellen, sagt Jerez. Jeder Kostenpunkt kam auf den Prüfstand. Wo es vorher Verpflegungsgutscheine für Aussteller gab, wird nun kurzerhand für alle ein kostengünstigerer Eintopf gekocht.

Für die Besucher dagegen wird beim Essen nicht gespart. Tischte die Stadt Inca im vergangenen Jahr die bisher größte ensaimada auf, wird in diesem Jahr statt der Schmalzschnecke ein überdimensionaler Mandelkuchen gebacken. Für einen tonnenschweren gato sollen insgesamt 500 Kilo Mandeln, 500 Kilo Mehl, 500 Kilo Zucker sowie 7.200 Eier verbacken werden. Das dürfte rund 25.000 Portionen ergeben. Inmitten des Kuchens mit einem Durchmesser von zehn Metern thront dann – so die Pläne – zudem das Stadtwappen von Inca, geformt aus 1.500 bunyols, den traditionellen mallorquinischen Schmalzgebäck-Kringeln.

Das Plakat zum Dijous Bo ziert unterdessen keine ensaimada wie noch im vergangenen Jahr, sondern ein Fass, das nicht Wein, sondern Kekse enthält, Incas Exportschlager. Die galletas waren in früheren Zeiten gebacken worden, um den Fischern etwas Unverderbliches zum Knabbern mitzugeben, wenn sie aufs Meer rausfuhren.

Zu meistern wären dann noch ein paar logistische Herausforderungen. So sind eine Woche vor dem Dijous Bo in Incas Zentrum noch Bagger und Presslufthammer im Einsatz – wie alle Kommunen verbaut die Stadtverwaltung derzeit noch die staatlichen Mittel aus dem sogenannten Plan E, mit denen Spaniens Wirtschaft wieder auf die Beine geholfen werden soll. Jerez zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Arbeiten bis zum großen Tag zu 95 Prozent abgeschlossen sind.

Und dann wäre da noch der derzeitige Streik der Eisenbahner. Um den Verkehrskollaps zu vermeiden, kam in den vergangenen Jahren ein großer Teil der Besucher mit Sonderzügen nach Inca. „Ich vertraue darauf, dass die Verhandlungsführer noch zu einer Einigung kommen", sagt Jerez. „Und auch wenn gestreikt werden sollte, müssen laut Gesetz mindestens 70 Prozent der Züge verkehren."

Nichts unversucht lassen will man zudem beim Thema Wetter. Nachdem es im vergangenen Jahr wie aus Kübeln goss, ist dieses Jahr geistlicher Beistand gefragt. So besagt der Volksglaube auf Mallorca, dass Brautpaare im Kloster von Santa Clara in Palma ein Dutzend Eier als Opfergabe darbringen können, um zu verhindern, dass es zu ihrer Hochzeit regnet, erzählt Jerez. Schaden könne das jedenfalls nicht.

www.dijousbo.es

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