Weil das balearische Bildungsministerium bisweilen im Unklaren gelassen hat, ob die Lehrergewerkschaften ihren Aufruf zum unbefristeten Streik ab dem ersten Schultag am 13. September fristgerecht eingereicht haben, wollen diese auf Nummer sicher gehen und haben den Beginn des Arbeitskampfes auf Montag (16.9.) vertagt.

"Das Ministerium überlegt scheinbar, einen Streik am ersten Schultag für unzulässig erklären, obwohl es uns am Mittwoch (4.9.) einberufen hat, um über den Mindestbetrieb an den Schulen für diesen Tag zu beraten", sagte Antonia Font, Sprecherin der Gewerkschaft STEI-i. Um unnötige Verwirrungen zu vermeiden, haben man den Streik deshalb um drei Tage nach hinten verschieben.

An einem Streik an sich wird aus Sicht der Lehrergewerkschaft STEI-i kein Weg mehr vorbeiführen. Rund 200 Mitglieder stimmten bereits bei einer Zusammenkunft am Montag (2.9.) für einen unbefristeten Arbeitskampf. Font rechnet mit großer Streikbereitschaft. Zudem hat die Gewerkschaft CCOO bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Zuvor hatte Bildungsministerin Joana Maria Camps noch versucht, den Streik abzuwenden, und den Lehrern ein 16-zeiliges Papier vorgelegt, das als Basis für weitere Verhandlungen dienen sollte. Es enthielt allerdings lediglich minimale Zugeständnisse, etwa was die Arbeitsbedingungen und die Evaluation des neu eingeführten Drei-Sprachen-Modells betrifft. Die Gewerkschaften indes fordern die Zurücknahme des sogenannten integrierten Sprachunterrichts (TIL), der ab diesem Schuljahr zu gleichen Teilen auf Katalanisch, Spanisch und Englisch erfolgen soll.

Darauf ging Camps in ihrem Kompromissangebot aber ebenso wenig ein wie die Forderung, die Suspendierung der drei menorquinischen Schulleiter, die das Modell nicht umsetzen wollten, rückgängig zu machen. Sie könne nur auf eine schnellen Abschluss des Verfahrens drängen, sei in dieser Sache selbst aber nicht entscheidungsbefugt, erklärte die Ministerin. Auch der Ruf nach einer Rücknahme der Einsparmaßnahmen, unter denen Unterricht und Arbeitsbedingungen den Lehrern zufolge immer stärker leiden würden, verhallte ungehört.

Umfrage: Ist der Streik berechtigt?

Zum neuen Schuljahr sollen zunächst 36.000 Schüler der Grundschule und der Sekundarstufe nach dem neuen Modell unterrichtet werden. Bislang findet der Unterricht an den öffentlichen Schulen zum Großteil auf Katalanisch statt. Vollständig eingeführt werden soll das neue Modell bis zum Schuljahr 2017-18.

Die Gewerkschaften beklagen neben der Zurückdrängung der katalanischen Sprache eine unzureichende Vorbereitung des Projekts. Für besonderen Unmut sorgte zudem die Suspendierung von drei Lehrern auf Menorca, die laut Schulinspektion die Vorgaben zum Drei-Sprachen-Modell nicht einhielten. Darüber hinaus werfen die Gewerkschaften der Landesregierung massive Einschnitte im Bildungssystem vor. Auf den Balearen seien rund 1.000 Lehrerstellen gestrichen worden. Außerdem hätten die Lehrer innerhalb von drei Jahren 25 Prozent ihrer Kaufkraft eingebüßt, müssten aber eine längere Wochenarbeitszeit von 37,5 statt früher 35 Stunden in Kauf nehmen.

Forum: Mehr Englisch, weniger Katalanisch?