So schön friedlich das Archipel Cabrera daliegt, wenn man es auf der Überfahrt mit einem der Touristen­boote von Colònia de Sant Jordi aus erblickt, so unschön geht es hinter den Kulissen zu: Zwischen den beiden Unternehmen, die die Schiffstouren anbieten, herrscht kein Klima gesunder Konkurrenz - sondern äußerst dicke Luft. Seit Jahren wird nicht zuletzt im Gerichtssaal gestritten.

Begonnen hat alles mit der Firma Excursions a Cabrera, deren Gründer Miquel Serra Clar erstmals 1976 Besucher nach Cabrera transportierte - damals noch per llaüt, einem traditionellen mallorquinischen Fischerboot. Allmählich wurde die Flotte größer und moderner, doch die Familie Serra Ferrer hielt über all die Jahre - abgesehen vom kurzen Intermezzo eines Mitbewerbers - als Monopolist die Stellung. Bis 2008 mit Mar Cabrera ein ernst zunehmender Konkurrent auf den Markt drängte. Die maximal 300 Besucher, die sich laut aktuellem Nutzungs- und Management Plan (PRUG) für den Cabrera-Nationalpark gleichzeitig auf dem unter Naturschutz stehenden Eiland aufhalten dürfen, muss sich der langjährige Platzhirsch nun also mit der Konkurrenz teilen. Im jüngsten Vergabeverfahren gingen drei der insgesamt sechs 50-Personen-­Kontingente an Excursions a Cabrera und zwei an Mar Cabrera, während eines wegen rechtlicher Fragen derzeit noch auf Eis liegt.

Das ist mein Fleischtopf

Doch mit einem nur mehr halben Urlauberkuchen wollte sich der Veteran nicht zufrieden geben - und klagte den Mitbewerber wegen angeblich unlauterer Konkurrenz an. Zum einen wollte es sich Excursions a Cabrera nicht bieten lassen, dass auch die andere Firma mit dem Slogan „Excursiones a Cabrera" (Ausflüge nach Cabrera) auf Flyern, Schildern und einer ebenso lautenden Website für die Bootstouren wirbt. Zum anderen forderte der frühere Monopolist Entschädigung für die Jahre 2009 bis 2011, in denen Mar Cabrera angeblich zu Unrecht Passagiere auf der Insel an Land gehen ließ. Die zu zahlende Summe sollte dem Wert der in diesem Zeitraum verkauften Bootstickets entsprechen.

Excursions a Cabrera erreichte damit lediglich, dass der Konkurrent - allerdings aus freien Stücken und nicht infolge eines Urteils - den Namen seiner Website änderte. Vor Gericht indes erlitt das Unternehmen eine Niederlage, legte daraufhin Widerspruch ein, während der Kontrahent, der außerdem wegen Nötigung und einer schmutzigen Hetzkampagne Anzeige erstattete, Gegenklage erhob. Mehrere Einspruchsschreiben, zig Anwaltsrechnungen und eine Instanz später scheint nun aber Schluss zu sein: Im Mai hat das balearische Oberlandesgericht alle Klagen abgewiesen, die gesamten Kosten des Verfahrens hat Excursions a Cabrera zu tragen.

Geschäftsführerin Joana Serra Ferrer, die Tochter des einstigen Unternehmensgründers, will den Rechtsstreit nicht weiter kommentieren. „Ich lege mich niemals mit anderen Leuten an. Ich mache meine Arbeit und will nur das beste für das Unternehmen", sagt sie. Der Anwalt der Firma, Francisco Cañellas, betont indes, dass auch die Klage der Gegenpartei, die die Aufhebung der Marke „Excursions a Cabrera" gefordert hatte, abgewiesen wurde. Und überhaupt, all die Verwirrung habe ja allein der Konkurrent mit seinem Markteintritt verursacht.

Wesentlich redefreudiger ist Nuria Pipó, Geschäftsführerin von Mar Cabrera. „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben schließlich nie etwas Rechtswidriges getan." In den vergangenen sieben Jahren habe es nie einen Rüffel von den Behörden gegeben - ja nicht einmal von den Kunden. „Wir hatten seit 2008 keine einzige Beschwerde", betont Pipó. Aber es hätte ja auch keinerlei Anlass gegeben: Man würde nie rausfahren, wenn schlechtes Wetter droht, man habe noch nie einen Passagier auf der Insel zurückgelassen - bei der Konkurrenz sei das alles schon mal vorgekommen.

Zudem engagiere sich Mar Cabrera für den Umweltschutz, versuche, den CO2-Ausstoß zu senken, lade Behinderte und Sozialbenachteiligte auf die Insel ein. Wenn Eigenlob stinken würde, müsste sich Nuria Pipó längst die Nase zuhalten. „Auch wollen wir unseren Kunden die Geschichte und die Besonderheiten von Cabrera näherbringen." Hierfür biete man seit Kurzem eine App, auf der man sich in fünf Sprachen Infos über den Nationalpark anhören kann. „Das sind alles Dinge, die die anderen nicht tun. Wir sitzen zwar am selben Ort, aber machen etwas ganz anderes."

Wer ist umweltbewusster?

Doch auch der Anwalt der Konkurrenz sagt: „Wir sind ein umweltbewusstes Unternehmen." Man benutze immerhin keine Schnellboote, die mit Benzin fahren - im Gegensatz zu Mar Cabrera. „Das ist viel umweltschädlicher und gefährlicher." Nuria Pipó verweist hingegen darauf, dass nur ihre Firma Einspruch gegen den Entwurf für einen neuen Cabrera-Nutzungsplan eingelegt hat, der eine Ausweitung der touristischen Nutzung des Archipels ermöglichen würde. „Dabei sollte es uns doch alle interessieren, dass die Insel nicht kaputt gemacht wird." José Antonio, der als Berater für Mar Cabrera tätig ist, stört sich vor allem an den im neuen PRUG angedachten Tauch-Ausflügen, schwammigen Formulierungen wie „weitere Gebiete der Öffentlichkeit zugänglich machen" oder der Aussage, dass Patrouillen „je nach Verfügbarkeit von Personal" stattfinden.

„Bevor man den Park weiter öffnet, sollte man erst mal ein Umweltgutachten erstellen", kritisiert er die Balearen-Regierung, die den neuen Plan erarbeitet hat. Zudem sollte endlich festgehalten werden, dass die sieben Euro, die die Unternehmen pro Passagier an den Nationalpark abführen müssen, auch tatsächlich dessen Schutz und Instandhaltung zugute kommen. Und theoretisch könnte die Verwaltung bei der Konzessionsvergabe für den Besuchertransport ja auch gleich solchen Unternehmen den Vorzug geben, die wie Mar Cabrera auch an die Umwelt denken, fügt Geschäftsführerin Pipó hinzu. „Alles, was wir bisher tun, ist freiwillig, aber man könnte es ja auch verpflichtend von allen Bewerbern fordern."

Geht es bei dem Einspruch also doch nicht nur ums Wohl der Insel, sondern vielleicht auch um das des Unternehmens? Ein neuer PRUG wäre schließlich mit einer Neuvergabe der Besucherkontingente verbunden - und könnte somit weiteren Konkurrenten Tür und Tor öffnen. José Antonio von Mar Cabrera wiegelt ab: „Die Konkurrenz sollte ruhig noch größer werden, damit würde auch der Service besser, und davon profitiert am Ende der Park."

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