Dort, wo in Zukunft die Karts ihre Runden drehen sollen, muss erst einmal kräftig aufgeräumt werden. Das 50.000 Quadratmeter große Gelände an der Ausfahrt Nr. 11 auf der Flughafen-Autobahn barg so manche Überraschung. Zwischen Büschen und Schilf lagerte jede Menge Sperrmüll, den offenbar Hoteliers dort abgeladen hatten, vor allem eine große Zahl von Matratzen. Daneben fanden sich heruntergekommene, eingestürzte Gebäude, „fast so wie in Son Banya", meint Melanie Grbac in Anspielung auf die Barackensiedlung am Flughafen, „das war Wilder Westen total".

Grbac gehört zu den Investoren von Son Forsiego S.A., die vor rund zwei Jahren das Gelände an der Playa de Palma erworben haben, um dort eine Kartbahn mit einem bis zu 1,5 Kilometer langen Rundkurs zu errichten. Das Projekt soll in einigen Wochen offiziell beantragt werden, auf dem Gelände fanden aber bereits Aufräum- und Abrissarbeiten statt. Auch den Anwohnern haben die Investoren ihr Vorhaben bereits vorgestellt, um Bedenken zu zerstreuen.

Hinter dem Projekt stehen drei Investoren mit spanischem und kanadischem Hintergrund. Sie verbindet nach eigenen Angaben die Liebe zum Kartsport, dem der jeweilige Nachwuchs nachgeht. Im Gespräch mit der Mallorca Zeitung erläutern sie die Eckpunkte des Projekts. Die Investitionen lägen im sechs- bis sieben­stelligen Euro-Bereich. Die Kartbahn soll eine Attraktion werden, die ganzjährig Publikum an der Playa de Palma anlockt. Die Zielgruppe reicht von Urlaubern, die von ihren Hotels die Kartbahn erreichen könnten und die bislang außer Aqualand und Palma Aquarium kaum Alternativen zum Strand- und Gastro-Angebot vorfänden, über die einheimischen Kartfans bis hin zu internationalen Automarken, die zur Vorstellung ihrer neuen Modelle auf die Insel kommen.

Damit habe man genügend Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Kartbahnen auf Mallorca, etwa der Rennstrecke in Llucmajor oder der Kartbahn in Can Picafort. Habe nicht Palmas Bürgermeister José Hila erst vergangene Woche betont, dass die Playa de Palma neue Angebote für Urlauber brauche und man allein mit Benimmregeln den derzeitigen Problemen nicht beikomme? Mit dem Kartprojekt wolle man vor allem Familien ansprechen - Grbac nennt das Stichwort „Family Entertainment Center" - und einen Kontrapunkt zum Sauftourismus setzen.

Das sollte eigentlich den Anwohnern gefallen, wäre da nicht das Thema Lärm. „Die Menschen glauben, dass Karts laut sind", sagt Anwalt Juan Oliver, ebenfalls Investor. „Ich wünschte, Sie könnten den Geräuschpegel im Artikel widergeben." Zum Einsatz kämen nämlich nicht irgendwelche Karts, sondern das Modell Sodi RT8, das weltweit am weitesten ­entwickelt sei und eigentlich gar keinen gesonderten Lärmschutz auf dem Gelände nötig mache - für den man aber dennoch sorgen werde. Sobald das Projekt offiziell vorgestellt sei, werde man einen Kartwagen an der Playa de Palma ausstellen. Davon abgesehen liege die Kartbahn ohnehin direkt an der Autobahn, die die Karts übertönen werde.

Möglich wird das Projekt durch den PRI, den im April dieses Jahres beschlossenen Masterplan für die Playa de Palma. Demnach sind in dem Gebiet Einrichtungen genehmigungsfähig, die das bestehende touristische Angebot ergänzen und die Nebensaison beleben, im konkreten Fall Sportanlagen. Gleichzeitig macht der PRI aber auch strenge Vorgaben. So muss das Gelände für solche Projekte mindestens 50.000 Quadratmeter groß sein. Der Inselrat sorgte zudem dafür, dass weitere Auflagen zu Baufläche und -höhe Eingang fanden. Erlaubt sind im Fall des Kartgeländes maximal 7.000 Quadratmeter Bebauung. Mit 2.000 Quadratmetern bleibe man deutlich darunter, so Oliver.

Neben der eigentlichen Rennstrecke, die auch in zwei Teil­strecken aufgeteilt werden kann, plane man eine Cafeteria, einen Laden sowie Parkplätze, in keinem Fall aber einen angeschlossenen Biergarten - auch das eine Sorge der Anwohner. Genauso wenig werde man nächtliche Öffnungszeiten wie die Vergnügungstempel im Dunstkreis der Bier- und Schinkenstraße haben, die Zielgruppe seien schließlich Familien. Auch an Personen mit Gehbehinderung sei im Übrigen gedacht: Geplant ist, mindestens ein Fahrzeug anzubieten, das ohne Fußpedale auskomme und nur mit den Händen gesteuert werden könne. Die gesamte Anlage werde barrierefrei.

Auch wenn sich die Investoren den Umwelt- und Landschaftsschutz auf die Fahnen schreiben, wollen sie keine Elektrokarts anbieten, so wie seit Kurzem im Festival Park in der Gemeinde Marratxí. Das große Problem seien die Batterien, meint Grbac, diese seien bislang nicht ausgereift und auch ökologisch ein großes Problem.

Die drei bestehenden Kiefernwäldchen auf dem Gelände werde man nicht anrühren, schließlich plane man keine Betonwüste, sondern eine „grüne Lunge". Vorher sind freilich nicht nur die Lizenzen nötig, sondern auch jede Menge Aufräumarbeiten.

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