Es dürfte nicht viele Menschen geben, die keine Politiker sind und trotzdem optimistisch über die Zukunft von Palmas Kongress­palast sprechen. Wolf Hanke gehört zu ihnen. „Ich weiß gar nicht, wo das Problem ist", sagt der Mallorca-Deutsche, der viele Jahre als Manager für den Reiseveranstalter Tui arbeitete und zehn Jahre lang Aufsichtsratspräsident des Internationalen Amtssitz- und Konferenzzentrums Wien (IAKW) war.

Die Geschichte von Palmas Kongresspalast, der nun im ­Februar 2016 fertiggestellt sein soll, ist voller Komplikationen: mittlerweile fünf gescheiterte Ausschreibungen, Streit mit der Baufirma, Baustopp wegen unbezahlter Rechnungen, immer wieder Verzögerungen. Freilich könnte man das ein oder andere anders machen, meint der 70-Jährige, der heute weiterhin als freier Berater im Tourismusgeschäft auf Mallorca aktiv ist. Aber „lassen Sie mich jetzt bitte nicht als Besserwisser dastehen".

Die Gefahr besteht nicht - die Einschätzungen von Hanke sind konstruktiv, und nach seinen beruflichen Erfahrungen sowie 38 Jahren als Mallorca-Resident weiß er, wovon er spricht. So kennt er auch die Skepsis, die einem solchen Projekt entgegenschlägt - im Fall von Palma die Unterstellung, dass der Betrieb des Kongresspalastes niemals die mittlerweile investierten 140 Millionen Euro Steuer­gelder wieder einbringen werde. Im österreichischen Parlament habe es damals ähnliche Vorbehalte gegeben, so Hanke. Daraufhin habe man eine Consultingfirma ausrechnen lassen, wie die öffentliche Verwaltung in Form von Steuern sowie Hotels, Gastgewerbe und sonstige Firmen in Form der Ausgaben der Tagungsbesucher profitieren.

Für diese Logik der „Umwegrentabilität" hat der Tourismusprofi Beispiele im Kleinen wie im Großen. Ein Auto koste auch viel Geld in der Anschaffung und im ­Unterhalt. Aber es helfe einem dabei, Geld zu verdienen. Und der Bau von Palmas Kathedrale, war der etwa rentabel? Auch wenn La Seu natürlich nicht für touristische Zwecke gedacht war, hat sie sich langfristig für Palma allemal ausgezahlt.

„Wir hatten in Wien einen Kredit von den Golfstaaten und konnten am Anfang nicht einmal die Zinsen erwirtschaften", erzählt Hanke. Langfristig und indirekt jedoch ergab sich finanziell ein ganz anderes Bild: 832 Millionen Euro Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt, 234 Millionen Euro Steuereinnahmen für Bund, Länder, Gemeinden und Wien sowie 15.900 Jahresarbeitsplätze weist der Jahresbericht 2013 aus. Was man auf Mallorca brauche, sagt Hanke, sei eine solche Kalkulation und vor allem auch Geduld in den Anfangsjahren.

Für unnötig hält Hanke den Ärger mit den Ausschreibungen. Sind die Bedingungen zu ­unattraktiv, findet sich kein Betreiber, wie das Konsortium von Palmas Kongress­palast mehrfach feststellen musste. Andererseits schenke die öffentliche Verwaltung bei zu attraktiven Bedingungen unnötig Geld her. Und nicht nur das: Ein privater Betreiber habe in erster Linie die Konzern­ziele, nicht den Standort vor Augen - und das gefährde die Umwegrentabilität.

Die Lösung könnte eine öffentliche Körperschaft sein, die den Betrieb übernimmt, mit einem erfahrenen Manager an der Spitze. Es ist ein Modell, das den eigentlich Privatisierungen ablehnend gegenüberstehenden Links­politikern gefallen sollte. Im Unterschied zu Wien könnte allerdings auf Mallorca ein anderes Problem auftreten - eine zu starke Abhängigkeit von der jeweiligen Regierungspartei. Natürlich müssten Berufspolitiker im Aufsichtsrat vertreten sein. Die politischen Vertreter dürften sich aber weder ins Tagesgeschäft einmischen, noch dürfe die Managementebene bei jedem Regierungswechsel ausgetauscht werden.

Der Unabhängigkeit von der Politik hatte Hanke denn auch unter anderem seine Berufung zu verdanken. Als er 2002 den Anruf vom österreichischen Finanzminister mit dem Stellenangebot erhielt, habe dieser gerade seine Marketing­erfahrungen fern der Wiener Politik geschätzt. Hanke sollte in seiner zehnjährigen Amtszeit denn auch fünf Minister unterschiedlichster politischer Couleur erleben. Dass eine solche Unabhängigkeit auf ­Mallorca nicht leicht werden dürfte, zeigte zuletzt das Ringen um die Stelle des Intendanten des Regionalsenders IB3.

Zunächst einmal aber muss der Kongresspalast fertig gebaut sein - vorher sei die Vermarktung wenig erfolgversprechend. Die Dauerbaustelle an prominenter Stelle an Palmas Ortseinfahrt, an der sich monatelang gar nichts tat, ist in den vergangenen Jahren zum Symbol der Krisen geworden, wozu auch die Unansehnlichkeit des massiven Rohbaus beigetragen haben dürfte. Doch Hanke ist von dem Bau angetan - wenn man mal das in seinen Augen unnötige Hotel nebenan wegdenkt. Der Komplex biete vor allem genügend Ausstellungsfläche, was beispielsweise Autobauer zu schätzen wissen, und er sei flexibel einsetzbar. „Hauptsache da passiert immer etwas", so Hanke. Es muss ja nicht gleich BMW sein, „bei uns in Wien tanzte auch die Tiroler Volkstanzgruppe".

Wichtiger als der Bau ist ohnehin der Standort, und um den steht es ja bekanntlich nicht schlecht: „Wir sind hier in der Wiege des spanischen Tourismus, einer 1A-Destination - das wäre eine Lachnummer, wenn wir das nicht schaffen."