Mit den Schlussfolgerungen der Anklage und der Nebenklage ist am Freitag (10.6.) auf Mallorca der Prozess gegen die Königsschwester Infantin Cristina, ihren Mann Iñaki Urdangarin sowie weitere Beschuldigte in die Zielgerade gegangen. Staatsanwalt Pedro Horrach blieb dabei, für Urdangarin 19,5 Jahre und für seinen ehemaligen Geschäftspartner Diego Torres 16,5 Jahre Haft zu fordern. Infantin Cristina wird nur von der als Nebenklage auftretenden Vereinigung Manos Limpias beschuldigt; deren Anwältin forderte 8 Jahre Haft für die Königsschwester.

Ihnen allen wird vorgeworfen, mit dem formal gemeinnützigen Institut Nóos öffentliche Gelder in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Urdangarin und Diego Torres verdienten bis 2008 mit der Ausrichtung obskurer und überteuerter Tagungen - auf Mallorca etwa zum Thema Sport und Tourismus - etliche Millionen Euro, die dann in einem Firmengeflecht verschwanden. Aus den Einkünften wurden auch private Ausgaben der Familie von Infantin Cristina bestritten.

Zu den Angeklagten gehört auch der schon in anderen Zusammenhängen wegen Korruption verurteilte ehemalige balearische Ministerpräsident und spanische Umweltminister Jaume Matas (PP, Volkspartei). In seinem Fall hat die Staatsanwaltschaft ihre Strafforderung wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder von elf auf fünf Jahre Haft gesenkt.

Wie Horrach in seinem Plädoyer sagte, werde damit die Bereitschaft von Matas honoriert, mit der Anklage zusammenzuarbeiten. Der ehemalige Balearenpremier hat sich unter anderem zu Entschädigungszahlungen bereit erklärt. Dafür hat er, wie ebenfalls am Freitag bekannt wurde, seine im Volksmund "palacete" genannte Luxuswohnung in einer noblen Altstadtgasse von Palma für 865.000 Euro verkauft.

Prozess Nóos: die Hintergründe

Infantin Cristina und ihr Mann waren nach einer längeren Pause am Freitag wieder im Gerichtssaal anwesend. Der im Januar begonnene Prozess soll am Dienstag (14.6.) mit den Schlussfolgerungen der Verteidigung fortgeführt werden. Es ist das erste Mal, dass sich ein Mitglied der spanischen Königsfamilie vor Gericht verantworten muss. Das Urteil wird bis Ende des Monats erwartet. /ck