Bei einer Umfrage, die die MZ auf ihrer Internetseite www.mallorcazeitung.es vor dem Spiel gegen Polen durchführte, waren nur 25 Prozent der Teilnehmer der Meinung, dass Deutschland den Titel holen würde. 31 Prozent glaubten sogar, dass nach der Vorrunde Schluss sei für Jogi Löws Truppe.

Nach dem Spiel und der Party sah das Stimmungsbild am Strand komplett anders aus. Zwar wollten die meisten ihre Sonnenbrillen nicht ablegen (Spuren der Siegesfeier), aber ein klares Bekenntnis zur deutschen Nationalmannschaft war ihnen ohne Probleme zu entlocken.

Der Siegener David Hippenstiel, im Gedächtnistrikot vom deutschen EM-Titel 1996, hat die Nachwehen der Feiern gut überstanden und glaubt an den EM-Titel, trotz der stark aufspielenden Konkurrenz. ýDie Holländer reißen doch nichts bei einer Europameisterschaft", ist er überzeugt.

ýDas Spiel gegen Polen war besser als gedacht, jetzt hoffe ich auch, dass Deutschland Europameister wird", sagt Simon Kiefer aus Saarbrücken, der sich in Arenal stilecht in einem Sitzfußball räkelt. ýBeim Unentschieden hätte es wahrscheinlich großes Geschrei geben. Jetzt packen wir es aber, auch weil Lehmann sich noch steigern wird", glaubt der Saarländer.

ýIch vertraue auf die Motivation, die die Mannschaft vor zwei Jahren bei der WM getankt hat", sagt Claudia Funk aus Dortmund. Sie setzt am Strand mit Handtuch, Trikot und Kopftuch in Schwarz-Rot-Gold modische Akzente. Das Finale, tippt sie, wird Deutschland gegen Portugal gewinnen.

ýDie werden sich auf jeden Fall noch steigern und dann auch Europameister", meint Thorsten Schmidt aus Bochum. Zu den weiteren Favoriten zählt er Frankreich, die Niederlande und Spanien. ýAber Deutschland wird es machen - trotz Lehmann", fügt er hinzu. Ob er und seine Freunde Arndt und Klaus bis dahin die Sonnenbrillen absetzen können, lässt er offen.

Die Fans befinden sich mit ihrer Meinung in prominenter Gesellschaft. Davor Suker, ehemaliger Star Kroatiens, Deutschlands nächstem Gegner (12.6., 18 Uhr), sagte der Zeitung ýWelt": ýDeutschland hat eine echte Turniermannschaft - wie immer." Für ihn ist die DFB-Elf Favorit auf den Titel.

Optimismus bei deutschen Fans, Ernüchterung bei den Gastgebern. Die Schweizer Mannschaft steht nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Tschechien vor dem Aus. ýDie wären ja schon froh, wenn sie über die erste Runde hinauskämen", sagt Claudio Bornand, pensionierter Schweizer Hotelier aus Sa Cabaneta. Daran glaubt er nach dem Spiel gegen Tschechien aber auch nicht. ýDas hat nach nichts ausgeschaut", lautet sein Fazit. ýSehr gut gespielt", urteilt dagegen der Schweizer Honorarkonsul auf Mallorca, Christian Neukom. ýWir glauben daran, dass wir weiterkommen. Dann gibt es eine große Feier", verspricht er.

Auch nicht so negativ sieht Ferry Hirschmann aus Galilea die Situation seiner Österreicher nach der 0:1-Niederlage gegen Kroatien. ýIch war überrascht, dass die Mannschaft nach dem Gegentreffer nicht wie üblich die Köpfe hat hängen lassen, sondern gekämpft hat. Sie hat gezeigt, dass sie noch mehr kann", sagte der gebürtige Wiener. Er hofft, dass die Mannschaft die Vorrunde übersteht. ýFalls es klappt, lade ich Sie gerne auf ein gutes Glas ein", versprach er dem MZ-Redakteur. Der Vorschlag ähnelt dem der österreichischen Brauerei Ottakringer. Die hat laut Presseagentur dpa vor den Partien gegen Polen (12.6., 20.45 Uhr) und Deutschland (16.6., 20.45 Uhr) angekündigt, jedem österreichischen Torschützen den durchschnittlichen Jahresbedarf (108 Liter) an Gerstensaft ein Leben lang nach Hause zu liefern. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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