Utz Claassen kam nicht allein, sondern brachte auch seine Mutter mit zum Treffen des MZ-Fanclubs von Real Mallorca. „Mit 86 Jahren könnte sie die Alterspräsidentschaft übernehmen“, scherzte der deutsche Unternehmer am Montagabend (3.1.) im Fanlokal „Las Palmeras“. Beim ersten Zusammentreffen des Aktionärs mit den Mitgliedern des von der MZ gegründeten deutschsprachigen Fanclubs hatten die Anhänger Gelegenheit, den Unternehmer mit Fragen zu löchern.

Herr Claassen, warum engagieren Sie sich für Real Mallorca?

Weil der Verein sehr gute Voraussetzungen mitbringt. Die Primera División ist die Liga des Weltmeisters Spanien. Mallorca hat durch seine vielen Millionen Besucher und auch durch seine exzellente Fluganbindung ein großes Poten­zial. Die Fans des FC Bayern kommen ja auch nicht nur aus München in die Allianz-Arena. Die Frage ist, wie man die Menschen zum Fußballgucken auf die Insel holt. Ich habe dazu einen Plan mit mehr als 100 Punkten entworfen. Dieser Plan ist im Verwaltungsrat auf große Zustimmung getroffen. Nächste Woche werden wir die einzelnen Maßnahmen priorisieren und uns dann noch in diesem Monat mit den Mitarbeitern des Clubs zusammensetzen. Das Internationalisierungskonzept soll schließlich nicht nur ein „Plan Claassen“ oder ein Plan des Verwaltungsrats sein, sondern ein Plan aller sein.

Nennen Sie uns mal ein Beispiel.

Ein ganz einfacher und schnell umsetzbarer Punkt ist es beispielsweise, mehr Anreize für Familien zu schaffen. Meine fünfjährige Tochter sagte neulich nach einem Spiel in Son Moix: Papa, ich gehe da erst wieder mit dir hin, wenn es auch einen Kids Club gibt. So eine Spielecke im Stadion wünschen sich bestimmt viele Kinder.

Dürfen die Fans ihre Meinung einbringen?

Wir werden den Kontakt mit den Fanclubs sicherlich intensivieren. Ein Beispiel aus der Automobil­industrie: In der Frühphase der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs werden in Studien ja auch ausgewählte Kunden mit dem möglichen zukünftigen Produkt vertraut gemacht und dazu eingehend befragt. Schließlich muss ihnen der Wagen ja auch gefallen, damit sie ihn später kaufen. Das ist beim Fußball nicht anders.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass Sie sich mit Ihren Ideen auf Mallorca durchsetzen können?

Es geht mir nicht darum, mich mit irgendetwas durchzusetzen, sondern zu vernünftigen Entscheidungen und einer guten Entwicklung zu kommen. Ich glaube, unser siebenköpfiger Verwaltungsrat ist so aufgestellt, dass sich am Ende immer die beste Idee durchsetzt, ganz egal von wem sie kommt. Jeder der Aktionäre hat in den Club viel Geld investiert und damit ein Zeichen gesetzt. Aber keiner von ihnen will sein Geld auf die Straße werfen. Große Probleme sind im Fußball doch immer dort entstanden, wo Menschen mit dem Geld Dritter überzogene Risiken eingegangen sind, um der eigenen Eitelkeit zu dienen.

Haben Sie schon mit dem Tui-Chef-Michael Frenzel gesprochen? Er könnte Ihnen doch behilflich sein, wenn es darum geht, Urlauber ins Stadion zu bringen.

Mit Michael Frenzel spreche ich ohnehin regelmäßig, denn wir sitzen gemeinsam im Aufsichtsrat des Finanzdienstleisters AWD. Ich bin ihm darüber hinaus persönlich verbunden.

Mit 12.000 Zuschauern im Schnitt hält sich die Fußballbegeisterung auf der Insel in Grenzen. Wie wollen Sie die Leute mobilisieren?

Ich finde den Rückhalt gar nicht so schlecht. Im Großraum Barcelona beispielsweise leben etwa sieben Millionen Menschen. Im Sta­dion sind selten weniger als 85.000, doch selbst 100.000 entsprächen nur knapp 1,5 Prozent. Das gleicht in etwa den Verhältnissen auf Mallorca mit seinen 862.000 Einwohnern. Aber da ist durchaus noch Spielraum. Wir werden hart daran arbeiten, den RCD zum Club aller auf der Insel zu machen.