„Schneller, schneller, schneller", schallt es über den Trainingsplatz, während der Regen unaufhörlich auf die Spieler herunterprasselt. Die Anweisungen von Trainer Michael Laudrup klingen energisch. Für Real Mallorca hat der ernsthafte Teil der Vorbereitung begonnen. Schon seit gut einer Woche befinden sich die Kicker im niederländischen Oosterbeek in der Nähe von Arnheim im Trainingslager.

Das Grundgefühl mit der neuen Mannschaft sei gut, sagt Laudrup in Interviews mit den heimischen Medien. Was soll er gegenüber der Öffentlichkeit auch sonst sagen? Doch wer genauer hinhört und auf die feinen Töne achtet, der merkt, dass im Verein alles andere als eine heile Welt herrscht. Bei der Auswahl der neuen Spieler habe er nur sehr wenig zu sagen gehabt, meinte Laudrup gegenüber dem „Diario de Mallorca". Zwar haben die Trainer auch bei anderen Proficlubs wenig Einfluss auf die Einkäufe. Doch schwingt aus dem Satz des Trainers eine unüberhörbare Unzufriedenheit mit. Das sportliche Personal bestimmt beim Real Mallorca vor allem Hauptaktionär Llorenç Serra Ferrer, bis vor kurzem noch Vizepräsident, jetzt auch noch Sportlicher Leiter.

Schon zum Ende der vergangenen Saison hatte es zwischen Serra Ferrer und Laudrup Differenzen gegeben. Laudrup hatte seinen Vorgesetzten ganz offen kritisiert, weil die Verhandlungen über einen Neuzugang in der Winterpause in letzter Minute gescheitert waren. Serra Ferrer hingegen übte hinter vorgehaltener Hand Kritik an Laudrups Führungsstil, als der Verein auf der Schlussgeraden der Meisterschaft noch abzusteigen drohte und erst am letzten Spieltag nur durch die Unterstützung des FC Valencia noch den Klassenerhalt schaffte.

Man riss sich zusammen. Laudrup, weil er unbedingt in der spanischen Liga bleiben wollte und noch einen Vertrag über ein weiteres Jahr hat. Und der Verein, weil die Insolvenzverwalter der Verpflichtung eines neuen Trainers wegen der hohen Schuldenlast nie und nimmer zugestimmt hätten. Denn das Jahresgehalt von 600.000 Euro hätte man dem scheidenden Coach in jedem Fall zahlen müssen.

Die Stimmung hängt nun auch davon ab, wie es im Fall von Pierre Webó weitergeht. Der Kameruner hat noch bis 2012 einen Vertrag, möchte den Verein aber gerne verlassen und ist noch nicht einmal mit ins Trainingslager gereist. Real Mallorca will den Afrikaner aber nicht ohne einen entsprechenden Erlös ziehen lassen. Verkompliziert wird das noch dadurch, dass die Verpflichtung eines neuen Spielers davon abhängt, ob für Webó Geld in die Kasse fließt.

Laudrup wartet daher täglich auf Neuigkeiten aus Palma. „Je länger sich die Verhandlungen hinziehen, desto schlechter ist die Situation für alle Beteiligten", drängt Laudrup zu einer schnellen Entscheidung. Für Mittwochnachmittag wurde die Ankunft von Llorenç Serra Ferrer im Trainingscamp in den Niederlanden erwartet.

Für sein taktisches Konzept braucht der Däne nach eigener Einschätzung mindestens zwei neue Offensivspieler. Der Israeli Tomer Hemed machte in den Testspielen beim 0:0 gegen Zwolle und beim 2:0-Erfolg über Heerenveen mit einem Treffer einen vielversprechenden Eindruck. Aber ob das reicht?

Alle anderen Positionen sind mittlerweile doppelt besetzt, so dass Laudrup eine Wettbewerbs-situation innerhalb der Mannschaft aufbauen kann. Als Letzter hat sich am vergangenen Samstag Neuzugang „Chico" ins Team eingereiht (siehe Bericht rechts). „Wir müssen aus den Fehlern der vergangenen Saison lernen", sagt Laudrup, der seinen Schülern in Oosterbeek kaum Verschnaufpausen lässt. Am Mittwochabend (nach Redaktionsschluss) spielte die Mannschaft gegen den Zweit-ligisten Nijmwegen.

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