Nach dem Finaltriumph über Novak Djokovic am Montag (21.5.) in Rom hat sich Rafa Nadal, aktuell Nummer zwei im Welttennis, eineinhalb Tage Heimaturlaub in Manacor gegönnt. Die MZ erwischt seinen Trainer Toni Nadal am Telefon, während sein Schützling den Tag in der Gegend von Porto Cristo verbringt, wo er sich vor einigen Jahren eine Designvilla direkt am Meer bauen ließ.

Beide wittern Frühlingsluft, sogar die Rückkehr an die Spitzenposition scheint machbar: Djokovic ist nur noch 1.740 Punkte entfernt. "Natürlich ist das wieder drin", zeigt sich auch Toni Nadal zuversichtlich. Ein Finalsieg in Paris gepaart mit einem frühen Ausscheiden von Djokovic würde schon reichen. Dass Nadal für das Finale in Paris gerüstet ist, daran hegt sein Onkel keine Zweifel: "Rafa spielt in diesem Jahr deutlich aggressiver als im vergangenen. Er fühlt sich zurzeit richtig gut und sicher auf dem Platz." Dazu sei er momentan frei von Verletzungen und könne ohne Störungen trainieren.

Auf Rafas Facebook-Profil findet sich am Montagabend ein Foto des 25-Jährigen in seinem Garten. Aber viel Zeit zum Ausspannen ist nicht. "In der Nacht auf Donnerstag fliegen wir nach Paris, um vor Roland Garros schon mal auf dem Belag zu trainieren", erzählt Toni Nadal, der seinen Neffen seit dessen zwölftem Lebensjahr trainiert.

In Paris droht zwar kein rutschiger blauer Sandboden wie in Madrid, aber ein paar Tage Eingewöhnung sind auch für einen alten Hasen wie den sechsmaligen Roland-Garros-Sieger wichtig. "Natürlich ist das eines seiner Lieblingsturniere. Hier hat er schon oft gezeigt, zu welchen Leistungen er fähig ist", sagt Toni Nadal, will seinem Neffen aber nicht die Favoritenrolle zuschieben.

Ob Rafa diese Bürde Novak Djokovic zuschanzen und weiterhin den Underdog spielen kann, scheint jedoch zweifelhaft. Denn die aktuelle Nummer eins schwächelt auf einmal und ist für Nadal wieder schlagbar geworden. In Rom fertigte der Mallorquiner seinen Angstrivalen des Jahres 2011 mit einem Zwei-Satz-Sieg ab, und das, obwohl Spaniens bester Tennisspieler aller Zeiten phasenweise in seine alte Aufschlagschwäche zurückfiel.

Der Endspielsieg des Mallorquiners gegen den Serben in Monte Carlo am 22. April war noch mit Zurückhaltung aufgenommen worden, denn Djokovic war bei dem Turnier wegen eines Todesfalls in der Familie mental angeschlagen.

Das Finalspiel in Rom nährt jedoch die Vermutung, dass Djokovics Siegesserie zu Ende gehen könnte, vor allem aber dass Nadal seine gewohnte mentale Stärke und Aggressivität wiedererlangt hat. Der Triumph bedeutete auch, dass der Manacorí die zwischenzeitlich verlorene zweite Position der ATP-Weltrangliste wieder zurückeroberte. Roger Federer hatte ihm diesen mit seinem Sieg in Madrid weggeschnappt. Obwohl Nadal immer behauptet, der Weltranglisten-Platz sei ihm nicht so wichtig wie ein Finalsieg, sagt Toni Nadal: "Klar ist es uns lieber, als Nummer eins oder zwei zu einem Turnier zu reisen statt als Nummer drei."

Das Turnier in Paris beginnt am Montag (28.5.). Als Nummer zwei kann Nadal erst im Endspiel auf Djokovic treffen. Toni Nadal ist jedoch kein Fan von Spekulationen. "Jetzt schon an einer speziellen Taktik für den Fall eines Finales gegen Djokovic zu arbeiten, hat keinen Sinn. Rafa muss seine Spielweise durchziehen, dann hat er auf jeden Fall eine Chance."

Vielleicht heißt es dann am 10. Juni zum siebten Mal: Rafa Nadal, Sieger von Roland Garros.

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