Teure Stars sind Real Mallorcas Trainer Joaquín Caparrós suspekt. Schon bei seinem Amtsantritt im vergangenen Herbst kündigte der Andalusier an: „Wir werden uns durch die Eingeweide der Nachwuchsmannschaften kämpfen und die Fußballer, die Zukunft haben, herausfischen."

Er hält Wort: Bevor er sich Neuverpflichtungen wünscht, schaut er zuerst vor der eigenen Haustür nach, ob da nicht vielleicht ein geeigneter Akteur in der zweiten Mannschaft von Real Mallorca oder in einem Jugendteam kickt. Und wenn dann mal ein Spieler für viel Geld von einem anderen Club gekauft wird, hat der seinen Stammplatz nicht sicher und muss ständig auf der Hut sein, nicht von einem Jungspund aus der Mannschaft verdrängt zu werden.

Das ist die Philosophie. Einerseits aus Sparzwängen, andererseits aber auch aus der Überzeugung des Andalusiers, dass man oft nicht weit gehen muss, um die bestmögliche Lösung zu finden. Dieses Prinzip zieht er eisern durch. Eines der Caparrós-Opfer war in der vergangenen Saison Millionen-Irrtum Marvin Ogunjimi, der nach monatelangen Irrungen und Wirrungen von Vorgänger Michael Laudrup auf die Insel gelotst wurde, um dann die überwiegende Zeit auf der Bank oder auf der Tribüne Platz zu nehmen. Für Caparrós war der Belgier Luft. Der Trainer setzte Ogunjimi den eigenen Nachwuchs vor die Nase und ließ im Sturm vor allem den jungen Álvaro wirbeln, der in der vergangenen Saison immerhin vier Tore erzielte.

Auch in der gerade angelaufenen Spielzeit hält Caparrós an seinem System fest. Immer wieder unterstreicht er sein großes Vertrauen in den eigenen Nachwuchs. Den Beweis dafür liefert er Woche für Woche mit seiner Mannschaftsaufstellung. Seit Caparrós bei Mallorca unter Vertrag steht, haben neun Spieler aus der eigenen Reserve in der ersten Mannschaft Einsatz-Zeit bekommen. Alles begann mit Álvaro, der ausgerechnet beim 0:5 in Barcelona im 100.000 Zuschauer fassenden Stadion Camp Nou aushelfen durfte. Ein Debüt mit nachhaltigeren Eindrücken kann man wohl kaum arrangieren.

Und in der neuen Saison? In den ersten beiden Begegnungen in dieser Spielzeit haben bereits drei Nachwuchskicker das rote Trikot getragen. Gegen Espanyol Barcelona durften Ximo und Marc Fernández ran, ganz zu schweigen von dem bereits etablierten Pedro Bigas, der in der Abwehr schon einen Stammplatz hat. Gegen Málaga setzte der Trainer zum ersten Mal auf Charlie Took aus der zweiten Mannschaft.

Der Deutsche Vincent Uhlke, der in der ersten Jugendmannschaft spielt, bestätigt das Interesse von Caparrós am Vereinsnachwuchs. „Er hat schon zweimal mit uns trainiert. Mit mir selbst hat er bisher noch nicht über einen Einsatz gesprochen." Alles hänge davon ab, ob der 19-Jährige in der kommenden Saison einen Platz bei Mallorca B ergattert. Dann stehen dem Deutschen die Türen zum Profiteam offen. „Ob ich in der kommenden Saison für Mallorca B spielen darf, entscheidet sich im Lauf der Saison."