Zwei WM-Favoriten und einer, der um eine neue Chance kämpft. Für Mallorcas Fahrer und ihre Anhänger verspricht es ein aufregendes Rennjahr zu werden, wenn die FIM-Motorradweltmeisterschaft am Wochenende (7.4.) mit dem Lauf in Losail, Katar, in die neue Saison startet.

Eine reizvolle Konstellation in der Königsklasse MotoGP sorgt für zusätzliche Spannung - vor allem angesichts der Vor­geschichte. Denn mit dem zweimaligen Weltmeister (2010, 2012) Jorge Lorenzo und dem neunfachen Titel­träger Valentino Rossi (zuletzt 2009) sind zwei große Namen des Motorradsports wieder in einer Equipe vereint. In ihrer letzten gemeinsamen Saison bei Yamaha, 2010, als Lorenzo erstmals den Titel gewann, wechselten die beiden kaum ein Wort miteinander. War der Mallorquiner damals das aufstrebende Talent, das dem Platzhirsch die Futter­näpfe streitig machte, so sind die Rollen nun vertauscht. Rossi kommt als Herausforderer.

Mit seiner Rückkehr zu Yamaha will der Italiener nach zwei vermurksten Jahren bei Ducati wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen. Bei den Tests in Jerez, traditionell der erste öffentliche Auftritt der Teams vor Saison­beginn, legte Rossi jedenfalls eine Bestzeit nach der anderen hin.

Auch hinter den Kulissen blieb dabei alles ruhig. Lorenzo blickt dem Konkurrenzkampf eher gelassen entgegen: „Ich habe noch nie meine Planung oder meine Art zu arbeiten wegen der Resultate anderer Piloten geändert, und dabei bleibe ich. Dass Valentino vorne ist, ist gut für ihn, für Yamaha und für den Sport, denn er bringt viele Fans mit. Und wenn er gut ist, bedeutet das, dass das Motorrad gut ist", wird der 25-Jährige vom Sportblatt „Sport" zitiert.

Da hat einer viel Kreide geschluckt. Es wird interessant zu beobachten sein, ob das auch so bleibt, vor allem wenn Rossi anfängt, Rennen zu gewinnen und um die WM-Krone mitzufahren. Denn dann gibt es plötzlich zwei Hähne im Korb.

Lachender Dritter könnte der Spanier Dani Pedroso (Honda) sein, dem viele Experten den Titel in diesem Jahr zutrauen. An der Zeit wäre es - nach drei Vizemeisterschaften (2007, 2010, 2012). Chancen werden auch dem Katalanen Marc Márquez, Teamkollege von Pedroso, zugerechnet. Trotz seiner Unerfahrenheit haben den Debütanten in der Königsklasse viele auf dem Zettel; immerhin kommt er mit dem Moto2-WM-Titel im Gepäck.

Damit sind aber auch schon alle Favoriten genannt. Nur vier Motorräder oder zwei Marken, die Honda- und Yamaha-Werkteams, haben realistische Chancen, um den Gesamtsieg mitzufahren. Alle anderen werden sich dahinter einreihen, die technischen Unterschiede sind einfach zu gewaltig. Auch dem einzigen deutschen Starter Stefan Bradl, Moto2-Weltmeister 2011, bleibt auf seiner LCR-Honda wohl nur die Mitfahrerrolle.

Ausgeglichener geht es in der ­Moto2- und der Moto3-Klasse zu. In der untersten Rennserie macht sich der Mallorquiner Luis Salom Hoffnungen auf den Titel. Drei Jahre lang hatte der heute 21-Jährige auf einer unterlegenen Maschine im Mittelfeld gekämpft. „Mehr Talent als Motor­rad", hieß es im „Diario" mal. Aber er hat sich durchgebissen. Auf einer endlich konkurrenzfähigen Maschine - viel riskiert hatte er schon immer - war Salom im vergangenen Jahr regelrecht „explodiert". Zwei Siege, sechs weitere Podien und Vizeweltmeister hinter dem Deutschen Sandro Cortese lautete am Ende die Bilanz.

In diesem Jahr soll es für den „Mexikaner", wie Salom in seinem Team genannt wird, noch ein Treppchen höher gehen. Das Geheimnis um seinen Spitznamen, den er auch hinten an seinem Rennhelm trägt, hatte er nach seinem ersten Grand Prix-Sieg in India­napolis gelüftet. Ein Rennpferd des Bruders seines Managers hieß so, verriet Salom. „Er hat ein hübsches Sümmchen für das Pferd gezahlt, und beim Start im ersten Rennen ist es dann einfach stehengeblieben." Mit Luis Salom hingegen, der aus einer Familie mit langer Motorsporttradition kommt, dürfte zu rechnen sein.

Luis´ Cousin David Salom wiederum versucht nach einer verkorksten vergangenen Saison so etwas wie einen Neuanfang - allerdings in der Supersport-­Klasse, der zweithöchsten Serie der Superbike-WM. Im Gegensatz zur MotoGP, wo Prototypen zum Einsatz kommen, fahren dort

seriennahe Motorräder. David Salom war als Supersport-Vizeweltmeister 2011 im vergangen Jahr in die Superbike-Serie gewechselt, konnte dort die Erwartungen aber nicht erfüllen. Mitten in der Saison setzte ihn sein Team aufgrund von Verletzungen sogar vor die Tür. Auch ein Wechsel in die MotoGP zerschlug sich. Er verfolgte beide Weltmeisterschaften am Ende nur noch aus dem Fernsehsessel.

Als in diesem Jahr das Angebot vom Kawasaki-Team kam, wieder Supersport zu fahren, musste der 28-Jährige nicht zweimal über­legen. Beim ersten Rennen im australischen Phillip Island (24.2.), belegte er, obwohl nach einem Trainingsturz mit Prellungen und gebrochenem kleinen Finger fahrend, gleich den fünften Rang. Zurück in Mallorca ging es für ihn direkt zum Arzt. Er hofft, bis zum zweiten Rennen am 14.4. in

Aragón wieder hergestellt zu sein.

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