Wenn es Juan Llull zu bunt wird, greift der überzeugte Nichtraucher selbst zu einer Zigarre und zahlt es den Rauchern heim. „Wenn fünf gleichzeitig im Restaurant paffen, wird es auch den Rauchern zu viel", sagt der Mallorquiner. Ansonsten meidet er alle Lokale, in denen die Raucher das Sagen haben. Die wenigen Nichtraucher-Oasen hat der 50-jährige Lehrer auf einer eigenen Website zusammengetragen – die Liste ist mit rund 30 Lokalen übersichtlich (siehe Links am Ende des Artikels).

Auch knapp vier Jahre nach Inkrafttreten des spanienweiten Anti­tabakgesetzes wird in Bars, Cafeterias und sogar in Bäckereien weitergeraucht. Das Gesetz lässt viele Ausnahmen zu – statt Rauchen ganz zu verbieten wie in anderen europäischen Ländern wird über die Zahl der Quadratmeter, das Essensangebot und die Art der Abtrennung diskutiert. Dass das nicht effizient ist, hat jetzt auch die spanische Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez eingestanden. Die abschreckende Wirkung habe nachgelassen, so die Sozialistin vor kurzem, das Gesetz habe zu viele Lücken. Deswegen überlege man, Rauchen in Lokalen ganz zu verbieten.

Jiménez kann dabei auf die Unterstützung ihres balearischen Amtskollegen Vicenç Thomàs rechnen. Er bezeichnet die bestehenden Vorschriften als „unzureichend", die vollständige physische Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherzonen klappe in der Praxis nur selten. „Die Rechte von drei Viertel der Bevölkerung, die nicht rauchen, müssen Vorrang haben."

Dass das bislang nicht der Fall ist, zeigt auch eine Internetseite, die das balearische Gesundheitsministerium betreibt. Auch dort sind Restaurants und Bars aufgeführt, die ernst machen mit rauchfreien Zonen und das Rauchen kurzerhand ganz verboten haben. Verzeichnet sind aber bisher nur acht Lokale. Mit Ausnahme von Inca und Lloseta alle in Palma. „An dem Projekt wird weitergearbeitet", heißt es im balearischen Gesundheitsministerium.

Die wenigen Gastronomen auf Mallorca, die sich zu dem Schritt entschlossen haben, bereuen ihre Entscheidung nicht. Während viele Restaurants über Gästeschwund klagen, brummt bei Pilar Carbonell der Laden. „Meine Geschäftspartner hatten Bedenken, ich musste sie erst überzeugen", sagt die Besitzerin des Restaurants „+natural" an der Plaça del Comtat del Rosselló. Doch nun sei in allen drei Lokalen dieses Namens Rauchen vollständig verboten. Ihre Gäste seien ohnehin gesundheitsbewusst und hätten schon immer mehr nach Nichtrauchertischen gefragt.

„Manche Gäste sind weg­geblieben, andere sind dafür gekommen", sagt Maria David Seguí von der Restaurantkette „Skalop" – geschäftliche Einbußen seien ausgeblieben. Nur in einem Lokal habe man eine Nichtraucherzone beibehalten, weil auch viele Arbeiter in der Mittagspause kämen, die dann gerne zur Zigarette griffen.

Das Restaurant „Sa Pastanaga" in Palma ist schon seit zwölf Jahren tabakfreie Zone, seit Bestehen des Lokals. Nur anfangs hätten Gäste zu rauchen versucht, sagt Betreiberin Francisca Lladó. Aber das habe sich schnell geklärt, und das Geschäft laufe gut. „Die Gäste müssen sich eben daran gewöhnen, draußen zu rauchen."

Bei den Gastronomieverbänden auf der Insel sieht man das anders. Sie fordern schon vorsorglich Kompensationen ein, falls das Anti-Tabak-Gesetz verschärft werden sollte. Schließlich habe man eine Menge Geld in die Abtrennung der Nichtraucher-Zonen investiert, die dann überflüssig werde.

Bis es ein neues Gesetz gibt, sind Nichtraucher auf Insider-Tipps angewiesen. Llull empfiehlt etwa das Viertel Santa Catalina oder auch Lokale in Einkaufszentren: Dort ist Rauchen ganz verboten.

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