Zwei Dinge sind im Restaurant La Bodeguilla außergewöhnlich. Zum einen ist da die ins Lokal integrierte, mit 300 Referenzen gut sortierte Weinhandlung. Hier kann man in gemütlicher Bodega-Atmosphäre an Tischen aus Weinfässern ein paar hochwertige Tropfen verkosten. Wer möchte, kann dazu auch feste Nahrung bestellen, in der Bodega liegt eine abgespeckte Version der Speisekarte des Restaurants aus, wobei auch das volle Küchenprogramm den Bodega-Kunden zur Verfügung steht.

Außergewöhnliche Nummer zwei ist das ausnahmslos von den Philippinen stammende Service-Personal. Für ein Lokal, das nicht nur gehobene spanische Küche, sondern in Räumen mit viel Holz und vielen Rottönen auch spanische Lebensart bietet, ist das überraschend. Arbeitskräfte mit philippinischem Pass kennt man als Besatzungsmitglieder in der internationalen Seefahrt. In der mallorquinischen Gastronomie sind sie bislang kaum in Erscheinung getreten.

Antonio Calzada, der Besitzer des La Bodeguilla, hat sich noch nie dafür interessiert, auf eingetretenen Pfaden zu laufen. Er und sein Bruder Javier haben das Lokal in den 90er Jahren vom Vater übernommen. Damals hieß es noch Mesón Salamanca. Es gab einfache spanische Menüküche. Zum Essen kamen Bauarbeiter im Blaumann und Angestellte aus der Innenstadt. Calzada hatte bereits als Jugendlicher immer im Lokal mitgearbeitet. „Wenn die anderen nach der Schule an den Strand sind, musste ich dem Vater helfen.“ Er wusste, wie hart es ist, ständig hinter dem Tresen zu stehen. Er wusste auch, dass er dies nicht sein Leben lang machen wollte.

Nachdem er zusammen mit seinem Bruder das Lokal übernommen hatte, begann die Erneuerung. Schritt für Schritt baute er das Restaurant aus, veränderte die Speisekarte. Bruder Javier ist der Küchen-Chef, Antonio ist der Stratege. Viele Produkte kaufe er direkt beim Erzeuger, wie das Spanferkel aus Segovia oder den Schinken mit Ursprungszertifikat aus Guijuelo (Salamanca), sagt Antonio Calzada. Heute zahlt man im La Bodeguilla auch nicht mehr ein paar Peseten, sondern rund 50 Euro pro Person, mit Spielraum nach oben. Die Hälfte der Gäste seien mittlerweile Ausländer, überwiegend deutsche Residenten, aber auch Engländer.

Die Sache mit dem philippinischen Personal sei Zufall gewesen, erzählt der 38-Jährige. Eines Tages habe sich eine junge Frau aus dem Inselstaat vorgestellt, und er nahm sie unter Vertrag. Eine Entscheidung, die er nie bereut habe. Nach und nach kamen mehr Anwärterinnen, die meisten hatten zuvor in Haushalten als Reinigungskräfte und Kindermädchen gearbeitet.

Calzada, der im Verlauf der Jahre weitere Unternehmen gründete, unter anderen die Tapas- und Wein-Bar El Burladero, das Catering-Unternehmen Amida und das Bistro Café Bonaire, beschäftigt insgesamt 38 Angestellte, davon 25 von den Philippinen. Alle hätten gültige Aufenthaltsgenehmigungen und reguläre Arbeitsverträge, versichert der Gastronom. Anfangs habe seine Personalauswahl die Gäste ein wenig irritiert. Mittlerweile habe man sich daran gewöhnt, nicht zuletzt weil sein Personal eine natürliche Freundlichkeit besitze.

Calzada mag sich dennoch nicht auf dem Erreichten ausruhen. Gastronomie bedeute stetige Veränderung. Momentan erkenne er einen Trend weg von der Moderne, eine Rückbesinnung zur traditionellen Küche. „Am besten“, scherzt er, „wäre es, wenn meine Mutter wieder hinterm Herd stehen würde.“

Restaurant-Checkliste

Küche: spanisch, mediterran

Preisniveau: ***

Parkplatz: nein

Terrasse: nein

Öffnungszeiten: Mo - Sa, 13 bis 23.30 Uhr, Sonntag und Feiertage geschlossen.

Kreditkarten: alle außer Diners

Speisekarte: D, Sp, E Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

besonderer Service: Catering, Hochzeiten

Ansprechpartner: Antonio Calzada

Adresse: Sant Jaume, 3 07012 Palma

Tel.: 971-71 82 74

Website: www.la-bodeguilla.com

E-Mail: auf der Webseite

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)