Es gibt Menschen, die von ihrer Wesensart her so gestrickt sind, dass sie quasi permanent gute Laune verbreiten. Carlos Latre scheint so einer zu sein. Wer den 32-Jährigen anschaut, fühlt sich auf jeden Fall nicht schlechter. Der Mann strahlt nach außen, lacht irgendwie sogar dann, wenn er versucht, ernst zu sein. Auf die Frage etwa, was er von einigen in jüngster Zeit im Land verbreiteten despektierlichen Karikaturen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel hält, sagt er zwar erwartungsgemäß, dass er das „überhaupt nicht versteht", aber besorgt, erschüttert oder gar sauertöpfisch guckt er nicht drein, weil das wohl nicht seinem Naturell entspricht.

Auf Augenhöhe mit Kerkeling

Das verwundert nicht im Mindesten, denn Carlos Latre ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Comedians und Verkleidungsvirtuosen in Spanien, auf Augenhöhe befindlich etwa mit Hape Kerkeling, der Deutschland in diesem Bereich seit Jahren aufmischt. Latres Wesen ist das eines geborenen Kaspers, eines fleischgewordenen Fun-Feuerwerks. Das reizt er seit Jahren optimal aus, vor allem im Fernsehen und auf der Bühne. Er ist eine Spaß-Kanone, und als solche befeuert er das Volk regelmäßig – ob als König Juan Carlos, Francisco Franco, Fidel Castro, Sänger Julio Iglesias und in Gestalt diverser Politiker aller Couleur und sonstiger landesweit bekannter Prominenter – mit Gesangs- und Tanzeinlagen, Witzen und Grimassen, und die Menschen lachen sich die Seele aus dem Leib. Seine neueste Figur ist der permanent griesgrämig dreinblickende Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

In Spanien kennt Latre fast jedes Kind. Bereits ehe er 20 war, beschoss der Mann aus Castellón de la Plana die Hörer im Radio mit Witzen am laufenden Band. 1999 gelang es Latre, im Fernsehen Fuß zu fassen. Durch seine Imitations-, Tanz- und Gesangseinlagen bannte er die Menschen en masse vor die Fernsehschirme, im Kanal Telecinco wurde er später mit einer eigenen Show belohnt. Im Zuge seiner sich nachgerade optimal entwickelnden Karriere verbreiterte er sein Wirken und bot seine Dienste auch als Synchronsprecher von Zeichentrickfiguren an. Zudem fungierte er als Schauspieler: Im wegen seines zuweilen derben Humors nicht jeden Feingeist ansprechenden Kultfilm „Torrente 3" (2005) spielte er eine tragende Rolle.

Alemania kauft España

Um die vielen krisenbedingt in letzter Zeit zerknirschteren Menschen aufzuheitern, hat Carlos Latre jetzt sein bereits seit einiger Zeit laufendes Fun-Spektakel „Yes we Spain", das mehr als 100.000 Menschen in die Säle gelockt hat, an die Aktualität angepasst, erweitert und, wie er sagt, „noch komischer" gemacht. Es dauert anderthalb Stunden, beinhaltet 80 ausschließlich von Latre gespielte unterschiedliche Personen und wird am 27. Januar in Palma de Mallorca erstmals aufgeführt. Danach soll es zunächst in ganz Spanien die Runde machen und später auch den Menschen in diversen iberoamerikanischen Ländern gezeigt werden – und dies insgesamt ein Jahr lang.

Grob gesagt hat das überarbeitete Spaß-Stück folgende Handlung: Als der neue konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy in den Moncloa-Palast in Madrid einzieht, entdeckt er, dass sein sozialistischer Vorgänger José Luis Zapatero Spanien an Deutschland verkauft hat. Um das Land regieren zu können, bemüht der Premier US-Präsident Barack Obama. Die chaotisch-lustige Geschichte nimmt ihren Lauf, musikalische Einlagen inklusive. Die Spanier werden im Verlauf des Ego-Spektakels unter anderem von einem seltsamen Verwandlungsprozess befallen. Paella ist plötzlich „out" und Würste aller Art sind „in".

Latre macht auch Merkel

In Zeiten wie diesen sei Humor nun mal „absolut wichtig", sagt Latre im Interview und lacht aus vollem Hals. Schwer hätten es er und seine Komiker-Kollegen nicht, da in Spanien ja momentan so viel im Argen liege. Da seien die Machenschaften des Königs-Schwiegersohns Iñaki Urdangarin, der Prozess um offenbar verschenkte Edelanzüge eines als bigotes (Schnurrbart) bekannt gewordenen Geschäftshais an Francisco Camps, den ehemaligen Regierungschef der Provinz Valencia, und die Korruptions-Vorwürfe gegen den Ex-Balearen-Premier Jaume Matas. „Uns Humoristen wird momentan immer wieder neuer Stoff geliefert", sagt Latre.

In „Yes, we Spain is different" werde er selbstverständlich auch als Kanzlerin Merkel auftreten. Und als Bernd Schuster, der Ex-Spieler und Trainer von Real Madrid, der im Land nach wie als Quasi-Abgott gilt. Alemania werde in dem Spektakel nicht durch den Kakao gezogen, deutsche Zuschauer brauchten deswegen keine Schwellenangst zu haben. Er sei sicher, dass sich auch des Spanischen mächtige Bundesbürger, die er sich zahlreich im Auditorium Palma wünscht, kaputtlachen werden.

Die „große Vorbild-Nation"

Überhaupt sieht Latre Deutschland als große Vorbild-Nation, wie so viele seiner Landsleute. Das Positive, was von dort komme, habe man in erster Linie auf Mallorca zu schätzen gelernt. „Mallorca ohne Deutschland wäre nicht Mallorca", sagt Latre. Die Stärke des Merkel-Staates in Europa beruhige ihn durchaus. „Wir müssen deutscher werden", sagt er. Es könne nicht angehen, dass man seine Wirtschaft, wie das in Spanien der Fall gewesen sei, hauptsächlich auf irgendwelche dubiose Immobilienfirmen stütze und dann kollabiere, wenn diese pleitegingen. In Deutschland sei so was undenkbar.

Auch bei diesen Aussagen kann sich Latre das Lachen nicht verkneifen.

„Yes, we Spain is different" am 27. und 28.1. im Auditorium Palma; im Februar fast drei Wochen im Coliseum Barcelona; ab 22.2. bis 1.4. fast täglich im Teatro Compac Gran Vía Madrid.

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