Nicola Tiggeler (52) verbringt bei einem befreundeten Regisseur auf Mallorca ihren Osterurlaub. Seit dem Dreh für „Happy Holiday" 1993 hegt sie „heimatliche Gefühle" für den Südosten der Insel. Die Darstellerin aus der ARD-Telenovela „Sturm der Liebe" will zusammen mit Heidrun Goihl erstmals auch auf Mallorca ein Kommunikations- und Stimmtraining für Führungskräfte anbieten (www.goihl-aktiv.net

Bei den German Soap Awards 2011 waren Sie für Ihre Rolle in ´Sturm der Liebe´ als ­´Bösester Fiesling´ nominiert. Sind böse Rollen dankbarer als gute?

Die Barbara von Heidenberg war tatsächlich eine fantastisch vielfältige Rolle. Sie hat allein vor der Kamera sieben Morde begangen, insgesamt sicher noch mehr. Ich wollte schon als Kind immer lieber die böse Hexe als die langweilige Prinzessin spielen.

Wurden Sie als ´Barbara´ auch schon im echten Leben angefeindet?

Am Anfang ganz massiv. Einmal wollte man mich sogar in einem Restaurant nicht bedienen. Aber mittlerweile habe ich mich an so etwas gewöhnt. Manche Zuschauer verwechseln die Serie mit der Realität.

2007 gab es einen traurigen Höhepunkt.

Ja, ich erhielt damals tatsächlich Morddrohungen per E-Mail. Die Polizei konnte den Absender dann aber dingfest machen.

Lässt Sie das unberührt?

Es war vor allem wegen meiner beiden Kinder schwierig. Wir mussten ihnen erklären, dass es eben ´doofe Leute´ gibt, die so etwas machen. Wir leben in München ganz normal und sind ja auch keine A-Promis, bei denen ständig Paparazzi in den Bäumen hängen. Aber wenn so etwas passiert, denkt man eben doch, dass vielleicht irgendwann so ein Idiot vor der Tür steht.

Auf der anderen Seite haben Sie eine große Fan-Gemeinde.

Das stimmt. Das erste Comeback bei ´Sturm der Liebe´ 2008 habe ich den Fans zu verdanken. Die Zuschauer wollten, dass Barbara wiederkommt. Die Sendung läuft in 20 Ländern, und Barbara hat in Italien wie auch in Deutschland einen eigenen Fan-Club. Die Italiener wissen eben ihre kriminelle Energie zu schätzen!

Im September 2011 sind Sie zum dritten Mal aus der Serie ausgestiegen. Für immer?

(lacht). Das kann man bei Barbara von Heidenberg nie wissen.

Sie kommen ja ursprünglich vom ernsten Fach. Was ist anstrengender, Theater oder Fernsehen?

Ein Format wie ´Sturm der Liebe´ ist die größtmögliche Belastung für einen Schauspieler. Täglich wird gedreht, weil jeden Tag 45 Sendeminuten produziert werden müssen.

Wie reagieren Schauspieler-Kollegen, wenn man bei einer Telenovela mitspielt?

Das hat sich sehr verändert. Früher galten Soaps als unterste Schublade. Diesen Dünkel hat heute niemand mehr, Soap-Rollen haben ihren Schrecken verloren. Die meisten Schauspieler sind heute froh, wenn sie von ihrem Job leben können. Wenn man in diesem Metier alt werden will, kann man es sich nicht leisten, nur hochwertige 90-Minüter zu drehen. Das können in Deutschland höchstens zehn oder zwanzig Schauspieler.

Ist die Telenovela heute also eher Chance als Abstieg?

Ich verteidige Formate wie ´Sturm der Liebe´ mit Überzeugung. Dahinter steckt harte Arbeit, die man nur gut machen kann, wenn man sein Handwerk gelernt hat. Von solch guten Schauspielern lebt die Serie.

Außerdem sind Telenovelas heute ein großer und wichtiger Markt.

Wie kamen Sie als studierte Opernsängerin überhaupt zum Fernsehen?

Mein erstes Engagement nach dem Studium war in Augsburg. Dort kam ich von der Oper über Operette und Musicals zum Schauspiel, wo ich auch meinen Mann Timothy Peach kennenlernte. Meine damalige Agentin sah mich auf der Bühne und schickte mich zu meinem ersten TV-Casting. Ich bekam die Rolle als Freundin des ´Fahnder´. Seitdem kam einfach eine ­Serienrolle nach der anderen.

Für ein Schauspielerehepaar sind Sie fast rekordverdächtig lange zusammen. Wie haben Sie das geschafft?

Stimmt, vergangene Woche haben wir unseren 19. Hochzeitstag gefeiert. Wir sind sozusagen die Dinosaurier der Branche. Dafür gibt es kein Rezept. Gegenseitige Wertschätzung ist wichtig, man darf die Beziehung nicht als selbstverständlich hinnehmen.

Sie sind nicht zum ersten Mal auf der Insel.

Nein, ich durfte in den frühen 90ern ein halbes Jahr lang auf Mallorca für die Serie ´Happy Holiday´ drehen. Das war ein Traum. Ich kam voller Vorurteile hier an und habe ich mich dann sofort in die Insel verliebt. Vor allem für den Südosten habe ich noch heute heimatliche Gefühle.

Was machen Sie jetzt, nach dem vorläufigen Serien-Abschied von ´Sturm der Liebe´?

Ich widme mich wieder verstärkt meinem Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater München. Dort unterrichte ich Sprecherziehung und Camera ­Acting.

Sie bieten auch Stimmtraining für Führungskräfte an.

Die Stimme wird meist unterschätzt, dabei ist sie ein ganz entscheidendes Instrument. Es kommt nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Form des Gesagten an. Vor allem bei Frauen wird ihre Kompetenz wegen der Stimme oft nicht ausreichend wahrgenommen. Aber das kann man lernen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 12. April (Nummer 623) lesen Sie außerdem:

- Der Oster-Promi-Auflauf

- Filmemacherin Martha Zein

- Neues aus der Szene

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