Wir sitzen auf der Dachterrasse des Fünf- Sterne-Hotels El Llorenç in Palmas Calatrava-Viertel im Restaurant Urbà. Es weht eine leichte Brise, eine Überdachung schützt vor zu viel Sonne, der Blick geht zum Meer. Die Spinatkroketten sind gut, noch besser sind die leckeren, aus Korea stammenden Ssam-Happen, also mit geschmortem Rinderbäckchen, knusprig frittierten Zwiebelringen und karamellisierten Erdnüssen gefüllten Salatblätter. Ebenfalls köstlich schmeckt die französisch inspirierte Hühnchenleber-Paté mit Weintrauben, Wermut-Gelee- und Apfel-Würfelchen. Es folgt ein Reisgericht mit gebratenen Tintenfisch-Tentakeln und mit Tinte gefärbtem Reis, ein Steinbutt-Filet mit Basilikum-Kartoffelpüree, eine mit Lammfleisch gefüllte Cannelloni mit rotem Curry und Zwiebelcreme sowie etwas Secreto-Fleisch auf Selleriecreme mit Pilzen, Vanilleöl und Mandarinen-Sorbet.
Dieses Team steckt hinter den Köstlichkeiten
Dahinter steckt Meisterkoch Santi Taura, der im gleichen Haus im Erdgeschoss sein seit dem Michelin-Führer 2021 mit einem Stern ausgezeichnete Restaurant Dins betreibt. Feinschmecker und Taura-Fans erinnern sich an das erste Urbà, das ab Frühjahr 2013 ein knappes Jahr im Erdgeschoss des Hotels UR Palacio Avenida in Palma existierte, dann aber wegen Differenzen mit den Hoteleignern von Santi Taura wieder geschlossen wurde. Das Konzept damals wie heute: eine urbane, moderne und international ausgerichtete Karte, wobei der Einfluss Asiens 2013 noch weitaus stärker war. „Damals war das neu, heute machen das viele, sodass wir diesen Aspekt nicht mehr so stark betonen“, erklärt Jaume Comas, rechte Hand von Santi Taura und damaliger Küchenchef im ersten Urbà. „Und es geht ums Teilen, ums legere Essen und um kulinarische Überraschungen, wobei wir damit sowohl die internationale Klientel des Hotels ansprechen wollen als auch auswärtige Gäste, die jederzeit willkommen sind“, ergänzt Lucas Milia, der offizielle Chefkoch des Urbà (Vorspeisen 6,50–16,50 Euro, Hauptspeisen 19–31 Euro, Desserts 9,50 Euro).
Für Taura war und ist das Urbà auch ein wenig eine Spielwiese, wo er über den balearischen Tellerrand hinausschauen kann, denn normalerweise und speziell im Dins ist Taura bekannt für seine hiesigen, geschichtsträchtigen Gerichte, innovativ und mit Pfiff neu interpretiert. Dabei folgt er stets der Tradition und berücksichtigt natürlich auch die Tatsache, dass Römer, Juden und Araber zeitweise die Insel und ihre Kulinarik beeinflusst haben.
Umtriebiger Alleskönner
Santi Taura wird im August 47 Jahre alt. Sein kleines Gastro-Imperium, zu dem er mit der Eröffnung des nach ihm benannten Restaurants Santi Taura 2003 den Grundstein legte, besteht aktuell aus vier Restaurants, die sich alle grundlegend unterscheiden: neben dem Dins und dem Urbà in Palma führt er als Geschäftspartner in Cala Sant Vicenç zwei weitere Lokale im Hotel El Vicenç, das den gleichen Besitzern gehört wie das El Llorenç. Dort untergebracht ist das Restaurant El Vicenç auf der Dachterrasse mit gehobener spanischer Küche und Ausflügen in die internationale Gourmetwelt, sowie das Bistro U Mayol im Erdgeschoss, wo man sich auf die maritime Küche und Gutes vom Grill fokussiert. Allen gemeinsam ist die hohe Qualität der Produkte und die konsequente Saisonalität.
Diese Kriterien gelten auch für die überaus erfolgreiche Cateringfirma. Doch damit nicht genug. Taura ist regelmäßig im hiesigen Fernsehen mit einer eigenen Sendung zu sehen, er ist als Keramiker aktiv und kreiert nahezu das komplette Geschirr, er malt und spielt Bass in einer Band, die er mit Freunden gegründet hat. Ein umtriebiges Multitalent.
Der spezielle Tipp
Wer die wunderbare Dachterrassen-Atmosphäre des El Vicenç mit Blick auf Meer und Berge sowie ein hochwertiges und ausgefallenes Sieben-Gang-Menü von Santi Taura und dem El-Vicenç-Küchenchef Santi Martorell mit exzellenter Wein- und Champagnerbegleitung – Weine der bekannten Festland-Bodega Marqués de Riscal sowie Champagner von Laurent-Perrier – genießen will, der hat an drei Terminen dazu Gelegenheit: am 18. Juli, 22. August und am 19. September. Der Preis beträgt 210 Euro, wobei dies vor allem an den anspruchsvollen Getränken liegt, die der Dins-Sommelier Joan Arboix den Gästen ausführlich erklärt.