Mallorca Zeitung

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Diese Frau ist die beste Botschafterin für das Mallorca Film Festival

Die auf der Insel lebende deutsche Schauspielerin Carmen Molinar hat dem Filmfestival "alles" zu verdanken

Carmen Molinar in einer ihrer Rollen. Privat

Sie habe dem am Dienstag (24.10.) zu Ende gehenden Festival „alles“ zu verdanken, sagt die deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin Carmen Molinar der MZ am Telefon. „Ich weiß nicht, wo ich ohne das Filmfest heute stünde.“ Die Hamburgerin ist wohl die beste Botschafterin, die sich Festivalleiterin Sandra Lipski wünschen kann.„Wo auch immer ich unterwegs bin, spreche ich über das Event. Die Leute fragen mich oft, ob ich für das Festival arbeite“, sagt Molinar. 

Tut sie zwar nicht offiziell, aber zumindest indirekt. Und das bereits seit der ersten Ausgabe des Evolutio¡n Mallorca International Film Festival. Molinar, die an der Nordostküste der Insel lebt, hatte damals gar nicht selbst von dem neuen Event gehört. Ihr Schauspielkollege Ralph Angrick nahm sie als Begleitung mit nach Palma. „Bis nach Cala Ratjada waren die News über ein neues Filmfest noch nicht durchgedrungen“, fügt die 58-Jährige fast entschuldigend an.

Kleine Interviews geführt

In Palma angekommen schwante ihr schnell, dass das etwas Größeres werden könnte. Sie rief ihren besten Freund Lorenzo Rosselló an, selbst Filmemacher, und bat ihn, nach Palma zu kommen. „Ich wollte dieses Filmfest unterstützen. Geld hatte ich nicht, also haben wir kleine Interviews mit fast jedem Gast gemacht“, berichtet Carmen Molinar. 

Sie schickte die O-Töne an die deutsch-mallorquinische Festivalgründerin Sandra Lipski, die sie dann als Werbung für die zweite Ausgabe des Festivals 2013 nutzen konnte. Dort wiederholten Molinar und Rosselló ihre Kurz-Interviews, und im Jahr darauf durfte die Hamburgerin beim Film Festival bereits die Eröffnungsrede halten. Getreu dem Motto des Festivals „Bridging Cultures, Bridging People“ (Kulturen verbinden, Menschen verbinden) tat sie das auf Spanisch, Deutsch, Englisch und ein klein wenig mallorquí.

Carmen Molinar als Rensche in "Sörensen fängt Feuer". Michael Ihle

In spanischen und mallorquinischen Produktionen

Ihre nachhaltige Präsenz führte dazu, dass Carmen Molinar inzwischen eine Art Institution beim Festival ist. Eine, die vor allem die Gelegenheiten zum Netzwerken in der Branche nutzt. Dank des Mallorca International Film Festival spielte sie in den vergangenen Jahren in mehreren spanischen und mallorquinischen Produktionen mit, so etwa bei der spanischen TV-Krimiserie „La Caza – Tramuntana“ oder bei der IB3-Produktion „Sicilia sense morts“. Durchbruch in dieser Hinsicht war Molinars Engagement im Kurzfilm „Mírame“, ein Werk des inzwischen verstorbenen Juan Andres Mateos.

Ihr Auftritt in diesem Streifen brachte Molinar große Aufmerksamkeit und Preise als beste Hauptdarstellerin ein. Unter anderem gewann sie den mit 2.500 Euro dotierten Premi Mallorca de Cinema. „Spätestens jetzt kannten mich die Filmemacher der Insel.“

Einen Fuß im US-Markt

Auch die Casting-Direktorin Mar Clar lernte sie beim Festival kennen. Clar buchte Molinar für mehrere Rollen in Produktionen, die auf der Insel gedreht wurden. Und vernetzte sie zudem mit einer Schauspieleragentur in Madrid, die die Deutsche wiederum an die Netflix-Serie „Dr. Garcías Patienten“ vermittelte, wo sie bereits seit Monaten durchgehend zu sehen ist. Die Rolle in der Netflix-Serie wiederum hat dazu geführt, dass eine US-amerikanische Agentur mit Sitz in New York auf sie aufmerksam wurde. Wo sie das in Zukunft hinführen wird, kann Carmen Molinar noch nicht abschätzen. „Aber zumindest habe ich die Tür zum US-Markt damit nun einen Spalt breit geöffnet“, sagt die Norddeutsche. 

Carmen Molinar. privat

Auf der Leinwand des Mallorca International Film Festival – auf das „Evolution“ im Titel will Lipski fortan verzichten – ist Molinar Jahr für Jahr auch mit ihren eigenen Kurzfilmen zu sehen. Acht Filme hat sie inzwischen mit Lorenzo Rosselló gedreht, einige davon sind auch auf anderen Filmfestivals rund um den Globus gezeigt worden – in New York, Cannes, London, Mailand. Ihr neuestes Werk heißt „Die perfekte Frau“. „In dem knapp fünfminütigen Kurzfilm geht es darum, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt, sondern dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit hat“, sagt Carmen Molinar. Dass dieser Streifen nun Premiere auf dem Festival feiert, war dabei gar nicht geplant gewesen. 

Schnell noch einen Kurzfilm gedreht

Eigentlich wäre Molinar in einer US-amerikanischen Produktion zu sehen gewesen. Doch vor wenigen Monaten bekam die Deutsche die Mitteilung, dass der Film nicht rechtzeitig zum Festival fertig werde. „Da musste ich mir schnell etwas überlegen, weil ich unbedingt mit einem Film vertreten sein wollte, um zum Filmmakers-Frühstück gehen zu können“, sagt Molinar. Also holte sie ein vor Jahren geschriebenes Drehbuch aus der Ablage hervor, nahm den Rotstift und kürzte, was das Zeug hielt. In nur eineinhalb Monaten hatte sie den Streifen im Kasten, viel mehr Zeit wäre ohnehin nicht gewesen. „Am Ende verliert der Film durch die Kürzungen aber nicht an Tiefgang, sondern eher das Gegenteil.“

„Das, was Sandra Lipski geschaffen hat, ist ein riesiger Gewinn für die Insel“, betont Carmen Molinar. Das werde mittlerweile auch in der internationalen Fachwelt so gesehen. Jetzt müssten noch mehr Menschen auf Mallorca diese kulturelle Bedeutung erkennen. Wie gesagt: die beste Botschafterin für das Festival. 

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