Mit einer Gala hat die deutsch-mallorquinische Festivalleiterin Sandra Lipski am Mittwoch (18.10.) das Mallorca International Film Festival eröffnet. Die Stargäste Daniel Brühl, Erik Messerschmidt und Isabel Coixet erhielten im Teatre Principal in Palma Auszeichnungen.

Der Abend startete mit einem Cocktail-Empfang im CaixaForum. Neben den Preisträgern gehörten dort der schwedische Regisseur Ruben Östlund, der in Campos wohnt und mit seinen Filmen ("The Square", "Triangle of Sadness") bereits zweimal die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat, und Immobilienmakler Marcel Remus zu den bekannten Gesichtern.

MZ-Redakteur Ralf Petzold, MZ-Chefredakteur Ciro Krauthausen, Schauspieler Daniel Brühl und Regisseur Ruben Östlund. Javi Fernández

"Es ist schwieriger, als ich eigentlich dachte", sagte Ruben Östlund der MZ zu seinen derzeitigen Arbeiten an einem neuen Drehbuch. Der Schwede schreibt einen Film über den Ausfall des Unterhaltungssystems an Bord einer Passagiermaschine. Der oscarnominierte Regisseur hat die Geschichte bereits im Kopf, wie er der MZ im März bei einem Interview erzählte.

Daniel Brühl spielt jetzt Karl Lagerfeld

Östlund und Brühl scherzten auf dem Empfang wie dicke Freunde. Der deutsch-spanische Schauspieler erzählte von seiner neuen Rolle in einer Verfilmung des Lebens des Modedesigners Karl Lagerfeld und wie sehr er darin aufgeht.

Nach etwa einer Stunde ging es ins benachbarte Teatre Principal auf den roten Teppich. Die mallorquinischen Schauspieler Toni Pons und Neus Cortés moderierten souverän die Gala. Sandra Lipski wurde bei ihrer Begrüßung immer wieder von Zwischenrufen der Begeisterung unterbrochen. "Mein Traum ist es, dass Mallorca als Insel uns noch mehr unterstützt", schloss sie ihre Eröffnungsrede.

Es folgten der balearische Tourismus- und Kulturminister Jaume Bauzà und Inselratspräsident Llorenç Galmés mit Beteuerungen, wie stolz sie auf das Festival sind und der Zusicherung, es auch weiter zu unterstützen.

Den Aufzug auch wieder runterschicken

Danach waren endlich die Stars an der Reihe. Der US-amerikanische Kameramann Erik Messerschmidt, der 2021 für "Mank" den Oscar bekam, erhielt als Erster die quietschbunte Skulptur - ein Werk des Künstlers Gustavo - für "seine atemberaubenden Bilder". Messerschmidt machte für seine Frau ein Selfie mit dem Saal und bedankt sich bei jenen, die ihm eine Chance im Filmgeschäft gaben. "Meine Eltern oder Mentoren haben an mich geglaubt. Ich appelliere an die Leute, die die Möglichkeit haben, Filmemacher zu unterstützen: Schickt den Aufzug auch wieder runter. Euch kostet es wenig, und Ihr helft einer anderen Person, sich ihren Traum zu erfüllen", sagte Messerschmidt.

Danach schlug die Stunde von Östlund, der den Preis an Daniel Brühl vergab. Mit einem "Go Campos" zog der Schwede die Sympathien der Mallorquiner schon mal auf seine Seite. "Wenn ich über Daniel Brühl rede, könnte ich stundenlang seine Erfolge aufzählen", sagte der Regisseur. Er habe aber eine andere Idee. "Bei der Verleihung des Nobelpreises in Schweden gibt es immer einen Journalisten, der bei der Bekanntgabe 'Wurde auch Zeit!' ruft." Dieses "Finally!" solle das Publikum nun übernehmen - was auch lautstark geschah.

Und so feierte das Teatre Principal - ebenfalls eine Regieanweisung - Daniel Brühl mit stehenden Ovationen. Brühl schwärmte in seinen Danksagungen von den großen Bildern, die nur das Kino liefern kann, und hob hervor, wie wichtig Festivals dafür sind, dass sich diese Kunst gegen den Ansturm anderer audiovisueller Medien erwehren kann. "Vor ein paar Tagen durfte ich auf einem Festival 'Sunset Boulevard' von Billy Wilder gemeinsam mit 5.000 Zuschauern sehen. Die Atmosphäre war unglaublich. Das ist die Magie des Kinos, die Serien nicht einfangen können", sagte er. Menschen, die wie Sandra Lipski und ihr Team ihre ganz Energie, in die Organisation eines Festivals steckten, seien wahre "Kinoverrückte", denen dieses Engagement gar nicht genügend gedankt werden könne.

Zuletzt bekam die katalanische Regisseurin Isabel Coixet eine Auszeichnung. "Festivals sind heutzutage entweder tot oder lebendig. Das Mallorca International Film Festival ist quicklebendig", unterstrich die vielfache Goya-Gewinnerin.

So war der Eröffnungsfilm

Ihr Film "Un amor" wurde anschließend zur Eröffnung gezeigt. Zu dem Zeitpunkt waren die Preisträger schon aus dem Saal verschwunden. Der Film trifft den feministischen Zeitgeist: Die Hauptdarstellerin findet sich in einer Welt toxischer Männlichkeit wieder.

Sie kündigt Ihren nervenaufreibenden Job als Übersetzerin von afrikanischen Migranten und zieht aufs Land im Norden Spaniens. Die Sonne scheint dort gefühlt nie, und die Protagonistin hat mit dem Dorfleben zu kämpfen. Der Nachbar, ein Möchtegern-Künstler, baggert sie unentwegt an. Ihr Vermieter drückt ihr überteuerte Rechnungen in die Hand und weigert sich, das Dach zu reparieren, in das es reinregnet.

In ihrer Verzweiflung nimmt die Frau das Angebot eines weiteren Nachbarn an, den alle nur den "Deutschen" nennen: Im Gegenzug für Sex mit dem stark übergewichtigen Mann bekommt sie das Dach repariert. Schnell spricht sich das im Dorf herum. Das wahre Problem beginnt aber erst, als sie sich in den Nachbarn verliebt.

Eine Woche lang sind im Rahmen des Mallorca International Film Festivals in Palma nun 147 Filme zu sehen. Festivalleiterin Sandra Lipski lud alle ein, dieses Angebot auch wahrzunehmen. Das Programm findet sich hier.