Am Freitag (23.6.) ist es wieder so weit. In Palma, aber auch in mehreren anderen Gemeinden der Insel, wird bis in die frühen Morgenstunden die Johannisnacht gefeiert. In der Inselhauptstadt sind der Stadtstrand Can Pere Antoni und der Parc de la Mar unterhalb der Kathedrale das Zentrum des Geschehens. Die veranstaltenden Nachbarschaftsverbände betonen, dass es sich um ein nicht-kommerzielles und nicht-touristisches Fest handele. Allerdings seien selbstverständlich auch Urlauber willkommen, die die mallorquinische Kultur besser kennenlernen wollen (wobei die Nit de Sant Joan in ihrer heutigen Form erst seit Ende der Diktatur begangen wird und sich zudem weiterentwickelt).
Der Strandbesuch
Es gibt wohl wenige Gelegenheiten, bei denen Palma so multikulturell zusammenkommt wie in der Nit de Sant Joan. Vor allem die lateinamerikanische Community auf der Insel zeigt an diesem Abend Präsenz und verwandelt den etwa 750 Meter langen Can-Pere-Antoni-Strand in eine Grillmeile. Nehmen Sie sich eine Kühlbox mit Getränken mit, stellen Sie einen Grill auf und machen Sie mit. Wer mag, kühlt sich mit einem Sprung ins Wasser ab.
Wichtig: Nach der Party ist Aufräumen angesagt. Packen Sie Ihren Müll wieder ein. Und vergessen Sie nicht: Es gibt keine Toiletten in der Nähe, und ins Meer zu pinkeln sollte nun wirklich keine Option sein. Wem Can Pere Antoni zu wuselig ist, der kann natürlich auch andere Strände der Stadt oder auf der Insel aufsuchen.
Der Feuerlauf
Noch in anderer Hinsicht ist zu Sant Joan der Teufel los. Gleich sieben Gruppen von dimonis (Dämonen) nehmen dieses Jahr am correfoc (Feuerlauf) im Parc de la Mar teil. Feuerlauf ist dabei durchaus wörtlich zu verstehen: Als Teufel verkleidete Teilnehmer lassen Feuerwerk knallen und laufen mit entzündeten Hörnern, Fackeln und anderen entflammten Gegenständen durch die Menschenmenge.
Wer dabei sein möchte, sollte sich dementsprechend vorbereiten. Lange Baumwollklamotten, die Brandflecken abbekommen können, sind Pflicht. Wer ganz nah dran sein will, sollte auch Haare, Augen und Ohren schützen. Absolut verboten ist es, eigene Feuerwerkskörper mitzubringen oder gar zu zünden. Das offizielle Spektakel beginnt um 22 Uhr und dauert bis 23.45 Uhr. Wem das Ganze nicht geheuer ist, der kann sich bereits um 20.30 Uhr im Parc de la Mar einfinden. Dort findet ein harmloserer Feuerlauf für Kinder statt.
Die Konzerte
Wie beim Stadtfest Sant Sebastià im Januar gibt es auch in der Nit de Sant Joan Livemusik. Im Parc de la Mar tritt nach dem Kinder-Correfoc um 21.30 Uhr die altgediente mallorquinische Kapelle Al-Mayurqa auf. Dazu wird der inseltypische Volkstanz Ball de Bot gehüpft. Für die große Show um 23.45 Uhr haben die Organisatoren die mallorquinische Popband O-Erra verpflichtet. Diese hat erst kürzlich das von Kritik und Publikum gelobte Album „Focs Artificials“ herausgebracht, auf dem die fünf Musiker 80er-Jahre-Pop mit mallorquinischen Texten präsentieren. Die Gruppe gilt als eine der besten Livebands der Insel und versprach im Vorfeld eine „spektakuläre Lichtshow“.
Die Tradition hinter dem Fest
Rund um die Sommersonnenwende Feuer zu entzünden, hat wohl heidnische Ursprünge. Auf Mallorca verbrannten die Bauern zu Sant Joan einst Erntereste des Vorjahres in der Hoffnung auf reiche Erträge in den kommenden Monaten. Auch altes Werkzeug und Hausrat wanderte in die Flammen.
Zugleich sollen zu Sant Joan Heilpflanzen besonders wirksam sein, schließlich haben sie bereits ein Maximum an Sonne abbekommen. Auf einem Grundstück in Manacor steht eine Wunderweide, deren Zweige in der Johannisnacht bei Kleinkindern Leistenbrüche heilen soll. Gebündelter und zu Sant Joan gesegneter Rosmarin, Lorbeer, Fenchel und Knoblauch schützt gegen Hexen und dunkle Mächte.
Tipp für Gärtner: Wer im Morgengrauen Nelken pflanzt und sie mit dem Wasser aus sieben Brunnen gießt, darf darauf hoffen, dass sie in sieben verschiedenen Farben blühen.
Der Feiertag
Sant Joan fällt dieses Jahr auf einen Samstag und ist außer in Palma in den Gemeinden Calvià, Deià, Mancor de la Vall, Muro, Porreres, Sant Joan und Son Servera ein Feiertag. In touristischen Gegenden sind dennoch viele Geschäfte geöffnet. Der Sonntag (25.6.) ist ein verkaufsoffener Sonntag.
