„Das Lokal gibt es seit 1982, nein 84 – oder war es doch 1988?" ­Tomeu Vallbona (67 oder vielleicht doch 69) ist sich nicht ganz sicher. Schließlich einigen wir uns auf 25 Jahre, was auch der Kellner Toni bestätigt, der schon seit 18 Jahren im „Bona Taula" arbeitet, das Lokal aber schon vorher kannte, weil seine Schwiegereltern auch schon hier gearbeitet hatten. Exakt war es der 1. Juli 1987, aber letztlich spielt die Jahreszahl auch keine Rolle, denn eigentlich läuft es im „guten Tisch", wie die Übersetzung des mallorquinischen Namens lautet, seit Anfang an gleich.

Es sind die gleichen Besitzer – der Mallorquiner Tomeu Vallbona, aufgewachsen in Calonge, und der aus Philadelphia stammende US-Amerikaner Stuart Magee – es gibt nahezu die gleichen Gerichte, das Personal wechselt kaum, die meisten arbeiten bis zu ihrer Pensionierung im Restaurant („warum wechseln, hier ist es doch gut", so Kellner ­Toni) und auch bei den Gästen gibt es zwar Neulinge, aber:„Viele kommen seit langer Zeit und sind mit uns älter geworden!"

Einzig eine Änderung ist derzeit festzustellen, wenn man das Lokal – wie im Fall der Autorin – schon seit vielen Jahren kennt und schätzt. Besser gesagt, eine Steigerung. Denn die Preise auf der Karte ­werden regelmäßig angehoben (Vorspeisen kosten stolze 7 bis 21 Euro, die Hauptspeisen 18 bis 29 Euro mit drei günstigeren Ausnahmen), was in der aktuellen Krisenzeit den ein oder anderen Mallorquiner seltener kommen lässt, aber die internationale Gäste womöglich nicht so stört, bekommen sie doch gute Qualität, vor allem in Bezug auf das Fleisch. Da macht Señor Vallbona keine Abstriche. Er war im früheren Leben Metzger.

Seine Familie hat in den Räumlichkeiten des Lokals bis Anfang der achtziger Jahre, als die großen Supermärkte übermächtig wurden, einen kleinen Gemischtwarenladen mit angeschlossener Metzgerei betrieben und auch viele umliegende Restaurants mit Fleisch beliefert. So auch das Restaurant von Stuart ­Magee, das dieser an der Straße nach Cala d´Or einst geführt hatte. Sie wurden Freunde.

Ein paar Jahre später beschlossen die beiden, es mit einem gemeinsamen Lokal zu versuchen und bauten dafür die Ladenfläche um und den Garten aus. Diesen zieren Weinreben mit üppigen Trauben, Zitronenbäume und andere attraktiv blühende Pflanzen – eine gemütliche Oase. Innen findet man einige alte Möbelstücke, die Geschichten erzählen. „In dieser Vitrine haben wir früher im Laden Hülsenfrüchte und Reis aufbewahrt, und die Schuhe, die wir verkauft haben, standen in dem heutigen Weinregal", schildert Vallbona. Bis heute kann man die nur leicht verblassten aufgemalten Schuhgrößen erkennen.

Das Restaurant wird jedoch eindeutig von dem großen Grill jedoch dominiert. Auf ihn kommen die Fleischstücke von Rind, Schwein, Lamm, Ente und die Kaninchen, alles von Ex-Metzger Vallbona eigenhändig zugeschnitten, sozusagen Chefsache. Als Vorspeisen gibt es sowohl mallorquinische Klassiker wie trampó, frito mallorquin, tumbet oder sopes mallorquines als auch einige Spezialitäten wie Entenschinken oder eine hausgemachte Pâté.

Gibt es Gerichte, die seine Gäste besonders schätzen? „Nein, eigentlich läuft alles gut." Und alles schmeckt offensichtlich, wie auch die vielen Kommentare in den Internet­portalen bezeugen. Von authentisch und delikat ist die Rede, von exzellentem Fleisch, paradiesischem Garten, familiär-charmanter Atmosphäre und guten Gastgebern.

Wo andere Restaurantbesitzer mühsam schicke Anrichtungs­präsentationen kreieren, sich überlegen, mit welchen Speisen sie locken können und wo sie ihre möglichst regionalen Produkte herbekommen, ist bei ­Tomeu und Stuart eigentlich auch hier alles wie immer. Die ­Teller kommen wie eh und je auf den Tisch, und ihre Zulieferer sind ihnen seit Anfang an bekannt. „Bei Fleisch weiß ich meist besser, was gut ist und was nicht. Das wissen alle, insofern liefern sie nur erstklassige Qualität." Logisch kommt das meiste von der Insel, „die Schlachter in Felanitx verstehen ihr Handwerk", und Gemüse wie Obst werden saisonal genutzt, da gibt es keine Exoten auf den Tellern.

Also alles so wie seit Jahr und Tag – nur eine Besonderheit im wächst sozusagen regelmäßig: die Bilder der Gäste. Sorgfältig werden sie ab und an von Stuart Magee fotografiert, als Paar oder in der Gruppe. Die Fotos werden ausgeschnitten und in großen Jahresrahmen verewigt. Aktuell sind es 36 große Sammelbilder, die die Räume mit zigtausenden kleinen Portraits zieren. „Das sind längst nicht alle, es gibt noch weitere Rahmen und etliche Alben." Entertainment spezieller Art, und sehr unterhaltend, wenn man anfängt zu suchen. Das Schöne: man findet unter all den ´Normalos" nicht nur sich, sondern auch Prominente wie ­Fabrizio Plessi, Fußball-Legende Uwe Seeler, Starkoch Tim Mälzer und einige mehr. Gleichberechtigt eingeordnet. Und alle sind zufrieden lächelnde Besucher – so wie immer.