Mallorca Zeitung

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Bilanz der Weinlese auf Mallorca: 2023 wird ein guter Jahrgang

Sprach man vor Beginn der Lese noch von einem Ertragsplus von bis zu zehn Prozent, so pendelt sich die Bilanz jetzt bei zwei, drei Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, in manchen Gebieten erwartet man auch sechs bis sieben Prozent Steigerung

Der Jahrgang 2023

Sprach man vor Beginn der Lese noch von einem Ertragsplus von bis zu zehn Prozent, so pendelt sich die Bilanz jetzt bei zwei, drei Prozent gegenüber dem Vorjahr ein, in manchen Gebieten erwartet man auch sechs bis sieben Prozent Steigerung, etwa bei den 76 Bodegas der von Margalida Mesquida angeführten Gruppierung Vi de la Terra. Eine Ausnahme ist auch die Bodega Ava Vi, denn hier gab es, wie Julio Torres von Ava Vi berichtet, sogar eine 15-prozentige Zunahme des Ertrags.

Ob viel mehr oder nur wenig mehr – so ziemlich alles, was in den zahlreichen Bodegas der Insel nach der Lese in den Tanks und Fässern fermentiert wird, verspricht ein mehr als guter Jahrgang zu werden. „Wir hatten nahezu perfekte Konditionen wie Regen zu Anfang des Wachstums und jetzt in den vergangenen Wochen, dazwischen starke Hitze. Auch Plagen wie Mehltau tauchten nur kurz im Frühling auf und konnten erfolgreich bekämpft werden“, sagt Toni Bennàssar, Präsident der D.O. Pla i Llevant, die die Interessen von 13 Weingütern vertritt. Die Plagen hatten in den vergangenen Jahren den Winzern einige Probleme bereitet.

Niederschläge zur rechten zeit

Der Regen so kurz vor der Lese habe die durch die Trockenheit stark dehydrierten Trauben quasi wiederbelebt, die Fruchtigkeit erhöht und den durch die Hitze stark, vielleicht zu stark angestiegenen Zuckergehalt wieder ein wenig abgemildert, sodass sie jetzt im besten Zustand gelesen und gekeltert werden können, meint Bennàssar. „Die Hitze hatte auch noch andere Auswirkungen, denn normalerweise erntet man Traubensorte für Traubensorte hintereinander mit jeweils zwei bis vier Tagen Abstand – je nach entsprechender Analyse der Traubenbeschaffenheit. In diesem Jahr ging alles ein wenig schneller, und es gab keine Pausen.“

Eine ähnliche Aussage macht José Luis Roses von der Bodega Jose Luis Ferrer in Binissalem, der gleichzeitig Präsident der D.O. Binissalem mit zwölf Mitgliedern ist. Auch er spricht von einer schnelleren Lese, die zudem – aufgrund der Hitze – früher begonnen hat. Dies bestätigt auch Julio Torres von der Bodega Ava Vi: „Im vergangenen Jahr dauerte die Lese sieben Wochen, diesmal waren es nur fünf.“ Auch Torres erwartet aufgrund der Traubenqualität einen besonders guten Jahrgang mit frischen intensiven Weinen.

Vorteil für einheimische Sorten

Eine gute Nachricht für all diejenigen, die auf autochthone Trauben wie Premsal Blanc, Manto Negro, Gorgollassa oder Callet setzen: Diese Sorten reagierten besser auf die Auswirkungen des Klimawandels respektive die längeren und intensiveren Hitzeperioden als andere Trauben, sagt José Luis Roses. Dies bekräftigen auch andere Winzer aufgrund ihrer aktuellen Erfahrung.

Auf weitere Auswirkungen des Klimawandels weist Margalida Mesquida hin. „Früher sanken die Temperaturen wenigstens in der Nacht, und die Trauben konnten sich erholen. Jetzt haben wir häufig tropische Nächte, somit kaum eine Hitzeunterbrechung, was man am gestiegenen Zuckergehalt und dem damit einhergehenden Alkoholgrad sieht.“ Generell sei das Wachstum der Trauben aber gesund verlaufen, was besonders den Bio-Weingütern guttat, die ja bei aufkommenden Traubenkrankheiten nicht mit Chemie kontern.

Die gute Qualität habe aber auch mit der richtigen Bodenpflege im Weinberg zu tun, wie Winzer Toni Gelabert erklärt: „Organische Düngemittel entwickeln sich langsamer, deshalb düngen wir früher, im November. Andere düngen erst im Februar, aber wenn es dann nicht regnet, zeigen die keine Wirkung. Auf diese Weise gelingt es uns, den gesamten Winterregen aufzufangen. Wenn man ein gutes Produkt erzeugen will, gibt es nur eines: sich um die Reben und den Boden kümmern.“

Lese mit Extremwetter

Besonders extrem war das Wetter dieses Jahr rund um Porreres. Zu viel Regen im Juni, gepaart mit Hagel hat bei der Bodega Mesquida Mora das Endergebnis, so der Stand kurz vor dem Ende der Lese, ein wenig beeinträchtigt: „Es regnete bei uns damals etwa 200 Liter pro Quadratmeter in vier Tagen, plus Hagel. Das haben nicht alle Trauben verkraftet. Wir werden daher weniger Wein haben, aber hoher Qualität“, so die Bodega-Besitzerin Bárbara Mesquida. Immerhin habe der Regen den Boden mit Wasser angereichert, was dann half, die Hitzeperiode zu überstehen. Mesquida widmet sich seit 2004 dem Wein. Erst in der Familienbodega bei ihrem Vater, dann seit 2012 mit dem eigenen Weingut Mesquida Mora.

Die Hitze beeinträchtigte auch die Lese: „Wir fangen schon um fünf Uhr morgens im Dunkeln an, ich habe extra Stirnlampen besorgt, damit unsere Mitarbeiter etwas sehen, aber die Temperatur ist dann noch angenehmer. Wir bauen unsere Weine biodynamisch an und kümmern uns akribisch um jede Traube, aber wir denken ganzheitlich, was auch die Mitarbeiter inkludiert – auch ihnen soll es gut gehen.“ Bei ihr hat die Lese am 3. August begonnen mit Chardonnay, den Abschluss machen demnächst Callet und Gorgollasa. „Die ersten Proben des Mosts sind gut, die Fermentation läuft perfekt“, sagt die Winzerin.

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