„Morgen muss ich mir unbedingt was einfallen lassen“, sagt die deutsche Schauspielerin Ursula Karven ("Mein Herz in Malaysia", "Nicht mit mir, Liebling", "Der Weg nach San Jose"), während sie in der sengenden Sonne einen Schluck Wasser trinkt. Nachdenklich blickt sie auf die Halbliterflasche aus Plastik in ihrer Hand. „Klar sind wir bei dieser Hitze alle extrem durstig, aber diese Einwegflaschen sollten wir nicht mehr kaufen, nicht wenige davon landen im Meer, das ist ganz furchtbar.“
Während die neben Deutschland auch in den USA aktive Schauspielerin so lässig dasteht, in ihrem petrolfarbenen kurzärmeligen Sommerkleid, im Schatten eines uralten knorrigen Olivenbaums auf dem Landgut Son Moragues in Valldemossa, spürt man, dass sie das nicht einfach nur sagt, weil es werbewirksam klingt. Auch nicht, weil es heutzutage zum guten Ton gehört, sich für Nachhaltigkeit zu interessieren. Den Umweltschutz nimmt die 58-Jährige genauso ernst wie den Tierschutz.
Vegan zu leben ist mehr als ein Lifestyle
Allein in Deutschland werden jährlich schätzungsweise über 720 Millionen Lebewesen wegen ihres Fleisches, ihrer Milch oder ihrer Eier ausgebeutet. Vor dem Schlachten schneidet man ihnen die Kehlen durch – nicht selten mit unzureichender Betäubung, sodass sie langsam und qualvoll ausbluten und verenden. Dieses Massensterben wollte Ursula Karven irgendwann nicht länger unterstützen. Darum lebt sie seit 2019 vegan.
Mit Kampagne gegen Tierversuche
Mit der Kampagne „Vegan is hot!“ setzte sich die Schauspielerin bereits gegen Tierversuche ein. Ihre Freundin, die Fotografin Esther Haase, lichtete sie im Oktober 2022 in einer Badewanne voller roter Chilischoten ab, im Auftrag der Tierrechtsorganisation PETA. Nun shooteten die beiden seit Dienstag (11.7) wieder eine Woche zusammen, für vegane Kosmetikprodukte der Marke „48grams“, die unter anderem auch Olivenöl enthalten.
Eine frei stehende weiße Badewanne spielt auch diesmal eine Rolle, erneut ohne Wasser darin – und das am bisher heißesten Vormittag des Jahres, an dem an vielen Orten auf der Insel die 40 Grad geknackt wurden und sich das Team, das mit Lampen, Requisiten und Puderpinseln zwischen Olivenbäumen um Ursula Karven herumsteht und sich von Disteln die nackten Knöchel zerstechen lässt, hauptsächlich darauf konzentriert, trotz des heißen Wetters einen einigermaßen kühlen Kopf am Set zu behalten.
Die Kiefern auf der Insel duften nach Heimat
„Ich freue mich, dass ich das Testimonial für diese Marke sein darf“, sagt Karven, „weil die Produkte weder künstliche Duftstoffe noch chemische Zusätze enthalten und sie ohne Tierversuche produziert werden.“ Noch mehr aber freue sie sich, wieder einmal auf Mallorca zu sein. Und das erst zum zweiten Mal in den vergangenen 13 Jahren. „Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen und habe sofort diese typischen Inselgerüche wiedererkannt, von aromatischen Kräutern – und dann war da auch gleich wieder dieser betörende Kiefernduft. Das fühlte sich wunderbar an – als würde ich nach Hause kommen.“
Privat und beruflich gehe es ihr derzeit in Berlin gut. Mallorca sei aber immer noch wie Heimat für sie, erzählt Ursula Karven, die damals auf der Insel mit dem schwedischen Geschäftsmann Mats Wahlström liiert war. Gemeinsam mit Kim Steeb, der Frau des ehemaligen Tennis-Profis Charly Steeb, baute Ursula Karven hier ein Yogazentrum namens „YouYoga“ in Palma auf, das 2006 eröffnet wurde. 2010 verließ sie die Insel und entschied sich ihren beiden Söhnen zuliebe für einen Hauptwohnsitz in Deutschland.
Gesundheit ist wichtiger als Geld
Die Olivenplantage Son Moragues, die sich an die Berghänge von Valldemossa schmiegt, kannte Ursula Karven bisher nicht. Besucher bekommen Führungen und können sich von der Managerin Anthi Stefani in die Geheimnisse der Produktion von Bio-Olivenöl einweihen lassen. Vielleicht liegt es an dieser natürlichen Umgebung, die nicht durch exzessive Agrarwirtschaft malträtiert wurde, dass alle Beteiligten an diesem Tag respektvoll miteinander umgehen.
Weil sich Ursula Karven Sorgen um die Beleuchterin macht, die ihren Hut gerade der Fotografin Esther Haase gegeben hat, bückt sie sich und setzt der Frau einen großen Strohhut auf, der am Wegesrand lag und zu den Accessoires gehört. „Gut miteinander umzugehen, gesunde Beziehungen zu pflegen, ist mir viel wichtiger als alle Jobs der Welt“, sagt Karven. Das Thema mentale Gesundheit treibt sie im Moment um, daneben liest sie Drehbücher, die ihr angeboten werden und überlegt, mehr Theater zu spielen.
Wie ein Tanz auf fruchtbarer Erde
Mit Esther Haase ist eine weitere prominente Frau auf Mallorca. Der Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e.V. (BFF) hat die deutsche Fotografin vor ein paar Wochen in die „Hall of Fame“ berufen. Haase fotografierte unter anderem Vivienne Westwood, Angela Merkel und Karl Lagerfeld, arbeitete für die „Vogue“ und „Vanity Fair“, für Guess und Escada realisierte sie Kampagnen.
„Ihre Bilder sind ein Tanz mit der Kamera, den die Fotografin auch im realen Leben feiert. Alles ist Choreografie. Nichts scheint unnötig schwer, erzwungen oder gestelzt“, heißt es in der Begründung des Verbands BFF. Und tatsächlich sieht es auf der Finca Son Moragues aus, als würde Ursula Karven, einen Korb voller Oliven im Arm, am Ende dieses Vormittags in der flirrenden Hitze über die staubtrockene Erde tanzen wie die olympische Demeter, Göttin der Saat und der Fruchtbarkeit. Harmonisch wirkt das. Echt irgendwie. Den CO²-Ausstoß ihres Fluges nach Mallorca hat sie „natürlich“ neutralisieren lassen.
Daher kennt man Mallorca-Liebhaberin Ursula Karven: Ursula Karven lebte von 2004 bis 2010 auf Mallorca. Hier betrieb sie unter anderem ein Yoga-Studio in Palmas Altstadt. Aus beruflichen Gründen zog sie zurück nach Berlin. Ihr Anwesen in Ses Establiments verkaufte das Model damals an Schauspiel-Kollegen Til Schweiger. Neben verschiedenen Filmproduktionen, aus denen man Karven kennt, hat die Ulmerin auch mehrere Bücher verfasst, unter anderem "Diese verdammten Ängste: und wie wir an ihnen wachsen".
