Wie schreibt man eigentlich jenes Viertel an der Playa de Palma mit dem „wunderbaren“ Namen richtig? Las Maravillas? Les Maravelles? Les Marevellas? Wer googelt, wird nicht wirklich schlau, Schreibweisen gibt es für jeden Geschmack. Eine zuverlässige Antwort liefert hingegen der neue Nomenclàtor Geogràfic, eine Art interaktive Karte zu Ortsnamen aller Art, die jetzt das balearische Umweltministerium vorgestellt hat. Aufgeführt und auf einer Karte verortet sind inzwischen mehr als 54.000 sogenannte Toponyme, also Bezeichnungen für Siedlungsorte, Wege aller Art, Sturzbäche, Berge und sonstige geografische Formationen. Und die Arbeit geht weiter.

Nicht nur wegen der schieren Zahl der Namen sind die Inseln ein unerschöpfliches Betätigungsfeld für Forscher der Toponomastik. Fehler, Unstimmigkeiten, falsche Verwendungen – die Verwirrung ist nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Schreibweisen in den beiden Amtssprachen auf den Inseln groß. Zwar gelten offiziell die katalanischen Varianten der Ortsnamen. Aber erstens ist das erst so seit der Rückkehr zur Demokratie 1978, zweitens sprechen nun mal viele Bewohner kein Katalanisch, drittens haben auch globale Plattformen wie Google Probleme mit lokalen Besonderheiten, viertens ist das Katalanische an sich alles andere als eine homogene Sprache.

Hinzu kommt: Viele Ortsnamen wurden in erster Linie mündlich weitergegeben. „Viele Mallorquiner, die bestimmte Ortsnamen noch kennen, sind bereits im hohen Alter“, sagt Projektmitarbeiterin Eulàlia Fons. „Deswegen ist bei der Dokumentation Eile geboten.“ Zumal es nicht nur um die richtige Schreibweise geht, sondern auch um die exakte Verortung. So wurden in den vergangenen Jahren – die ersten Vorarbeiten für den Nomenclàtor Geogràfic begannen bereits vor gut 30 Jahren – die Örtlichkeiten zusammen mit Ortskundigen aufgesucht und dokumentiert.

Das Ergebnis mag nicht so intuitiv und praktisch sein wie Google Maps, es gibt auch keine eingängige Webadresse (ideib.caib.es/ ngib). Aber: Der Nomenclàtor Geogràfic liefert in Sachen Ortsnamen offizielle und exakte Ergebnisse. Der braune Lupen-Button in der unteren Werkzeugleiste öffnet ein Suchformular (Consulta de Topònims) mit Filtern für Insel, Gemeinde und weiteren Kriterien. Nach einem Klick auf „Cercar“ (suchen) wird eine Ergebnisliste angezeigt. Ein Lupen-Symbol neben den Treffern ermöglicht es, sich auf der Karte an den gesuchten Ort zu zoomen.

Das Tool soll viel mehr sein als wissenschaftliche Datenbank oder praktische Anwendung für spitzfindige Fans von Mallorcas Geografie. Aus Sicht der Insel-Politiker fügt sich das Projekt ein in die „Normalisierung“ der Inselsprache und die Bewahrung des kulturellen Erbes. Würden die ursprünglichen Ortsnamen vergessen, ginge auch ein Stück Identität verloren, argumentiert Beatriu Defior, Direktorin für Sprachenpolitik. Und es gibt auch eine EU-Komponente: Im Zuge des Projekts Inspire werden Ortsnamen EU-weit standardisiert, wofür auch Fördergelder fließen.

Jetzt muss sich der Nomenclàtor Geogràfic nur noch allgemein durchsetzen. So legt die Datenbank zum Beispiel fest, dass Palmas Viertel Son Cladera eigentlich Son Cledera heißt. Oder der Puig de l’Ofre eigentlich Puig de Lofra. Und auch in Sachen Playa-Viertel „Las Maravillas“ wird für Klarheit gesorgt: Bitte „Les Meravelles“ schreiben.