In einer Hinsicht ist das Patronatsfest Sant Sebastià anders als in vorherigen Jahren. Da der 20. Januar auf einen Samstag fällt, hat die Politik beschlossen, den Ehrentag nicht zum Feiertag zu erklären. Dies sorgte für Ärger – unter anderem gab es einen Rüffel vom Einzelhandelsverband Pimem. Ansonsten aber bleibt alles beim Alten. Im Folgenden ein kleines Einmaleins über das Fest und den Heiligen, der gefeiert wird.
Wer war Sant Sebastià?
Der heilige Sebastian war der Überlieferung zufolge ein römischer Hauptmann, der 288 nach Christus zum Tod verurteilt wurde, weil er den christlichen Glauben in der römischen Armee propagiert hatte. Das Exekutionskommando bestand aus Bogenschützen.
Bis heute ist daher ein Pfeil das Symbol des Heiligen, allerdings war seine Geschichte hier nicht zu Ende. Sebastian überlebte die Pfeil-Hinrichtung, eine barmherzige Witwe namens Irene las ihn auf. Wieder genesen, wurde er erneut festgenommen und dem Kaiser Diokletian vorgeführt. Der ließ ihn zu Tode knüppeln und seinen Leichnam in die Kloaken werfen. Seine Überreste wurden von einer Christin namens Lucina geborgen und in Rom bestattet. Sebastian galt jahrhundertelang als Schutzheiliger gegen die Pest.
So wurde er Schutzpatron
Schon Mitte des 14. Jahrhunderts gab es in der Kathedrale einen Altar mit Sebastian-Reliquien: ein Stückchen Rippe und eine Pfeilspitze. Der Legende zufolge wurde der Armknochen, der dort bis heute liegt, jedoch erst während der Pest-Epidemie 1522/1523 von einem griechischen Geistlichen auf die Insel geschafft. Dieser hätte ihn auch gern wieder mitgenommen, wurde aber von den Naturgewalten nicht gelassen (sein Schiff wurde immer wieder in den Hafen gedrängt).
Mit der Ankunft des Knochens des heiligen Sebastians verschwand die Pest, und die Stadt hatte ihren Schutzpatron. Der Titel wurde 1634 offiziell beantragt und 1868 vom Vatikan bestätigt. Die Feiern bestanden über viele Jahre lediglich aus einem feierlichen Gottesdienst in der Kathedrale. Die wahrscheinlich auf die winterliche Sonnenwende zurückzuführende Tradition, am Vorabend des 20. Januar Feuer zu entzünden, wurde erst 1902 wieder aufgenommen. Noch neueren Ursprungs sind die daran anknüpfenden Open-Air-Konzerte der revetla: Die gibt es erst seit 1977.
Auftakt des Festes
Bereits in den vergangenen Tagen hat es mehrere Programmpunkte gegeben. Der eigentliche Auftakt ist am Freitag (19.1.) um 18 Uhr auf der Plaça Major, hier gibt es ein Kinderprogramm. Spannend wird es ab 19.15 Uhr, dann tanzen die stadteigenen Riesenfiguren. Um 19.50 Uhr begibt sich der Stadtdrache Drac de na Coca vom Rathaus zur Plaça Major und entzündet dort laut Programm um 20.10 Uhr ein Feuer. Damit ist das Fest eingeleitet. Wie immer gilt: Wer etwas sehen möchte, sollte frühzeitig vor Ort sein.
Die Konzerte
Eines der Highlights einer jeden Sant-Sebastià-Feier sind die Konzerte am 19. Januar. Auf insgesamt 13 Bühnen gibt es Bands und DJs zu sehen.
Einen Überblick finden Sie hier:
Das Essen
Fester Bestandteil von Sant Sebastià ist neben den Konzerten auch das Grillen. Die Stadt stellt an zahlreichen Stellen – unter anderem auf den großen Plätzen – öffentliche torradoras auf, und auch die feierfreudigen Anwohner, die Sant Sebastià oft in Straßen- oder Nachbarschaftsfeste verwandeln, haben meist nichts dagegen, wenn jemand ihre Feuerstellen mitbenutzt.
Trotzdem sollte man vorbereitet sein: Das Grillgut muss jeder selbst mitbringen. Zu den beliebtesten Fleischprodukten an Sant Sebastià gehören die llonganissa (eine lange, dünne Sobrassada), die Blutwurst botifarró sowie die xua (Bauchspeck). Auch mit den Paprikawürsten chorizos oder chistorras, die vom Festland kommen, wird man keine komischen Blicke ernten. Und es gilt: Grillen Sie das, was Ihnen schmeckt.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, in denen die Stadtverwaltung eine lange Liste an öffentlichen Grillstationen bereitstellte, ist das Angebot der neuen Chefs im Rathaus eher reduziert. Lediglich an den fünf Plätzen, an denen die Konzerte stattfinden, werden die öffentlichen Grills aufstestellt. Es handelt sich um den Rathausplatz, die Plaça Major, die Plaça Torgues am nördlichen Ende des Born, die Plaça de la Reina um südlichen Ende des Borns sowie die Plaça de l'Olivar.
Da es kein traditionelles Gebäckstück zu Sant Sebastià gab, rief die Stadt 2022 zu einem Wettbewerb unter den Bäckereien auf. Gewonnen hat eine abgewandelte Coca de patata von Konditor Lluís Pérez. Er backt sie mit Kartoffel- und Johannisbrotkernmehl und füllt sie mit einer Creme aus Johannisbrotsamen, Mandeln und Orange.
Der Feuerlauf
Feuer wird zu Sant Sebastià nicht ausschließlich zum Grillen verwendet. Ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Feuerlauf correfoc. Dann ziehen Funken sprühende Bestien und Teufel durch die Innenstadt.
Das Publikum sollte dabei einige Sicherheitshinweise befolgen:
- Kleidung aus Baumwolle oder anderen schwer brennbaren Materialien tragen, die möglichst viel Haut bedeckt
- Auch eine Kopfbedeckung wird empfohlen.
- Besonders Kinder sollten gebührenden Abstand zum Teufelstanz wahren.
- Private Pyrotechnik ist verboten.
Der Feuerlauf 2024 findet erst am 28. Januar ab 19 Uhr statt (Start: Jaume III und Plaça de la Reina).
Radausfahrt
Wer nach dem Grillen und der Party noch Energie hat, kann am 20. Januar ab 12 Uhr bei der Diada Ciclista mitmachen. Die familienfreundliche Fahrradtour führt über insgesamt sechs Kilometer vom Rathausplatz bis zum Sportkomplex Son Moix.
In vergangenen Jahren nahmen mehr als 10.000 Menschen teil. In diesem Jahr werden es nicht ganz so viele sein. Die Stadtverwaltung hat die Teilnehmerzahl auf 3.000 beschränkt. Man wolle das Stadtzentrum nicht blockieren, da kein Feiertag sei, hieß es zur Begründung. Die Anmeldung ist online unter sportmaniacs.com möglich.
Das Festprogramm
Das offizielle Festprogramm ist auch sonst prall gefüllt mit Veranstaltungen. Sie können es sich unter diesem Link zweisprachig auf Spanisch und Katalanisch herunterladen.
