"Es ist riesig, ich weiß nicht, wie es so viel Wasser fassen kann". Das ist das Erste, was Amanda Martín (100) in den Sinn kommt, als sie über den Horizont des Küstenörtchens San Lorenzo im nordspanischen Asturien blickt. Es ist das erste Mal, dass die Bewohnerin der 160-Seelen-Gemeinde Cabaña de Sayago (Provinz Zamora) in Kastilien-Leon das Meer sieht. Vier Stunden waren Martín und acht weitere Senioren für dieses Abenteuer mit dem Bus unterwegs gewesen. "Es ist wunderschön."

Sie zieht ihre Schuhe und Socken aus und läuft über den Sand, um ihre Füße in den Golf von Biskaya zu tauchen. "Es ist überhaupt nicht kalt", sagt sie lächelnd und steckt sich dann einen nassen Finger in den Mund, um zu prüfen, ob das Wasser salzig schmeckt: "Das möchte ich mit meinen Kindern teilen. Ich werde es nie vergessen."

Das erste Mal die Heimatprovinz verlassen

Auch José Álvarez (93) hatte das Meer noch nie in seinem Leben gesehen. Mehr noch: Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er überhaupt seine Heimatprovinz Zamora verlassen hat. Er beschließt, eine Muschel als Souvenir nach Hause mitzunehmen.

Der Dritte im Bunde, der noch nie am Meer war, heißt José Calvo. Er ist 86 Jahre alt und auf den Feldern seiner Heimatregion aufgewachsen. Auch er wird ermutigt, seine Füße ins Wasser zu tauchen. Aber ihm ist das Ganze nicht geheuer und er entfernt sich lieber wieder vom Meer. "Ich habe genug."

"Egal, ob ich krank werde"

Die übrigen Teilnehmer der Reise waren bereits zu einem früheren Zeitpunkt ihres Lebens mal am Strand und sind daher entspannter. Glücklich sind sie trotzdem. Mariana Calvo geht mit ins Wasser. "Es ist mir egal, ob ich krank werde, morgen nehme ich einfach eine Paracetamol und das war's", erklärt sie. "Ich war schon mehrmals hier, aber am Ende des Strandes, wo man nur das Meer sehen kann, gefällt es mir noch besser", fügt sie hinzu.

Das könnte Sie interessieren:

Organisiert wurde der aufregende Ausflug von der Leitung einer Seniorenresidenz, in der die Strandbesucher wohnen. "Sie haben es verdient, denn sie haben ihr ganzes Leben lang gearbeitet und hatten noch nie diese Gelegenheit", erklärt eine Assistentin, die es gar nicht fassen konnte, dass einige der Bewohner noch nie am Meer waren. "Wir hielten das für eine großartige Idee, denn die Leute denken oft, dass ältere Menschen sich für nichts mehr begeistern können, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Als sie von der Reise erfuhren, waren sie so aufgeregt, dass sie gar nicht mehr aufhörten, darüber zu sprechen." /pss