Mallorca Zeitung

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Der mystische Schatz von Menorca, der jetzt Welterbe ist

Die Balearen haben einen dritten Welterbe-Titel von der UNESCO erhalten. Er geht an das talaiotische Erbe

Wie ein umgedrehter Schiffsrumpf: Die Naveta des Tudons gilt als eine der wichtigsten Talaiot-Stätten auf Menorca. | FOTO: DELEGACIÓN DE GOBIERNO

Es muss schon etwas Gravierendes passieren auf Menorca, damit dies auch auf Mallorca wahrgenommen wird – auf der größten Balearen-Insel lebt man bekanntlich mit dem Rücken zu den kleineren Nachbarinseln, trotz aller identitätsstiftender Bemühungen der balearischen Landesregierung.

Am vergangenen Montag (18.9.) aber kam Menorca groß heraus. Während seiner Jahresversammlung in der saud-arabischen Hauptstadt Riad nahm das Denkmalschutzkomitee der UNESCO die Talaiot-Kultur der Insel in die Liste des Welterbes auf. Neben Mallorca (Tramuntana) und Ibiza (Altstadt) verfügt somit auch Menorca über eine der inzwischen 50 Auszeichnungen, die Spanien auf sich vereint.

Platt gemacht am Flughafen

Es ist nicht so, dass Mallorca keine Talaiots hätte. Zum einen ging man hier aber nicht so pfleglich mit den prähistorischen Denkmälern aus großformatigen Steinen um – mit die wichtigste Stätte musste einer Landebahn des Flughafens weichen. Vor allem aber sind die Bauten auf Menorca besonders zahlreich, praktisch auf der gesamten Insel vertreten und zudem gut erhalten. Die Rede ist von insgesamt mehr als 1.500 archäologischen Fundstätten.

Letztendlich umfasst der UNESCO-Titel 25 Stätten, die das talaiotische Menorca repräsentieren, also die Epoche zwischen Bronzezeit (1.600 v. Chr.) und später Eisenzeit (123 v. Chr.). Sie sind verteilt auf neun Gebiete, fünf Prozent der Inselfläche. Was genau das Kulturerbe ausmacht, hatte Menorcas Inselrat noch einmal neu definiert, nachdem die UNESCO einen ersten Antrag vor sechs Jahren abgelehnt hatte.

Die verschiedenen Typen

Auch wenn die Talaiot-Kultur ihren Namen von den typischen, kegelförmigen Rundtürmen hat, gibt es eine Reihe weiterer Bauformen, die auf Menorca besonders gut zu bestaunen sind, darunter Hypogäen (künstliche Höhlen), taules (wörtlich: Tische, also T-förmige Bauten), taula-Einfriedungen für religiöse Zwecke, navetes (Grabanlagen in Form eines umgedrehten Schiffsrumpfs und dem Grundriss eines Hufeisens) sowie Hypostyle, also Säle mit von Säulen getragener Decke.

Der quadratische Talaiot de sa Cova de sa Nineta auf dem Gebiet von Son Serra. DM

Astronomische Bedeutung

Die UNESCO würdigt zum einen die Technik des Zyklopenmauerwerks, also des Aufschichtens von Steinbrocken zu Mauern mit unregelmäßigem Fugenbild ohne waagrechte Linien. Zu erkennen sind die Talaiots oft auch an der zweischaligen Bauweise.

Verwiesen wird in der offiziellen Beschreibung zudem auf die astronomische Ausrichtung und „visuelle Verbindungen zwischen prähistorischen Strukturen“, sie „deuten auf die Existenz von Netzwerken mit möglichen kosmologischen Bedeutungen hin“. Mit anderen Worten: Die Talaiots sind weit mehr als aufgetürmte alte Steine.

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