Der Vater war Fischer, der Sohn Toni Serapio auch. Zunächst. Dann wurde er Fischhändler und hatte einen Fischstand samt Bar im ­Olivar-Markt in Palma. Doch er träumte von mehr: Ein Restaurant sollte es sein, mit ursprünglichen Rezepten der Fischer. Der Vater fand schließlich dafür in Portitxol einen passenden Standort. So wurde vor genau 25 Jahren in dem damals noch eher verschlafenen Vorort Palmas das „Sa Roqueta" eröffnet – in einem alten Fischerhaus, mit Serapio junior als Chef, seiner Frau Nieves Carbonell als Köchin, seiner Mutter, die täglich – bis heute – einen Gemüsekuchen fürs Lokal backt (wird als Amuse-Gueule des Hauses serviert) und seinem Vater als Ideengeber für viele Gerichte, die einst Fischer während langer Fahrten auf dem Meer in ihren kleinen Schiffskombüsen zubereiteten.

„Die Grundlage ist Qualität und Frische. Dann schmeckt auch alles", sagt der heute 55-jährige Toni Serapio. Sein Vater ist mittlerweile tot, und Toni lässt sich seither in Zusammenarbeit mit den Köchen – José Vilanova ergänzt seine Frau in der Küche – viele spannende Gerichte und Kombinationen einfallen. „Alles bewegt sich – und wir müssen uns immer wieder neu erfinden, dabei aber auch Traditionelles bewahren. In unserem Lokal riecht und schmeckt man das Meer."

Da kommen als Einstieg Salat- und Gemüsevarianten auf den Tisch, empfehlenswert beispielsweise die Kichererbsen à la Roqueta mit Tintenfischstreifen und Spinat (14,90 Euro) – eine Portion, groß genug für vier Personen. Außerdem kann man zwischen den verschiedensten Muschelsorten wählen, wobei die einen nach dem Kochen auf Eis mit Sauce zum Tunken serviert werden (beispielsweise die Stachelmuscheln für 14 Euro), andere wiederum mit gebratenem Knoblauch in Weinsauce. Wählen kann man zudem zwischen einem Dutzend Paella-Varianten, vorzugsweise natürlich angereichert mit Meeresfrüchten (17,95 - 29,90 Euro). Dazu gibt es alles, was das Herz des Krustentier-Liebhabers begehrt, inklusive Hummer, Langusten, Seespinnen und Austern frisch aus dem großen Becken, sowie frische Fische, im Durchschnitt für 30 Euro das Kilo, die dekorativ in einer Vitrine auf Eis gelagert sind.

Wer im Sa Roqueta speisen will, zahlt nicht gerade wenig, bekommt aber immer frische Ware. Und dies hat seinen Grund, denn bis heute hat die Familie eine Lizenz als mayorista, was bedeutet, dass sie in der Fischbörse direkt für sich einkaufen, aber auch an andere verkaufen kann. Das macht morgens um vier, fünf Uhr Tonis Frau ­Nieves.

Toni Serapio ist eine Lokalgröße, der nahezu alle Gäste persönlich kennt und viel zu erzählen hat. In das komplett renovierte, gemütliche Lokal mit den drei Veranda-Tischen mit Blick auf die schwankenden Boote im Hafen zieht es mittags viele Geschäftsleute, abends auch viele Deutsche. Ein Blick in die dicken Gästebücher verrät, dass schon viele wichtige Leute den Weg ins Lokal gefunden haben, vom König Juan Carlos bis zu Model Claudia Schiffer. Es kommen aber auch Kollegen, zuletzt die katalanische Drei-Sterne-Köchin Carme Ruscalleda.

Toni Serapio ist sichtlich stolz auf das Erreichte. Am 3. Juni wird er sicherlich die Korken knallen lassen – auf die nächsten 25 Jahre.