Der Name Can Bustan für die Finca auf Mallorca ist neueren Datums. „Bustan bedeutet in der hebräischen und türkischen Sprache Obstgarten", erklärt der aus Israel stammende Shaul Shaham auf seiner Farm bei Sencelles. Und er erzählt weiter, wie es dazu kam, dass er gemeinsam mit seiner Frau Gülnur Bayraktar, die aus der Türkei stammt, Land auf der Insel erworben hat.

„Vor zehn Jahren habe ich in Esporles bei Julio Canto an einem Workshop über Permakultur teilgenommen", berichtet der heute 39-Jährige. Damals wäre er viel herumgekommen, um auf Ökofarmen zu arbeiten. Eine der Teilnehmerinnen hätte ihn auf den elterlichen Hof in die Türkei eingeladen. Es war die beste Freundin von Gülnur Bayraktar. Die heute 36-Jährige stammt aus einer muslimischen Familie, Shaul Shaham aus einer jüdischen, dennoch wurden die beiden ein Paar. „Die Liebe war stärker", sagt Shaul Shaham. Seinen deutschen Pass hat er dem in Deutschland geborenen Großvater zu verdanken, der in den 1920er-Jahren in den Norden Israels ausgewandert war, um dort einen Kibbuz zu gründen.

So war der Wohnort innerhalb Europas also kein Problem. Für Mallorca entschied sich das Paar, weil es weder in Israel noch in der Türkei leben wollte und weil es auf der Insel Gleichgesinnte kannte, die bereits „Permacultura Mediterránea" (Permamed) als lokales Netzwerk aufgebaut hatten. Seit 2018 bewirtschaften die beiden mithilfe freiwilliger Helfer die einen Hektar große Finca nach den Prinzipien der Permakultur, die Nachhaltigkeit für Landschaft und Bewohner vorsieht.

Für das Land bei Sencelles entschieden sich die beiden, weil der mallorquinische Vorbesitzer als Hobby viele Sorten angepflanzt hat: Apfel-, Níspero-, Feigen-, Nuss- und Pfirsichbäume. Die insgesamt 200 Bäume im Obstgarten seien dabei weitgehend von chemischen Mitteln verschont geblieben. Viele der traditionellen Anbaumethoden wären früher ökologisch gewesen. „Eigentlich war es nur eine Generation von Bauern, die Gifte und chemische Düngemittel in großem Stil eingesetzt hat", meint Shaham. Man könne viel von alten Landwirten lernen, um ihre Erfahrung dann mit modernen Erkenntnissen zu ergänzen.

Nicht mit der Permakultur zu vereinbaren wäre jedoch das traditionelle Pflügen der Inselwiesen. Der Grund: Der Pflug wirke auf die Mikroorganismen in der obersten Bodenschicht so, als würde man ihnen das Dach vom Kopf reißen. Deshalb sprießen auf der Plantage die Kräuter ungestört. „Ihre Wurzeln sind keine ernsthafte Konkurrenz für die viel kräftigeren Baumwurzeln", sagt der Experte.

Weil Baumbestand in der Permakultur als unantastbar gilt, werden die Obstbäume erhalten. Obwohl ihre geometrische Anordnung nicht in dieses Konzept passt, das lieber ohne rechte Winkel auskommt. Das ist im Gemüsegarten zu sehen, wo Auberginen, Kürbisse und Kale-Kohl wie Kraut und Rüben wild durcheinander wachsen. Artenvielfalt fördert die Bodenregeneration, aber sie hilft auch gegen Schädlinge. „Wenn viele Exemplare einer Art in langen Reihen wachsen, sind sie für Schädlinge, die auf eine einzige Sorte spezialisiert sind, leichte Beute", erklärt Shaham, der gelassen bleibt, wenn ein Teil der Ernte Opfer gefräßiger Insekten wird.

Wichtig in der Permakultur ist außerdem der sparsame Umgang mit Wasser. So hat man von österreichischen Hügelbeeten die Methode übernommen, Holz als Feuchtigkeitsspeicher einzusetzen. Während das Holz sich in der Erde zersetzt, wird Regenwasser für Tiefwurzler gespeichert. Wenn doch gegossen werden muss, dann mit Brauchwasser. Wie das gehen kann, erklärt Shaul Shaham den Kunden der Firma s'Aigo Mallorca, die im Sinne der Permakultur Systeme für die Wiederaufbereitung von Abwasser und Pools ohne Chlor anbietet. Ebenso den Teilnehmern von Kursen, die regelmäßig auf Can Bustan stattfinden.

Für sie bereitet die leidenschaftliche Köchin Gülnur Bayraktar Gerichte nach mediterranen und türkischen Rezepten zu. Oder als Privatköchin für Events. Je nach Jahreszeit mit Zutaten aus den eigenen Beeten, aber auch mit Bio-Rindfleisch vom deutschen Züchter Georg Bräutigam. Die Küche in Can Bustan wird derzeit noch so ausgebaut, dass in Kürze bei den Behörden die Genehmigung für professionelles Catering beantragt werden kann.

INFORMATION:

Permakultur lernen

Im Oktober: freitags 16 bis 19 Uhr mit Abendessen. Im November: samstags 9 bis 13 Uhr (mit Mittag-essen). Tel.: 695-23 84 74, Can Bustan auf Facebook und Instagram. Kurse auf Spanisch und Englisch.