Was macht ein Verwaltungsangestellter, wenn er von dem grauen Alltag zwischen Computer und Zahlen genervt ist? Wenn alles ihn nach 20 Jahren langweilt? Er sucht sich ein bunteres Leben - er macht Bonbons. So wie Jesús Saa, gebürtig aus Alicante und seit sechs Jahren auf Mallorca. Seine Mutter brachte eines Tages Bonbons mit. Lecker, aber da war noch mehr: die Geschichte hinter dem Laden, hinter den Bonbons.

Saa buchte bei der Firma Papabubble, die weltweit Geschäfte im Franchise-Format unterhält, eine Ausbildung zum Bonbonmacher. „Drei Monate, fünf Tage die Woche à neun Stunden lernte ich alles über Zucker, Aromen, Farben, Temperaturen, Ziehen und Mischungen, bis ich schließlich einen ihrer Läden übernahm", erzählt der 44-Jährige. Zwei Jahre später, im Oktober 2019, startete er schließlich sein eigenes Label, Mallorcandy. An seiner Seite die Mutter, Guadalupe Trujillo (64), die ihm im Laden hilft und der er wiederum alles beigebracht hat.

Fast ein Viertel kommt ohne Zucker aus

Herausgekommen ist ein hübsches Geschäft, das auch seine eigenen Kinder und deren Freunde lieben, nahe des Mercat de l'Olivar in Palma de Mallorca. Die Werkstatt ist integriert, so kann jeder Kunde zusehen, wie Bonbons (caramelos), Zuckerstangen (bastones) und Lutscher (piruletas) gemacht werden - aber auch Geleebonbons, Toffees und weiche nubes (Marshmallows) mit Fruchtaromen, Nuss-Nugat-Creme. Die nubes gibt es neuerdings auch mit dem Mix aus menorquinischem Xoriguer-Gin und Zitrone, quasi die Marshmallows-Variante einer pomada, dem auf Menorca viel getrunkenen Gin-Zitronenlimo-Drink.

Saa berücksichtigt auch die Bedenken der Eltern: „Am Anfang hatte ich vielleicht fünf Prozent Produkte ohne Zucker, mittlerweile sind es fast ein Viertel. Ich will das weiter ausbauen, sodass irgendwann die Hälfte meiner Süßwaren mit Zucker-Ersatzstoff auskommt." Auch sonst ist der ehemalige Verwaltungsangestellte sehr experimentierfreudig. Er probiert ständig neue Aromen und Mischungen aus und erfüllt auch Kundenwünsche wie integrierte Buchstaben oder Herzen, etwa auf kleinen Bonbon-Gastgeschenken bei Hochzeiten oder Geburtstagen. Zu Halloween gab es Produkte mit Spinnenmustern und Kürbissen, zu Weihnachten Christbäume und Weihnachtspäckchen.

Bonbon-Workshops gibt es auch

Wer sich intensiver mit der Bonbon-Herstellung beschäftigen oder seinem Kind etwas Besonderes schenken will, kann auch einen Workshop bei Saa buchen. Die Teilnehmer erfahren dann, wie der Zucker-, Wasser- und Glukosesirup bei der exakten Temperatur von 156 Grad gekocht wird, wie die Masse erkaltet und die Farben hinzugefügt werden und wie die Bonbons schließlich auf einem temperierten Tisch geformt werden. Oder auch über die Nubes-Herstellung vom Kochen bis zur 17 bis 19 Minuten langen Nutzung eines Mixers und dem Zuschneiden der weichen Masse. Verkostet werden darf natürlich auch (Kurspreis etwa 25 Euro).

Wer sich selbst aus der grauen in die bunte Welt gebeamt hat, zeigt auch viel Herz, wenn es darum geht, anderen ein wenig Freude zu bereiten. Deshalb spendet er regelmäßig Süßwaren an Stiftungen wie gerade auch an die Organisation S.O.S. Mamas.