Vor allem bei einer Frage von deutschen Kunden, mit denen er ins Gespräch kommt, muss Stefan Huber auch nach Jahren noch schmunzeln. Sobald sie feststellen, dass er auch Deutscher ist, bekommt er bisweilen zu hören: „Und du lebst fest hier?“ „Am liebsten würde ich ihnen dann entgegnen, ‚Ich fliege nicht jeden Morgen aus Frankfurt hierher, nein‘.“

Huber verkauft Lebensmittel von der Insel. 90 Prozent seiner Kunden sind Touristen, die auf der Suche nach einem leckeren Mitbringsel für ihre Freunde und ihre Familie den Weg in einen der vier Georg’s-Läden auf der Insel finden. Namensgeber ist Hubers Bekannter Georg Müller, der vor etwa 15 Jahren den ersten Laden in Artà eröffnete hatte. Beide sind zudem Eigentümer eines weiteren Geschäfts in Sóller. Die Läden in Palmas Carrer Jaume II und Santanyí gehören Stefan Huber zusammen mit seiner Frau Chris Huber.

Kennengelernt hatten sich die Geschäftsleute, nachdem die Hubers mit ihrer damals sechs Monate alten Tochter auf die Insel gekommen waren, um hier drei Jahre lang ihre Elternzeit zu genießen. Auswandern war damals nicht der Plan, auch weil beide in Deutschland gute Jobs hatten: Stefan Huber arbeitete als Vertriebsleiter in einem Verlag, Chris Huber als Personal Assistent im Bereich Investmentbanking. Doch als Müller Stefan Huber anbot, auf der Insel einen weiteren Laden zu eröffnen, wendete sich das Blatt. Das Paar eröffnete 2009 als erstes Projekt einen Laden in Palmas Carrer de la Bossería, in unmittelbarer Nähe zum Carrer Sindicat. 2014 kam ein zweiter Laden in der Balearen-Hauptstadt hinzu, im belebten Jaime II.

Ladenlokal gesucht

Als hätte das Paar geahnt, was mit der Pandemie auf es zukommen würde, schloss es zumindest den Laden nahe dem Carrer Sindicat im Februar 2020. „Der Carrer Sindicat ist als Einkaufsstraße qualitativ abgesackt, daher sind dort kaum mehr Touristen entlanggelaufen. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, uns fortan auf den zweiten Palma-Laden zu konzentrieren“, so Huber.

Alle Georg’s-Läden haben die Pandemie überlebt. „Wir mussten viel Geld privat hineinstecken, aber wussten ja, dass das Geschäft wieder gut läuft, sobald der Tourismus erst einmal wieder in Gang kommt“, so der 52-Jährige. Schon eine Weile sei er auf der Suche nach einem weiteren, bezahlbaren Ladenlokal im Carrer Sant Miquel in Palma.

Da er selbst mal so etwas wie ein Tourist war, weiß er genau, was seine Kunden suchen. Nur die, die ganz genau hinschauen, können schon am Eingang des Lokals in Palma erahnen, dass die Besitzer Deutsche sind. „Wir haben dort ein Schild aufgestellt, auf dem auf Deutsch ‚frisch gepresstes Mandelöl‘ steht“, so Huber, der so auf eher dezente Weise deutsches Publikum ansprechen will.

Einmal eingetreten, können Kunden viele den Appetit machenden Namen der Produkte dann tatsächlich auch auf Deutsch auf den Aushängeschildchen lesen. Oder Stefan Huber springt eben ein und stellt die Produkte ausführlicher vor, inklusive Einladung, sie zu probieren.

„All unsere Verkäufer sprechen mindestens drei Sprachen: Deutsch, Spanisch und Englisch. Jeder, der will, wird also von uns in seiner Muttersprache bedient“, so Huber. Auch das hebe die Georg’s-Läden von so manchem Konkurrenten ab.

Alleinstellungsmerkmal Essig

Inmitten von Ölen, Likören, Dips, Salzen und Marmeladen fallen die vielen ausgefallenen Sorten an Balsamicoessig auf. „Hierzulande gibt es so wenig verschiedene Essige. Sie sind unser Alleinstellungsmerkmal. Den Essig bekommen wir aus Italien, denn hier gibt es keinen, und mischen ihn dann nach unserer Rezeptur mit unseren Produkten, etwa Datteln“, so Huber. Auch etwa Sorten mit Cranberrys, Feigen, Blutorange oder Granatapfel kann man bei Georg’s erwerben.

Wohl die wenigsten Kunden verlassen den Laden, ohne mehrere der Produkte probiert zu haben und dabei mit dem studierten BWLer ins Plauschen zu kommen – eines der Dinge, die er an dem Job besonders schätzt. „Sie werden nie in einen Laden von uns reingehen und erleben, dass Sie eine Marmelade nehmen, sie auf den Tisch stellen, zahlen und gehen“, verspricht Huber. Der persönliche Kontakt werde bei Georg’s nun mal großgeschrieben.

Bei den Produkten setzen die Macher zudem auf Qualität. „Wir stellen keine Öle bei uns in die Regale, die es auch im Supermarkt gibt. Einige werden nicht nur für uns gelabelt, sondern eigens für uns produziert. Wir kaufen eine ganze Ernte auf, die dann gepresst und in Flaschen gefüllt wird“, erzählt Huber. Hinter den Marmeladen etwa stecke eine Mallorquinerin, die sonst keine anderen Abnehmer habe. Die Liköre werden in einer eigenen Fabrik in Llucmajor gebrannt.

Qualität schlägt sich auch bei Georg’s im Preis nieder. Statt wie um die drei Euro im Supermarkt-Regal kosten die Essige von Georg’s bis zu 15,90 Euro. Das schreckt dann doch so manchen Kunden ab. „Wenn im Sommer die Ballermänner kommen und die Preise hier sehen, sind sie schnell wieder aus dem Laden draußen“, meint Huber, der auf keinen Fall in eine Schublade mit den Magnet- und Souvenirshops gesteckt werden will, die oftmals China-Produkte verkaufen.

Promis nicht erkannt

Auch zahlreiche Promis habe es über all die Jahre hinweg immer wieder in Georg’s Läden gezogen. In den meisten Fällen habe er sie allerdings zunächst gar nicht erkannt. „Ich kann mir Gesichter einfach nicht gut merken“, so der zweifache Familienvater. Neben vielen vorwiegend deutschen Serien-Schauspielern, die vor allem in Santanyí aufkreuzten, sei etwa auch Schlagersängerin Helene Fischer Stammkundin bei Georg’s gewesen.

Auch die Fernsehköche Steffen Henssler und Tim Mälzer und der mittlerweile verstorbene Sänger Costa Cordalis haben schon Schmackhaftes bei Huber gekauft, wie er berichtet. Und dann war da noch der Besuch des russischen Multimilliardärs und Besitzers des FC Chelsea, Roman Abramowitsch. „Das war schon sehr skurril, wie die beiden dunkel gekleideten Vögel mit Sonnenbrille, seine Bodyguards, vor meinem Laden herumgeschwänzelt sind und ihn bewacht haben“, erinnert sich Huber. Spätestens da wusste er, dass er es mal wieder mit einer Bekanntheit zu tun hatte. Erkannt habe er den Milliardär natürlich nicht, dafür aber seine Verkäuferin. „Er ist wohl öfter mit seiner Superyacht hier und auch aus der Presse bekannt“, weiß Huber mittlerweile.

Georg's:

-Palma: C/. Jaume II, 11, Mo.–Sa. 10.30–19 Uhr

-Santanyí: C/. Guardia Civil, 6, Mi. & Sa. 10–14 Uhr

-Sóller: C/. Lluna, 20, Mi. & Sa. 11–15 Uhr

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-Artà: C/. Antoni Blanes, 7, Mo.–Sa. 10–14 Uhr

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