Mallorca Zeitung

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"Last Exit Schinkenstraße": Wie schreibt man einen Ballermann-Hit auf Mallorca?

Autor Heinz Strunk, Schauspieler Marc Hosemann und Ballermann-Star Mickie Krause im Gespräch über ihre neue TV-Serie

Heinz Strunk (li.) und Marc Hosemann in einer Szene der Serie „Last Exit Schinkenstraße“. | FOTO: PRIME VIDEO, PEP BONET, JUAN MONSERRAT

Am 6. Oktober startet mit „Last Exit Schinkenstraße“ beim Amazon-Streamingdienst Prime Video eine neue Mallorca-Serie. Sie stammt aus der Feder des Autors und Kabarettisten Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“), der selbst eine der Hauptrollen übernimmt. Er spielt den Tanzmusiker Peter, der gemeinsam mit seinem Freund Torben (Marc Hosemann) nach Mallorca reist, um Schlagerstar an der Playa de Palma zu werden. Die beiden Hauptdarsteller nahmen sich Ende Mai am Rande der Dreharbeiten zusammen mit Gast-Star Mickie Krause Zeit für ein Interview mit der MZ.

Herr Strunk, Sie haben schon vor einem Jahr für das „Zeit-Magazin“ einen satirischen Ballermann-Song geschrieben. Jetzt eine ganze Serie rund um die Schinkenstraße. Was fasziniert Sie an diesem Mallorca-Kosmos?

Strunk: Faszination würde zu weit gehen. Ich habe aber schon vor vielen Jahren angefangen, Persiflagen auf Stimmungsschlager zu schreiben. Das ist die Keimzelle für die Serie. Diese Musik ist auch integraler Bestandteil der Geschichte, ich habe sechs neue Ballermann-Songs eigens für die Serie komponiert.

Wenn es nur um die Musik ging, hätte sich die Serie ja auch um Musiker auf dem Oktoberfest drehen können. Warum Mallorca?

Strunk: Weil die Fallhöhe zwischen Hamburger Tanzmuggern und der großen Ballermann-Meile höher ist. Innerhalb Deutschlands fände ich die Geschichte völlig uninteressant.

Haben Sie ein Lieblingslied?

Strunk: Ich habe mehrere Lieblingslieder. Aber das zentrale Lied ist „Man soll nicht lecken, bevor es tropft“.

Hosemann: Ein richtiger Ohrwurm!

Herr Krause, sind diese Lieder gut zu singen?

Krause: Auf jeden Fall. Auch wenn sie vielleicht nicht ganz Mallorca-tauglich sind.

Warum?

Krause: Die Songs sind sehr textlastig. Ich habe etwas davon im Studio aufgenommen, und ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben einen Song mit so vielen Wörtern gesungen. Ich könnte daraus mindestens sechs Titel machen. Mein Song „Geh mal Bier holen“ ist zum Beispiel nicht textlastig und bleibt sofort im Ohr. Ähnlich ist es bei „Eine Woche wach“. Wenig Text ist oft sinnvoller als zu viel Text. Und bei der ein oder anderen Nummer in der Serie ist schon sehr viel Text dabei.

Strunk: Das stimmt. Das Alleinstellungsmerkmal von Peters Musik sind Aufzählungen, davon gibt es sehr viele. Also hat Mickie schon recht, die Stücke sind eigentlich zu komplex.

Das heißt, die Serie produziert nicht den nächsten großen Ballermann-Hit?

Krause: Es gibt kein Rezept für den Mallorca-Hit. Man hat schon bei „Layla“ nicht gedacht, dass er diesen Erfolg haben würde, genauso wenig bei Titeln aus diesem Jahr. Von daher können wir gespannt sein. Vielleicht bekommt der Song durch diese Serie den Schub, den er verdient.

Strunk: Ich bin ja eigentlich kein Musiker, aber in der Welt der Bücher und Filme ist es ganz genauso. Manchmal erwartet man, dass ein Roman ein Bestseller wird, und er verkauft sich kaum, manchmal ist es genau andersherum. Hits kann man nicht programmieren. Entscheiden tun’s die Leute.

Soll die Serie eine reine Parodie auf die Ballermann-Welt sein?

Strunk: Nein, es soll ein Grenzgang sein. So, dass es noch echt sein könnte. Wir machen hier keine Comedy, sondern Hochkomik. Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Wie ist die Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren?

Hosemann: Kennen Sie Dick und Doof, also Stan und Ollie? Bei uns ist es so: Einmal ist einer Stan und der andere Ollie, dann ist es wieder andersherum.

Strunk: Wir sind beide arme Willis, ich bin noch der ärmere Willi, weil er hat zumindest eine Familie. Das Zusammenspiel zwischen uns hat sich als sehr gut herausgestellt. Ich glaube, das liegt auch daran, dass wir beide Hamburger sind, zwischen den Zeilen hallt der Hamburger Schnack mit. Ich bin froh, dass wir diese Buddy-Komödie überhaupt machen konnten. Weil in dem politisch korrekten Umfeld, in dem wir leben, sind zwei ältere weiße Herren in der Hauptrolle eigentlich gar nicht mehr so angesagt.

Wird die Serie trotzdem ein Erfolg?

Krause: Fakt ist auf jeden Fall, sie ist sehr lustig. Und ich glaube, darum geht es in erster Linie. Das Publikum will unterhalten werden. Und nebenbei können die Menschen mit der Serie reisen und sich an ihren letzten Urlaub auf der Insel zurückerinnern.

Mickie Krause ist schon lange Teil der Insel. Hat einer von Ihnen anderen eine besondere Verbindung zu Mallorca?

Hosemann: Nein, ich bin nur zum Geldverdienen hergekommen. Wie meine Figur eigentlich. Ich bin zum ersten Mal hier und wohne passenderweise 500 Meter entfernt neben der Schinkenstraße entfernt. Aber ich fühle mich pudelwohl, muss ich sagen.

Was bringt die Serie von Mallorca rüber? Verlassen wir die Schinkenstraße auch einmal?

Strunk: Ich fürchte nicht. Die deutsche Enklave hier wird von allen Seiten beleuchtet. Aber die Naturschönheiten erkunden wir nicht.

Krause: Wie keine Naturschönheiten? Ich bin doch dabei!

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