Mallorca Zeitung

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Santueri de Felanitx: Die am besten erhaltene Felsenburg von Mallorca ist wieder zugänglich

Die Festung hat als eines der letzten Ausflugsziele der Insel nach Corona wiedereröffnet – ganz diskret

Das Tor zur Felsenburg ist sonntags bis freitags wieder für Besucher geöffnet. | FOTO: SEBASTIÁN TERRASSA

Es gibt Ausflugsziele auf Mallorca, die die großen Besucherströme suchen. Führungen im Schichtbetrieb, Parkplätze für Touristenbusse, Werbung und Marketing allerorten. Und es gibt Ausflugsziele, die auf Diskretion setzen. Führungen gibt es nur auf Anfrage, Parkplätze nur für ein paar Pkw, und Werbung oder Marketing überhaupt nicht.

Immerhin verkündete die Besitzerfamilie des Santueri de Felanitx am 5. Mai auf ihrem Instagram- Account, dass die Felsenburg nach mehr als zwei Jahren Corona-Pause wieder geöffnet ist. Damit dürften schon mal die derzeit gut 60 Follower von @castelldesantueri_official etwas vom Neustart mitbekommen haben. Zwei Wochen später wurde dann auch die mallorquinische Lokalpresse auf die Wiedereröffnung aufmerksam. Der direkte Draht zur Besitzerfamilie dagegen ist eingefroren: Die WhatsApp-Nachrichten der MZ in den vergangenen Wochen wurden zwar gelesen, blieben aber ohne Antwort.

Offen oder nicht offen für Ausflüge?

Dabei müsste die Familie Vidal eigentlich daran interessiert sein, die Wiedereröffnung auf allen Kanälen zu verkünden. Dass der denkmalgeschützte Komplex so lange geschlossen blieb, obwohl man auf der weitläufigen Anlage ohne Probleme Corona-Sicherheitsabstände einhalten kann, schürte den Argwohn der Lokalpolitiker, und längst verhallte Forderungen nach Enteignung durch den Inselrat wurden wieder laut. Die Mehrheit der Parteien im Rathaus von Felanitx hatte zuletzt zu Jahresbeginn von der Besitzerfamilie die Wiedereröffnung gefordert.

Denn das Santueri ist ein wichtiges Stück Geschichte und Kulturerbe der Insel, zu dem die Allgemeinheit laut Gesetz Zutritt haben muss. Es handelt sich um die besterhaltene von drei Felsenburgen auf Mallorca, die im Mittelalter eine Schlüsselfunktion bei der Eroberung und der Verteidigung der Insel hatten – die beiden anderen castells roquers sind das Castell d’Alaró sowie das Castell del Rei bei Pollença. Besuchern der Anlage bei Felanitx bietet sich zudem in gut 400 Meter Höhe in der Serra de Llevant ein Panorama-Blick auf den gesamten Südosten der Insel.

Aufwendige Restaurierung

Die Familie Vidal hatte nach langen Jahren der Schließung erstmals 2014 wieder Besucher eingelassen. Das Santueri war in den Jahren zuvor unter den strengen Augen der Denkmalschutzbehörden restauriert worden. Die Felsenburg war im Jahr 1811 in den Besitz der Familie übergegangen – der spanische Staat hatte die Verteidigungsanlage damals aufgegeben und veräußert. Die Vorfahren betrieben auf dem weitläufigen Anwesen Landwirtschaft, gaben aber im Laufe der Zeit nach und nach die Felder auf. Das Santueri blieb bis auf kleinere Eingriffe zur Stabilisierung im Jahr 1966 unangetastet und konnte durchaus erkundet werden – auf Nachfrage erhielten Besucher einen Schlüssel, den sie anschließend meistens auch wieder ablieferten.

Dieser Dornröschenschlaf der Felsenburg sollte bis 2011 dauern. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten konzentrierten sich neben der Ausbesserung und Abstützung der Gemäuer auf elf Punkte – es sind Stellen, die vergleichsweise gut erhalten waren, die frühere Funktionsweise der Anlage erklären und zudem gefahrlos für Besucher zugänglich gemacht werden konnten. Entlang dieser elf Punkte kann die gesamte Burg umrundet werden. Weitere Infos sind per QR-Code abrufbar.

Denn auch wenn das Santueri von Felanitx vergleichsweise gut erhalten ist, sind viele Elemente erklärungsbedürftig – von Resten sogenannter Maschikulis, also ausgesparter Wurf- oder Gussöffnungen zur Abwehr der Feinde, über Reste eines Brotbackofens, mit dem offenbar die Truppe versorgt wurde, bis hin zu einem ausgeklügelten Wasserspeichersystem, das aus Brunnen, Leitungen und mindestens sechs Speicherbecken (aljubs) besteht.

Täglich außer samstags

Die jetzt veröffentlichten Besuchszeiten gelten für die Zeit zwischen Mai und Oktober, erkundet werden kann die Felsenburg täglich außer samstags in der Zeit zwischen 10.30 Uhr und 18 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro. Trotz aller Diskretion gibt es eine Website mit Angaben zum genauen Standort (santueri.org), und die Anfahrt ist ausgewiesen: Man fährt von Felanitx auf der Ma-14 Richtung Santanyí, biegt nach rund einem Kilometer links ab und folgt von da an den Schildern.

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