Mallorca Zeitung

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Ein Deutscher bietet Bitcoin-Nachhilfe auf Mallorca an

Christian Luecke organisiert auf der Insel Treffen für Interessenten in Kryptowährungen. Hat die Insel das Zeug zum Krypto-Mekka?

l Oben: „Bitcoin ist die Lösung“ heißt es laut einem Graffiti-Künstler in Palma. l Links unten: Einer der zwei Bitcoin-Automaten in Palma. l Rechts unten: Christian Luecke (Mitte) veranstaltet Bitcoin-Treffen in Palma. | FOTOS: ROHM/BENDGENS/PRIVAT

Für Mallorca-Auswanderer, die sich für Kryptowährungen interessieren, ist Christian Luecke ein erster Ansprechpartner. Jeden dritten Mittwoch im Monat lädt der Deutsche aus Oberstdorf in die Ventura Harbor Bar in Palmas Szeneviertel Santa Catalina. „Zu unseren Treffen kommen viele Anfänger. Die meisten springen kurze Zeit später aber wieder ab, weil sie merken, dass eine Menge technisches Know-how nötig ist“, sagt Luecke. Dabei kann man in der Kneipe zur Veranschaulichung sein Getränk auch mit virtuellem Geld bezahlen. „Das ist ein Marketing-Gag, auf den immer mehr Bars, Restaurants und Friseure aufspringen, um neue Kundenkreise zu gewinnen“, sagt Luecke. „Die Bitcoins sind zwar bekannt dafür, stark im Kurs zu schwanken. Aber nicht so sehr, dass das Bier von einer Minute auf die andere doppelt so teuer wird.“

Der Bitcoin-Profi studierte BWL und war nach eigenen Aussagen von der Finanzkrise 2008 schockiert. „Viele Käufer von Kryptowährungen sind Idealisten, die mit dem klassischen Finanzwesen nicht einverstanden sind. Die Banken stecken sich immer das meiste Geld ein. Für so ein Institut arbeiten zu müssen, hat mir nicht gefallen.“ Ein Freund lud ihn zu einer Konferenz in Miami ein, in der es um Bitcoins ging. Ab dem Zeitpunkt baute sich Luecke selbst ein Netzwerk auf. Neben den monatlichen Treffen organisiert er mittlerweile hauptberuflich die Mallorca Blockchain Days, eine Konferenz, auf denen sich Kryptoexperten austauschen. Die nächste steht vom 11. bis 14. Juli in Palma an (mallorcablockchaindays.com).

Wer sich auf Mallorca für Kryptowährungen interessiert

Das Teilnehmerfeld bei den Treffen ist bunt durchmischt. Deutsche, Briten, Spanier; Urlauber und Residenten. „Eigentlich ist der Handel mit den Kryptowährungen eine Männerdomäne. Auf Mallorca interessieren sich aber auch viele Frauen dafür“, sagt Luecke. Neben den gierigen Ahnungslosen und den Betrügern seien es vor allem „Freaks und Idealisten“, die sich mit den Kryptowährungen auseinandersetzen. Bitcoin ist für sie eine Art Religion. „Andere Währungen werden abschätzig als Shitcoins bezeichnet.“ Neben der namhaftesten Online-Währung sind besonders Ethereum und Monero gängig. „Letztere bietet einen komplett anonymen Handel an“, sagt der Experte. „Während bei Bitcoin jede Transaktion dokumentiert wird, ist bei Monero alles geheim.“ Er selbst entwickelte früher die App Kryptomat mit, auf der man mit den Kryptowährungen handeln kann. „Kurz vor Corona verkauften wir sie. Heute sind 99 Prozent der dort angebotenen Währungen Betrug“, sagt Luecke. Die populärsten Handelsplattformen heißen nun Binance, Kraken und Coinbase. In Palma gibt es zwei Geldautomaten, an denen man sich Bitcoins herunterladen kann. Einer steht im Einkaufszentrum Portopi, der andere in einem Laden im Carrer General Ricardo Ortega 14 im Viertel Pere Garau. Luecke hält sie wegen der hohen Kommissionen für nicht empfehlenswert.

Christian Luecke (in der Mitte) veranstaltet auf Mallorca Bitcoin-Treffen. Privat

An diesem Samstag steht das sogenannte Halving an

Die Online-Währung ist derzeit mehr wert als je zuvor. 63.000 Euro kostet ein Bitcoin derzeit. „Vor einem Jahr lag der Preis noch bei 16.000 Euro. Mir war klar, dass es ein guter Zeitpunkt zum Investieren war. Leider hatte ich aber kein Geld“, sagt Polizist López, der jetzt eher keine Bitcoins einkaufen würde. Anders sieht es Experte Luecke. „Seit Jahren reden wir davon, dass der Höchststand erreicht wurde und nun ein Fall kommt. Das ist nie eingetreten. Das Motto in unserer Branche lautet: Der beste Moment zum Kauf war gestern, der zweitbeste ist heute.“ An diesem Samstag steht das sogenannte Halving an, bei dem die Belohnungen für die Bitcoin-Schürfer etwa alle vier Jahre halbiert werden.

Die Auswirkungen auf den Kurs sind ebenso schwer vorherzusagen wie das Potenzial Mallorcas als Krypto-Mekka und „europäisches Miami“, wie es jüngst der deutsche Start-up-Unternehmer Christian Reber im „Business Insider“ formulierte. „Leider kommen noch nicht so viele Kryptofirmen nach Mallorca“, sagt Christian Luecke dazu. „Es gibt idealere Standorte wie Malta, Zypern, Portugal und die Schweiz, wo die rechtlichen Rahmenbedingungen besser sind.“ Eine Zunahme an Unternehmern und digitalen Nomaden, die auch mit Bitcoins wirtschaften, merke er aber schon.

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